Die Fährsaison in den Beverunger Ortschaften verzögert sich

Beverungen-Würgassen. Fahren können die Fähren schon. Am Gründonnerstag haben die ersten Testfahrten zwischen Herstelle und Würgassen begonnen. &bdquo;Alles läuft wie geschmiert, aber leider muss sich der Saisonstart wegen des aktuellen Hochwassers noch verschieben“, sagt Bürgermeister Hubertus Grimm. Den Fährschiffen macht der hohe Wasserstand nichts aus, allerdings steht der barrierefreie Zugang derzeit noch zu sehr unter Wasser, dass eine Öffnung der Fähranlage aus Sicherheitsgründen nicht möglich ist. &bdquo;Sobald das Wasser wieder fällt, werden wir schnellstmöglich öffnen“, betont Grimm. Jetzt soll das Osterwochenende ja wettertechnisch sowieso eher durchwachsen sein. Üblicherweise beginnt die Fährsaison im Mai. Aber auch wegen der Landesgartenschau in Höxter haben die insgesamt sieben Fährschiffer der Ortsteile Wehrden, Würgassen und Herstelle die beiden im vergangenen Jahr neu angeschafften barrierefreien Fährschiffe früher als sonst aus dem Winterschlaf geholt. Lautlos und ohne Motorantrieb gleiten die Weserfähren der Stadt Beverungen wie von Geisterhand von Herstelle nach Würgassen und von Wehrden zum Eulenkrug über die Weser. Es ist tatsächlich so, als würden die Fähren über die Weser segeln, wobei das Segel ein über die Weser gespanntes Stahlseil ist und der Wind durch die Strömung des Wassers ersetzt wird. Diese Technik nennt sich Gierseilfähre. Das Seil verhindert ein Abtreiben der Fähre und in Kombination mit einem großflächigen Ruderblatt wird die Strömungskraft des Wassers in Vortrieb umgewandelt, wie bei einem Segelboot, das schräg gegen den Wind fährt. Je steiler ich das Ruder gegen den Strom stelle, desto mehr kann ich die Fahrt abbremsen“, erklärt Fährschiffer Gerhard Daniel (76) aus Würgassen. Die Fahrt mit einer Gierfähre ist Eleganz und Nachhaltigkeit in Vollendung und ein echtes Landschafts- und Naturerlebnis, dass einem auch in diesem Jahr für preiswerte 1,50 Euro gewährt wird – und die Fahrradmitnahme ist auch schon mit drin. &bdquo;Wir rechnen immer mit fünf Minuten für jede Überfahrt, inklusive Ein- und Aussteigen“, sagt Schiffer Daniel. Die Geschwindigkeit richtet sich nach Stärke der Strömung. Bei Hochwasser ist sie größer. &bdquo;Dafür ist der Weg dann auch weiter, weshalb es mit der Zeit meistens immer passt.“ Die Eckdaten der Fähren Die beiden Beverunger Fähren haben vor allem für den Radverkehr eine hohe verkehrstechnische Bedeutung, da sie den Nutzern ermöglichen, im Dreiländereck die Flussseite des Radwegs zu wechseln. Rund 9.000 Fährgäste haben im vergangenen Jahr dieses Angebot genutzt. In diesem Jahr geht die Stadt von einer Steigerung der Zahl aus. Zum einen, weil sich der barrierefreie Zugang nun besser herumgesprochen hat und zum anderen natürlich wegen der Landesgartenschau in Höxter. Zuvor waren offene, kleine Kähne als Fähren eingesetzt. Die hatten den Nachteil, dass sich die Mitnahme von Rollstuhlfahrern als sehr schwierig gestaltet hat. Auch Fahrräder mussten ins Boot gehoben werden, was sich bei den modernen, schweren E-Bikes ebenfalls zum Problem entwickelt hat. Bei den neuen Fähren sind Schiff und Anleger auf einer Höhe, wie bei einer klassischen Autofähre. Die Beverunger Rad- und Personenfähren sind zwölf Meter lang, drei Meter breit und fünf Tonnen schwer und liegen 30 Zentimeter tief im Wasser. Sie könne zwölf Passagiere inklusive Fahrräder mitnehmen. 540 Jahre Fährschifferei in Herstelle Die Gierseiltechnik ist nicht nur effizient und nachhaltig, sie ist auch sehr alt. In Herstelle ist die Fähre nach Würgassen seit 1583 beurkundet. In diesem Jahr findet sich die Fähre also im 540. Jahr ihres Bestehens. Anfangs hing das Gierseil knapp über der Wasseroberfläche. Kam ein Schiff in Längsrichtung flussaufwärts oder flussabwärts musste das gut 100 Meter lange Fährseil umständlich auf dem Grund des Flussbetts versenkt und und dann wieder hoch gehievt werden. Seit 1937 verwendet man ein in etwa acht Meter Höhe an Masten gespanntes Hochseil, unter dem der sonstige Schiffsverkehr durchfahren kann. Die Beverunger Fähren verkehren bis Oktober täglich bis 18 Uhr. In Herstelle startet der Fährbetrieb morgens um neun Uhr, in Wehrden eine Stunde später. Die genauen Fahrzeiten und Tarife können auf der Homepage (www.beverungen.de) abgerufen werden.

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