
Wehrden (NW). Das idyllisch gelegene Weserdorf Wehrden kann auf eine wechselvolle und lebendige Vergangenheit zurückblicken. Als "Weredun" taucht der Name des Dorfes erstmals schriftlich überliefert aus dem Dunkel der Geschichte auf, als es im Jahr 860 als eine Schenkung an das damals noch junge Kloster Corvey gelangte.
Unter der Regie von Ortsheimatpfleger Gerd Rother hat sich mit dem Motto "1150 Jahre Weserdorf Wehrden - Ein Dorf feiert seine Geschichte" die örtliche Vereinsgemeinschaft zusammengetan, den Einwohnern und den auswärtigen Gästen vom 3. bis 6. Juni 2010 ein interessantes und abwechslungsreiches Programm zu bieten. Dabei sollen die Themen der Ortsgeschichte im Mittelpunkt stehen, die im Laufe der Jahrhunderte die Ortschaft geprägt haben. Bereits seit drei Jahren sind vier Arbeitsgruppen mit diesen Themen eifrig am Werk.
Wehrden als Adelssitz
Für die Vorbereitung des Jubiläums nimmt das Thema "Wehrden als Adelssitz" einen wichtigen Platz in der Ortsgeschichte ein, denn mindestens seit der Ersterwähnung ist das Dorf Adelssitz. Das jetzige Schloss, 1696-1699 von dem Paderborner Fürstbischof Hermann Werner von Wolff-Metternich auf den Resten eines älteren Gräftenschlosses erbaut, ist bis heute im Besitz der Familie von Wolff-Metternich/von Köckritz. Zu dem alten Gräftenschloss gehörte der etwas abseits stehende sogenannte Drosteturm. Dieser romantisch wirkende Turm war der Lieblingsplatz der großen westfälischen Dichterin Annette von Droste-Hülshoff, wenn sie in den Jahren 1818 - 1822 ihre Tante in Wehrden besuchte. Ein eigens der Dichterin gewidmeter Ausstellungsraum im Schloss und Vorträge werden an Ihre Aufenthalte in Wehrden erinnern. Das Schloss, das der Öffentlichkeit nicht zugänglich ist, wird seine Pforten öffnen. Es werden geführte Besichtigungen durch die fast noch im Original erhaltenen historischen
Repräsentationsräume des Fürstbischofs angeboten. Dabei wird im Rahmen einer Ausstellung die Geschichte der Familie von Wolff-Metternich in Wehrden präsentiert. Auf dem gesamten Schlosshof sind Vorführungen und Ausstellungen mit alten landwirtschaftlichen Maschinen und Geräten geplant.
Das Weserdorf
Das Augenfälligste an Wehrden ist naturgemäß seine Lage an der Weser und daher ist das Leben an und mit dem Fluss, welches durch Weserschifffahrt, Fischfang, Fährstelle und Hochwasser bestimmt wurde - auch ein Kernpunkt der Dorfgeschichte. Zu diesem Thema sind eine Vielzahl von Aktivitäten auf und an der Weser geplant, an denen auch Nachbargemeinden mitwirken werden, wie etwa bei einer Großbootregatta oder bei den Aktivitäten des Lattenbootes aus Lüchtringen und den Wrigglern aus Herstelle. Eine Ausstellung wird zudem an das Leben an der Weser erinnern.
Das Blumendorf
Wahrscheinlich wird Wehrden nur wenigen auswärtigen Besuchern als Blumendorf bekannt sein. Jedoch bis zum Ende der fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts, erläuterte Gerd Rother, wurde der in Wehrden von der 1841 gegründeten Firma Max Kornacker produzierte Blumen- und Nutzpflanzensamen in alle Welt exportiert. In den 1930er-Jahren beschäftigte das Unternehmen bis zu 300 Mitarbeiter. Das Ortsbild wurde in jener Zeit durch ausgedehnte Blumen- und Gemüsefelder rund um den Ortskern dominiert.
Zu diesem Aspekt der Dorfgeschichte wird ein Stand mit einem Oldtimer-Lkw aufgebaut, von dem Blumen und Sämereien in traditioneller Arbeitskleidung der 1930er Jahre verkauft werden sollen. Daneben zeigt eine Ausstellung verschiedene Exponate zur Geschichte der Firma Kornacker.
Das Eisenbahnerdorf
Mehr als hundert Jahre war Wehrden dagegen als Eisenbahnerdorf in der Region bekannt. Hier kreuzten sich die 1876 eröffnete Bahnstrecke Holzminden-Scherfede mit der 1878 in Betrieb genommenen wichtigen Ost-West-Strecke Ottbergen-Northeim. In den 1930er Jahren durchfuhren täglich 80 Güterzüge den Bahnhof Wehrden. Viele Wehrdener verdienten sich ihr Brot bei der Reichsbahn und der späteren Bundesbahn. Schmerzlich bleibt bei älteren Bewohnern die Erinnerung an die Bombardierungen dieses wichtigen Eisenbahnknotens während des letzten Krieges. Auch dieses bedeutende Kapitel soll mit einer Ausstellung Thema Eisenbahnbetrieb in Wehrden behandelt werden.
"Ich bin mir sicher, dass unsere Jubiläumsfeier in diesem Jahr ein ganz besonderes Ereignis in der Region sein wird und hoffe, dass unser ehrenamtlicher Einsatz mit vielen Helfern und Helferinnen aus allen Vereinen des Ortes durch einen guten Besuch der Veranstaltungen belohnt wird," gibt Ortsheimatpfleger Gerd Rother seiner Hoffnung Ausdruck.