Verhandlung von „Kinkerlitzchen-Delikt“ aus Beverungen zieht sich zweieinhalb Jahre hin

Beverungen/Höxter. Der Spannungsbogen hielt nicht besonders lange. Götz P. (Name geändert) gibt unumwunden zu, dass er am 28. Juni 2021 ohne Führerschein in einem Renault Clio bei Beverungen unterwegs war. In den folgenden 20 Minuten Verhandlung vor dem Amtsgericht Höxter geht es also nur noch darum, wie der heute 40-Jährige zu bestrafen ist. Götz P. hat, wie er sagt, &bdquo;schwierige Zeiten“ hinter sich. Er ist seit langer Zeit schon süchtig nach Marihuana und Kokain. Beides hat er auch intus, als er im Juni 2021 von der Polizei in Beverungen kontrolliert wird. 21 Vorstrafen hat er gesammelt. &bdquo;Da kann man ein kleines Badezimmer mit tapezieren, mit Ihren Vorstrafen“, kommentiert der Staatsanwalt. Inhaltlich geht es um da um &bdquo;Erschleichen von Leistungen“, besonders schwere Diebstähle, natürlich Drogenbesitz und auch einschlägig ist der Bielefelder schon polizeibekannt. 2018 wurde er bereits ohne Lappen erwischt. Wann Götz P. seinen Führerschein verloren hat, muss dann erst mal recherchiert werden. Er selbst erinnert sich nämlich nicht so gut daran. &bdquo;2014 gab es mal drei Monate Fahrverbot“, sagt Richterin Christina Brüning, während sie in den Akten blättert. Der Staatsanwalt wirft 2016 ein. &bdquo;Ja, 2016 müsste das sein“, stimmt der Angeklagte zu. &bdquo;Oder ist der mal eingezogen worden wegen Punkten?“, hakt Brüning nach. &bdquo;BTM wohl“, meint der Staatsanwalt. Und dann ist das Datum auch gefunden: &bdquo;2015 unanfechtbar eingezogen.“ Für die Behörden ist P. lange nicht greifbar Nach Jahren und möglicherweise Jahrzehnten der Drogensucht versucht es Götz P. das erste Mal mit einer Therapie. Doch 2021 wird er rückfällig. Er kommt vorübergehend bei einem Bekannten in einem Beverunger Ortsteil unter. Deswegen war er im Juni 2021 auch dort mit dem Auto unterwegs. Danach passiert lange nichts, wie Richterin Brüning rekapituliert. Für die Strafjustiz ist P. nicht greifbar, Post ist nicht zustellbar, deswegen wird das Verfahren wegen Fahrens ohne Führerschein zunächst eingestellt. Erst als der Bielefelder erneut Hilfe annimmt und in eine Wohnung zieht, kommt wieder Schwung in die Ermittlungen. Unter anderem deswegen dauert es so lange, bis in Höxter verhandelt wird. &bdquo;So ein Kinkerlitzchen-Delikt, eigentlich geht das relativ fix“, sagt der Staatsanwalt. Seit rund zwei Jahren geht es Götz P. deutlich besser. Er wird gesetzlich betreut. &bdquo;Ich habe Schwierigkeiten mit Briefen und Amtsgeschichten.“ Ein weiterer Betreuer kümmert sich um alles, was neben Papierkram und Behördengängen noch so anfällt. Viermal die Woche besucht P. ein ambulantes Programm, das seinem Tag Struktur geben soll. Mit Erfolg offenbar. Seine Bewährungshelferin sieht &bdquo;eine positive Entwicklung“. Er nehme Hilfsangebote an und fordere sie sogar ein. Beispielsweise habe der dreifache Vater sich mit Hilfe seines Betreuers eigenständig um einen Therapieplatz bemüht. Das Ziel sei, sagt Götz P., &bdquo;dass ich auf Dauer wieder in Arbeit komme“. Vorbereitungen laufen offenbar schon. &bdquo;Erst mal halbtags“ soll es losgehen. &bdquo;Schritt für Schritt“. Mehr Positives als Negatives Den Lebenswandel rechnen Staatsanwaltschaft und Gericht dem Angeklagten hoch an. Immerhin ist der Bielefelder seither nicht mehr straffällig geworden. Der Staatsanwalt verlangt jedoch wegen des badezimmerlangen Vorstrafenregisters und weil P. im Juni 2021 unter offener Bewährung stand, eine Freiheitsstrafe von &bdquo;drei ist vier Monaten“. Die könne jedoch umgewandelt werden in eine Geldstrafe, 90 Tagessätze à 15 Euro schweben ihm vor. Die Verteidigung findet, 60 Tagessätze würden ausreichen. Das Gericht landet am Ende mit 70 Tagessätzen dazwischen. P. habe auch die Möglichkeit, die Strafe abzuarbeiten, erläutert Christina Brüning noch in der Urteilsbegründung.

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