Mit 1.250 PS auf der Weser: Trafo-Transport legt in Höxter an

Höxter/Würgassen. Die Verantwortung ist riesig. Das weiß Kapitän Helmut Rüffer sehr genau und nimmt für dieses Projekt bewusst den Superlativ in den Mund: &bdquo;Sehr extrem“ sei die Fahrt mit dem 356 Tonnen schweren Generator, den er gerade auf der Oberweser bis nach Würgassen fährt. Dabei ist der 64-Jährige, der aus einer Binnenschiffer-Familie stammt und in fünfter Generation die Flüsse befährt, ein sehr erfahrener Kapitän. Und die Weser kennt er besonders gut, denn er kommt aus Lauenförde. Die größte aktuelle Herausforderung für ihn: das Hochwasser. Auch wenn der Wasserstand mit einem Pegel von rund 3,60 Metern in Höxter nicht so hoch ist wie noch vor gut einer Woche. &bdquo;Man muss unheimlich gut aufpassen. Man sieht ja den genauen Flussverlauf nicht mehr“, sagt Rüffer mit Respekt. Dabei hat er ein Patent für die Oberweser. Das heißt, er muss nicht, wie andere Kapitäne ohne dieses Patent für den Flussabschnitt, einen Lotsen mit an Bord nehmen. Dennoch: Der Unrat im Fluss sei gefährlich. Nicht nur der, den das Hochwasser mit sich reißt, sondern auch der Müll, der von Menschen unbedacht und verbotenerweise in die Weser gekippt werde. Erst gestern habe er das von seiner Brücke aus wieder beobachten müssen, erzählt der im Gespräch mit der &bdquo;NW“. Unter mancher Brücke wird’s knapp Für ihn bedeutet das, dass er keine Sekunde unaufmerksam sein darf. Konzentration pur. &bdquo;Das muss man sich etwa so vorstellen, als wenn man permanent mit Tempo 200 auf der Autobahn fährt.“ Auch wenn es durch das Hochwasser unter mancher Brücke sehr knapp wird: &bdquo;Es passt“, sagt Rüffer. Nur bei Minden hatten sie ein größeres Problem. Da musste der Frachter tiefergelegt werden. Heißt: ein paar Hundert Tonnen Wasser in das Schiff pumpen – und nach der Brücke wieder raus. &bdquo;Damit wir wieder etwas Geschwindigkeit bekommen.“ Das Rein- und Rauspumpen ist nicht mal ebenso gemacht – das dauere viele Stunden. Zwischenstopp in Höxter Zeit, die der Kapitän eigentlich nicht hat. Denn eigentlich sah der Zeitplan vor, dass das Schiff mit dem schweren Transformator schon am Dienstagabend an der Fährstelle Eulenkrug anlandet. Aber schon am Vormittag war klar, dass sie das Ziel nicht mehr erreichen würden. Denn für diese anstrengende Tour gibt es die behördliche Auflage, dass das Schiff nur am Tag gefahren werden darf. Setzt die Dämmerung ein, ist Schluss. &bdquo;Sehr vernünftig“, unterstreicht Rüffer. Tagesziel war deswegen erstmal Höxter. Festmachen am Pier 1, übernachten im Hotel und dann am nächsten Morgen weiter. &bdquo;Die Oberweser befährt man mit Verstand, nicht mit Kraft“, hat Rüffer einmal in einem Interview gesagt. Doch für diesen Transport ist neben genauer Kenntnis und einem noch genaueren Auge auch viel Kraft gefragt. Das Schubschiff der niederländischen Firma Van der Wees, die sich auch auf Schwerlasttransporte zu Wasser spezialisiert hat, wurde extra umgebaut und mit speziellen Propellern versehen. Zusammen mit dem Schleppschiff kommt das Gespann auf immerhin 1.250 PS. Und die sind aufgrund der hohen Strömungsgeschwindigkeit auch zwingend notwendig. Immerhin sei die Weser der schnellste Fluss in Europa, sagt Rüffer. Rüffers Geschäft brach durch Corona völlig zusammen Und er muss es wissen. Als Eigner des Motorschiffes Orate, das letzte von einstmals fünf Schiffen, die der Familie gehörten, ist er Jahrzehnte auf den Binnenflüssen unterwegs gewesen, um schwere Lasten zu transportieren. Gern auch Ungewöhnliches wie Luxuspanoramawaggons für die Rocky Mountains. Unterwegs war er insbesondere auf der Oberweser. Zuletzt hat er auf dem Schiff auch Eventfahrten für große Firmen angeboten. Immer dabei: seine Frau Heidi. Ein Geschäft, das mit der Coronapandemie völlig zusammenbrach. Da dachte er aber sowieso schon ans Aufhören. Als dann die Firma Van der Wees anfragte, hat ihn die Leidenschaft für die Schifffahrt wieder gepackt. Schon vor zwei Jahren steuerte er auf der Weser den Transport eines riesigen Trafos, der mit 310 Tonnen Gewicht nur unwesentlich leichter war als diesmal. Plattformwagen steht bereit Wenn er dann am Mittwoch am Fähranleger Eulenkrug ankommt, wird es noch mal spannend. Es gilt, die Fracht ruhig im Wasser zu halten. Denn zunächst muss der Transformator mit Hydraulikstempeln angehoben werden, damit der schon bereitstehende selbstfahrende Plattformwagen mit seinen 18 Achsen und 144 Rädern darunter fahren kann, um das Schwergewicht aufzunehmen. Dann wird es über Fürstenberg, Derental und Meinbrexen sowie die Landesstraße 550 durch Lauenförde zum Umspannwerk nach Würgassen transportiert. Die notwendige Vollsperrung der L550 bei Fürstenberg beginnt am 23. Februar ab 19 Uhr, in Meinbrexen ab 21 Uhr. Die Ankunft des Trafos im Umspannwerk Würgassen wird am übernächsten Morgen erwartet. Entsprechend umfangreiche Umleitungen sind ausgeschildert. Appell der Behörden an Schaulustige An der Strecke des Transports werden wie schon vor zwei Jahren zahlreiche Schaulustige erwartet. Die Bevölkerung wird jedoch gebeten, den Anweisungen der Sicherheitskräfte Folge zu leisten und die Sicherheitsabstände zu wahren. Die Reihe der Schwerlasttransporte geht übrigens weiter. Schon nächste Woche wird ein großes Schwungrad die Weser rauftransportiert. Mitte März und Mitte April folgen dann zwei weitere Trafos.

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