„Dämlich, ich weiß“: Opfer aus dem Kreis Höxter redet sich vor Gericht um Kopf und Kragen

Höxter. Ein 35-Jähriger wird der räuberischen Erpressung beschuldigt, also des typischen: &bdquo;Gib mir Geld, sonst“. Ein schwerwiegender Vorwurf, der mit Freiheitsstrafe nicht unter einem Jahr bestraft wird. Vor dem Amtsgericht Höxter stand jedoch eher das vermeintliche Opfer, Daniel P. (Name geändert), ein 46 Jahre alter Unternehmer aus dem Kreis Höxter, im Mittelpunkt des Geschehens. Und das vor allem wegen einer recht konfusen Schilderung der angeblichen Tat. Er hätte 2023 in einer Großstadt einen Auftrag auf einer Baustelle angenommen, beginnt P. seine Aussage vor dem Schöffengericht. &bdquo;Einer meiner Jungs war ausgefallen“, erinnert er sich. Ein befreundeter Unternehmer kam zu Hilfe. Das sei immer mal wieder vorgekommen. Eine Hand wäscht die andere. Der Freund schickte einen Praktikanten, den Angeklagten, zu Daniel P., um bei den Arbeiten zu helfen. Ali B. &bdquo;hat mitgemacht“, lautet das Arbeitszeugnis des Unternehmers. Das könnte Sie interessieren: Gerichtsprozess nach Gewalttat in Beverungen: Freispruch trotz Vorstrafenregister Ein Lohn für die Hilfe sei jedoch nicht vereinbart worden. Tatsächlich sei P. davon ausgegangen, dass der befreundete Unternehmer Ali B. bezahlen würde. &bdquo;Aber irgendwann wollte Herr B. ja Geld haben“, hakt die Vorsitzende Richterin Christina Brüning nach. Daniel P. verneint einsilbig. &bdquo;Aber bei der Polizei haben Sie gesagt, dass Ali B. Geld wollte“, konfrontiert sie den Unternehmer. &bdquo;Ja, aber für was anderes.“ Es habe sich eher um eine Art Schutzgeld gehandelt. Diese unterschiedlichen Geldsummen waren im Gespräch Ali B. habe ihm ein Verbot für die Großstadt ausgesprochen und obendrein gedroht, er würde Daniel P.s Mutter, seine Frau sowie die Kinder &bdquo;ficken“. P. habe daraufhin die Polizei gerufen und die Kinder umgehend vom Kindergarten abgeholt. Zudem rief er den Mann an, dem die Baustelle gehörte. &bdquo;Hast du Bargeld? Bitte gib dem was“, habe er dem Mann gesagt. Der Baustellenbesitzer habe eingewilligt und Ali B. Geld gegeben. Lesen Sie auch: Gewerkschaft zu Schwarzarbeit im Kreis Höxter: &bdquo;Nur die Spitze des Eisbergs“ &bdquo;Ich weiß, dass Geld geflossen ist“, sagt der Unternehmer. Nur wie viel, ist unklar. Angaben über verschiedene Summen sind bei der Polizei gefallen. Und auch jetzt im Gerichtssaal geht es mal um 3.000 Euro, dann um 2.000, 4.000, 2.500, 1.400 oder 1.500. Einer Quittung des Baustellenbesitzers zufolge wurden 1.500 Euro ausgezahlt. &bdquo;Es kann sein, dass es 1.500 Euro waren, aber ich dachte, es wäre mehr. Ich will auch nichts Falsches sagen“, sagt P. Dennoch geht die geschäftliche Beziehung weiter Als Ali B. das Geld erhalten hatte, muss die Sache für P. erledigt gewesen sein. Denn drei oder vier Tage später ging er mit Ali B. einen Kaffee trinken. &bdquo;Das ist dämlich, ich weiß.“ Doch B. sei, &bdquo;wenn er keine Geldprobleme hat“, ein &bdquo;netter Mensch“. Er habe ihm persönlich auch nicht wirklich zugetraut, seiner Familie etwas anzutun. Doch in der Großstadt gäbe es &bdquo;so viele komische Vögel“, es sei dort &bdquo;schon durchaus gefährlich“. Auf Nachfrage der Staatsanwaltschaft, ob Daniel P. befürchtet habe, Ali B. könne zu einer &bdquo;Gruppierung“ gehören, weicht er aus. &bdquo;Wenn man kleine Kinder hat, macht man sich natürlich Sorgen.“ Trotz des angeblichen Vorfalls geht auch die geschäftliche Beziehung zwischen Daniel P. und Ali B. weiter. Der 35-Jährige vermittelt dem Unternehmer aus dem Kreis Höxter verschiedene Aufträge und erhält eine Provision. Darüber hinaus habe Ali B. ihm auch Beträge zurückgezahlt. &bdquo;Aber das war anderes Geld.“ Der Verteidiger nennt das Kind beim Namen Um die 1.500 Euro, um die es vor Gericht geht, zurückzuzahlen, habe Ali B. ihm dann ein Werkzeug-Set geschenkt. &bdquo;Als Wiedergutmachung“, sagt Daniel P., &bdquo;und dann hat er mir gestohlen“. Das habe er damals auf Kamera gehabt, aber sei nicht zur Polizei gegangen, so der 46-Jährige. Als Daniel P. auch nach einem hitzigen Scharmützel mit dem Verteidiger als Zeuge entlassen wird, nennt der Verteidiger das Kind beim Namen: &bdquo;Ein klarer Fall von Schwarzarbeit.“ Mit Handschlag sei &bdquo;vertraglich vereinbart“ worden, dass Geld fließe, sobald die Arbeit getan sei. Doch Ali B. habe kein Geld für seine Hilfe auf dem Bau erhalten. Kann man Geld aus Schwarzarbeit einklagen? &bdquo;Kann man Gehalt aus Schwarzarbeit einklagen?“, denkt die Richterin laut. &bdquo;Ich glaube nicht“, flüstert die Staatsanwältin. &bdquo;Doch, auf jeden Fall“, wirft der Verteidiger ein. Eine Online-Recherche der Höxteraner Richterin bestätigt die Auffassung der Staatsanwaltschaft. &bdquo;Ein zu schlechter Zeuge“, bilanziert Richterin Christina Brüning in der Urteilsbegründung. Auch wenn das Gericht sicher war, dass es ein zumindest unangenehmes Telefonat zwischen Ali B. und Daniel P. gegeben haben muss, so dass &bdquo;jemand, der selber Dreck am Stecken hat, sich gezwungen fühlt, zur Polizei zu gehen“, seien die Schilderungen P.s &bdquo;zu durcheinander, als dass wir zu einer Verurteilung kommen können“. Das heißt: Freispruch. Sollte Ali B., der immerhin 14 teils einschlägige Einträge im Bundeszentralregister vorweisen kann, vom Urteil überrascht sein, zeigt er es nicht.

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