Medizin vor der Haustür

Hausärzte: Rezepte gegen die Versorgungskrise im Kreis Höxter

Zum ersten bundesweiten Tag der Hausarztmedizin am 8. Mai findet auch in der Region im Mai eine Veranstaltung statt. Druck in den Praxen ist enorm hoch.

Nach Bielefed sollen mehr Haus- und Kinderärzte gelockt werden. | © Rolf Vennenbernd

08.05.2024 | 08.05.2024, 16:44

Beverungen. Unter dem Motto „Gesundheit ist wertvoll“ findet an diesem Mittwoch, 8. Mai, der erste bundesweite Tag der Hausarztmedizin statt. Der Hausärzteverband Westfalen-Lippe will nach seinen Angaben damit, gemeinsam mit allen weiteren 17 Landesverbänden und dem Bundesverband, deutschlandweit einen Einblick in die hausärztliche Arbeit gewähren und Lösungsansätze für die Krise aufzeigen, in der sich die hausärztliche Versorgung aktuell befindet.

Im gesamten Monat Mai finden rund um den Tag der Hausarztmedizin viele Aktionen und Veranstaltungen statt. Bei einer Podiumsdiskussion dreht sich am Mittwoch, 22. Mai, in Beverungen alles um die „Hausärztliche Versorgung im Kreis Höxter und Weserbergland“. Die Veranstaltung findet von 15 bis gegen 17.30 Uhr im Gesundheitszentrum Beverungen, Blankenauer Straße 4 statt. Jens Grothues, Vorstandsmitglied des Hausärzteverbandes Westfalen-Lippe und Hausarzt aus Beverungen, geht auf die Suche nach „Rezepten gegen die Versorgungskrise“ und beleuchtet gemeinsam mit Politikerinnen und Politikern und Gästen aus dem Gesundheitswesen die aktuelle Situation in der Region. Wie wird sich die Zahl der Ärzte und Praxen in Zukunft entwickeln? Welche Chancen, Risiken und Perspektiven bietet ein kommunales Gesundheitszentrum Marienmünster? Welche Projekte und Fördermöglichkeiten gibt es für die ärztliche Versorgung aus Sicht des Kreises Höxter? Wie schätzen Landtags- und Bundestagsabgeordnete die Situation ein?

Sie diskutieren mit dem Hausarzt

Über diese und weitere Aspekte informieren Leonie Steffen von der Abteilung Sicherstellung der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe, Josef Suermann, Bürgermeister der Stadt Marienmünster, Christian Haase, CDU-Bundestagsmitglied, und Vertreter des Kreises Höxter und des Landtags. Moderiert wird die Veranstaltung durch Thomas Rochell, Vorsitzender des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe. Interessierte Bürgerinnen und Bürger sind willkommen.

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„Mit dem Tag der Hausarztmedizin wollen wir auf die besondere Bedeutung der hausärztlichen Versorgung für die Gesundheit der Menschen aufmerksam machen“, erklärt Grothues. „Der Großteil der medizinischen Versorgung der Bevölkerung findet in unseren Praxen statt. Es ist wichtig, der Öffentlichkeit zu zeigen, was wir Hausärztinnen und Hausärzte gemeinsam mit unseren Teams Tag für Tag leisten und Lösungen für die sich abzeichnende Versorgungskrise zu suchen.“ Denn der Druck sei vielerorts bereits jetzt hoch: Eine immer älter werdende Ärzteschaft, Praxisschließungen wegen fehlender Nachfolger, gleichzeitig immer mehr und immer ältere Patientinnen und Patienten, die versorgt werden wollen, eine überbordende Bürokratie, eine fehleranfällige Digitalisierung – die Liste der aktuellen Baustellen ist laut Verantwortlichen lang.

Politiker beim Blick hinter die Kulissen

So nutzt der Hausärzteverband Westfalen-Lippe den Tag der Hausarztmedizin auch dazu, Politikerinnen und Politiker bei Praxisbesuchen einen Blick hinter die Kulissen zu ermöglichen und ihnen so ein Gefühl für die Abläufe und Bedürfnisse vor Ort zu vermitteln. Bei der Sicherung der hausärztlichen Versorgung liege eine große Chance im Ausbau der Hausarztzentrierten Versorgung (HZV), auch bekannt unter dem Begriff Hausarztprogramm, wie Lars Rettstadt, Vorsitzender des Hausärzteverbandes Westfalen-Lippe, betont: „Hausärztinnen und Hausärzte sind für ihre Patientinnen und Patienten elementarer Bestandteil einer guten medizinischen Versorgung. Sie begleiten sie oft über einen langen Zeitraum und über mehrere Generationen einer Familie hinweg. Über die akute oder chronische Erkrankung hinaus haben sie die jeweiligen individuellen Krankheitsgeschichten, das soziale Umfeld und die persönlichen Lebenssituationen im Blick. Gerade in einer alternden Gesellschaft ist das von großer Bedeutung.“

Damit das auch in Zukunft so bleibt und Patientinnen und Patienten sich sicher sein können, dass ihre hausärztliche Praxis immer auf dem aktuellen Stand ist, was Untersuchungsergebnisse und Therapiefortschritte angeht, wurde die Hausarztzentrierte Versorgung (HZV) entwickelt. Sie bietet die Möglichkeit, die eigene Hausärztin beziehungsweise den eigenen Hausarzt zur ersten Ansprechperson in allen Gesundheitsfragen zu machen. „Die Teilnahme an der HZV bedeutet, dass beim Hausarzt alle Fäden zusammenlaufen, er koordiniert die gesamte Behandlung“, erklärt Rettstadt.

Damit die Patienten nicht allein dastehen

Das heißt: Wo nötig, überwiesen Hausärzte an Fachärzte anderer Fachgebiete und würden dadurch immer über Untersuchungsergebnisse informiert. Sie organisieren Therapiemaßnahmen oder Einweisungen ins Krankenhaus aus der Hausarztpraxis heraus. Unnötige Doppeluntersuchungen oder Klinikaufenthalte könnten so vermieden werden. Sie wüssten um alle verordneten Medikamente und könnten diese aufeinander abstimmen.

Die Patientinnen und Patienten ständen im oft unübersichtlichen Gesundheitssystem nicht allein da. „Gleichzeitig stärkt die HZV die Rolle der Hausarztpraxen und trägt so dazu bei, dass die hausärztliche Versorgung vor Ort auch in Zukunft gesichert ist“, betont Rettstadt. „So profitieren beide – Hausärzte und Patienten“. Infos und Aktionen zum Tag der Hausarztmedizin unter: www.tag-der-hausarztmedizin.de