25 Jahre Orange Blossom Special: Gartenparty mit persönlichem Flair

Beverungen. Es begann mit einer &bdquo;Schallplattenfirma“, den &bdquo;Glitterhouse Records“ in den 1980ern – und endete mit einem Festival, das das &bdquo;Rolling-Stone“-Magazine als &bdquo;das beste kleine Festival der Welt“ bezeichnete: Orange Blossom Special – kurz OBS – wird 25. Sein Macher Rembert Stiewe hat noch lange nicht genug. Was er dem Festival zum Geburtstag wünscht: &bdquo;Gesundheit und ein langes Leben – denn der Rest kommt von allein“, sagt Stiewe spontan. Denn man habe in den drei Corona-Jahren erlebt, &bdquo;dass man mit allem rechnen muss“. Deshalb gelte für das OBS: &bdquo;Mit ostwestfälischem Fatalismus und Pragmatismus das Beste draus machen.“ Woher eigentlich der ungewöhnliche Name kommt: Das sei eine &bdquo;niedliche Geschichte“, erzählt der Beverunger. Als 1997 das Internet noch keine Bedeutung hatte, gab es bei Glitterhouse einen monatlich verschickten Werbe-Katalog in Papierform, in dem man Tonträger angeboten habe. Der erreichte laut Stiewe 7.000 bis 8.000 Menschen in Deutschland. Darin habe man von einem &bdquo;kleinen Gartenfest mit Live-Musik“ berichtet. Dem fehlte aber der Name. Fünf Leute saßen um einen Tisch herum und zerbrachen sich den Kopf. Und der Andruck drängte. Drängte gewaltig. &bdquo;Alles nur Blödsinns-Ideen.“ Bis einer von ihnen aufstand und ins Büro ging mit der Ansage: Der Titel des Albums, das an erster Stelle im Regal steht, das wird der Name des Festivals. Es war Johnnys Cashs &bdquo;Orange Blossom Special“. Stiewe lacht: &bdquo;Es ist kompliziert auszusprechen, aber wir können gut damit leben – die meisten sagen sowieso OBS.“ Ob sie daran gedacht haben, dass es mal so groß wird: &bdquo;Nee, bei weitem nicht“, sagt Stiewe. &bdquo;Neulich habe ich die Fotos gefunden vom Bühnenaufbau 1997. Sehr klein, mit Europaletten. Dach drüber. Unsere Gartenparty hat sich verselbstständigt.“ Es sei aber ein &bdquo;organisches Wachstum“ gewesen, dessen Zukunft nun auf festen Boden stehe: &bdquo;Das Hauptgebäude gehört mir, das große Gelände ist auf zehn Jahre zugepachtet.“ Planungssicherheit. Ob man jemals daran gedacht hat, größer zur werden und an einen anderen Ort zu wechseln: Ja, das sei mehrfach an sie herangetragen worden: &bdquo;Aber einen anderen Ort für das OBS kann ich kategorisch ausschließen“, betont Stiewe. OBS auf dem Sportplatz &bdquo;das ist nicht mehr unseres“. Wenn sie in den OBS-Garten mit OBS-Villa einladen, dann habe das etwas sehr Persönliches. Deshalb werde ein OBS immer an diese Location gekoppelt sein. Ja, man sei organisch gewachsen, habe aber mit den sicherheitstechnischen Auflagen auf dem umbauten Gelände sowieso eine Begrenzung nach oben. &bdquo;Wenn man bedenkt, es gibt 1.000 Festivals in Deutschland, da muss man sich von den anderen abheben.“ Das mache das OBS auch damit, dass mehr Sitz- oder Schattenplätze sowie mehr Service angeboten würden. Auch im Backstage-Bereich: &bdquo;Die Versorgung der Künstler – wie bei einer Hochzeit“, sagt er. Durchaus mit dem Gedanken: &bdquo;Wenn sich die Künstler wohlfühlen, dann ist auch die Show besser. Das sind die liebevollen Details, wegen denen auch Giant Rooks, Annenmaykantereit oder Casper bei uns auf der Bühne standen oder wiederkamen. Obwohl wir uns diese Künstler eigentlich gar nicht leisten können.“ Was Corona verändert hat: Man habe die maximale Kartenverkaufsgröße auf 3.500 Tickets begrenzt, habe nie darunter zu leiden gehabt, dass die Karten mal nicht weggehen. &bdquo;Eine privilegierte Position. Und wir haben ein großes treues Stammpublikum.“ Und heute? 2.500 Leute erreiche man sofort, danach müsse man um jede verkaufte Karte kämpfen. Denn nach Corona sei grundsätzlich die Nachfrage bei Veranstaltungen gesunken, weiß Stiewe auch von anderen. &bdquo;Das muss sich erstmal wieder zurecht ruckeln.“ Deshalb heißt das für Stiewe und das OBS-Team: Früh raus mit Plakaten, wieder Flyer drucken, online tägliche Posts. Es gibt auch jetzt noch Tickets (siehe Info-Box). Ein OBS-Moment, der ihm in Erinnerung geblieben ist: Der Auftritt einer Band namens &bdquo;The Slow Show“. &bdquo;Sehr ruhige Musik, getragen, unfassbar intensiv. Ich hatte sie auch mal in einer Kirche erlebt.“ Und dann beim OBS als Abschluss-Gig des Line-Ups nach einer Rockband, bei dem das Publikum voll abging: Der Sänger der Band habe ihm während dieser gesagt, dass sie jetzt aber echt Schiss hätten, auf die Bühne zu gehen. Er habe ihn beruhigen können: &bdquo;Die letzte Band bei uns ist immer sehr ruhig.“ Und wirklich: Nach dem zweiten Song habe der &bdquo;Slow-Show“-Sänger Tränen in den Augen gehabt und ihn am Bühnenrand abgeklatscht. &bdquo;Die Zuhörer waren gebannt, man hätte eine Stecknadel fallen hören. Dann folgte extatischer Jubel.“ Für Stiewe: &bdquo;Musikalische Gänsehaut-Momente und eine Atmosphäre, die schwer in Worte zu fassen ist“. Einen Wunsch frei: Wen er sich mal fürs Line-Up beim OBS wünscht: &bdquo;Nick Cave“, antwortet Stiewe wie aus der Pistole geschossen. &bdquo;Den werden wir nie kriegen. Zu groß, zu teuer. Aber ein brillanter Künstler mit einem eigenen Stil in der Leonard-Cohen-Liga.“ Das OBS ist für ihn. . . &bdquo;. . . ein Lebensinhalt geworden. Es geht nahtlos ineinander über: Das alte Festival ist noch nicht abgerechnet, da geht’s schon ins Booking fürs neue.“ Was er dem OBS für die nächsten 25 Jahre wünscht: &bdquo;So agil und offen zu bleiben – musikalisch wie inhaltlich“, sagt der Beverunger. &bdquo;Auf das Publikum eingehen, aber auch stur bleiben und dem eigenen Herzen folgen. Damit sind wir immer gut gefahren.“

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