Schülerverkehr: Überfüllter Bus lässt Schüler in Beverungen stehen

Kreis Höxter/Beverungen. Die Kritik an der Schulbusbeförderung im Kreis Höxter reißt nicht ab. Vor wenigen Wochen hatte sich bereits eine Mutter aus Höxter über zu volle Busse beklagt, nachdem der die NPH die coronabedingten Verstärkerbusse gestrichen hatte. Diesmal empören sich Eltern aus Amelunxen. Jeden Morgen die gleiche Situation: An der Bushaltestelle in Amelunxen warten die Kinder auf den Bus. Die Linie R22 fährt vor, darin sitzen bereits Schüler und andere Bürger aus Bad Karlshafen und den weiteren Ortsteilen von Beverungen. Der Bus hält, die Kinder steigen ein. Wer Glück hat, ergattert einen Platz oder kann sich dicht gedrängt zumindest einen Stehplatz sichern. Aber es gibt auch Kinder, die bleiben stehen, während der Busfahrer ihnen die Tür vor der Nase zu macht. &bdquo;Seit drei Wochen geht das jetzt schon so. Die Busse sind voll, die Schüler stehen bis zum Busfahrer und einige Kinder werden gar nicht erst mitgenommen. Am Montag sind erst wieder vier Kinder stehen geblieben“, berichtet eine Mutter aus Amelunxen im Gespräch mit der &bdquo;Neuen Westfälischen“. Sie fordert eine Lösung – und das zeitnah. Kein zweiter Bus Es sei nicht das erste Mal, dass es Probleme mit dem Schülertransport vom Beverunger Ortsteil nach Höxter gebe. Im vergangenen Jahr nach den Herbstferien fiel der zweite Bus, der sonst fuhr, weg. &bdquo;Damals ist gerade das 9-Euro-Ticket ausgelaufen“, berichtet die Mutter. Mehrere Tage waren die Kinder gezwungen, dicht gedrängt im Bus zu stehen. &bdquo;Aber da ist nach relativ kurzer Zeit wieder ein zweiter Bus eingesetzt worden“, so die Amelunxerin. Jetzt erneut der Wegfall des zweiten Busses. Denn der NPH hatte angekündigt, dass die Corona-Zusatzfahrten, die eigens für den Schulbusverkehr eingesetzt worden waren, nach den Weihnachtsferien nicht mehr angeboten werden, weil die Förderung dafür auslaufe. &bdquo;Die Elternvertretung der Realschule ist bereits seit Wochen in Gespräch mit den Schulen, der Stadt Höxter, dem Busunternehmen und dem NPH, aber ohne eine konkrete Lösung“, berichtet die Mutter. &bdquo;Keiner will etwas ändern, es wird einfach ausgesessen“, so ihr Vorwurf. Fast jeden Morgen beobachte sie die Situation und sehe, wie die Schüler bis in den Fahrerbereich hinein stehen oder gar stehengelassen werden. &bdquo;Ich hab die Kinder schon öfter eingesammelt und zur Schule gebracht“, berichtet sie. Für sie sei die Fahrt mit dem Bus zur Schule nicht sicher und dass kein weiterer Bus, besonders zur Stoßzeit morgens um 7 Uhr, geschickt werde, unverständlich. Zu Zeugnisvergaben würden schließlich Sonderbusse gestellt. "Nichts geht über ein Kinderleben“ Es könne nicht sein, dass auf Kosten der Kinder gespart werde. &bdquo;Nichts geht über ein Kinderleben“, so die Mutter. Es müsse jetzt gehandelt werden und nicht erst, wenn ein Unfall passiere und ein Schüler durch die Windschutzscheibe fliege, weil der Bus eine Vollbremsung macht und die Kinder direkt vor der Scheibe stehen. Für sie seien die Busse einfach nicht ausreichend: &bdquo;Die Schüler haben ja auch alle einen Tornister auf und Sportsachen dabei, das verringert doch noch einmal die Kapazität“, sagt die Amelunxerin. Tatsächlich bietet ein Linienbus im Normalfall 28 bis 35 Sitzplätze. In der Regel betrage die gesetzlich erlaubte Kapazität eines Solobusses inklusive Stehplätze circa 90 Personen – teilweise je nach Ausführung des Busses auch mehr, informiert Matthias Hack, Pressesprecher des NPH auf Nachfrage. &bdquo;Unsere selbst festgelegten Qualitätskriterien im Nahverkehrsplan sagen aus, dass wir die Kapazität mit 70 Fahrgästen bemessen und somit über die gesetzlichen Vorgaben spürbar hinausgehen“, so Hack weiter. Demnach dürfen grundsätzlich bei der Beförderung von Schülern nur so viele Kinder mitgenommen werden, wie für das jeweilige Fahrzeug gesetzlich vorgesehen ist. Dabei seien die Ein- und Ausstiege frei zu halten. Laut Pressesprecher ist dem NPH die Situation in Amelunxen bekannt. &bdquo;Die Kapazität prüfen wir derzeit. Laut Auswertung der Schülerzahlen liegen wir genau an der selbst gesetzten Kapazitätsgrenze von 70 Schülerinnen und Schülern“, informiert Hack. &bdquo;Wir stehen im Kontakt zum Verkehrsunternehmen Risse Reisen, das auf der Linie R22 tätig ist, sowie zur Stadt Höxter, die uns um eine Prüfung der Kapazitäten gebeten hat“, so der Sprecher weiter. Insbesondere bei einer Fahrt, auf der Kinder stehen geblieben sind, habe der NPH die Videoüberwachung seitens des Verkehrsunternehmens ausgewertet. Es handelte sich um die Fahrt am Montagmorgen, bei der, wie von der Amelunxer Mutter berichtet, vier Kinder nicht mitgenommen wurden. Schüler sensibilisieren Die Auswertung habe ergeben, dass sich 66 Personen im Bus befanden. &bdquo;Die Schülerinnen und Schüler hatten überwiegend ihre Rucksäcke aufgesetzt, womit eine Verminderung der Kapazitäten verbunden sein kann“, erklärt Hack. &bdquo;Zudem sind nicht alle Schülerinnen und Schüler so weit aufgerückt, dass sie den gesamten Raum des Busses genutzt haben.“ Der NPH habe die Stadt Höxter und das Busunternehmen daraufhin gebeten, die Schulen zu informieren und die Kinder auch im Bus dafür zu sensibilisieren. &bdquo;Bereits durch kleine Verhaltensumstellungen lassen sich wertvolle Effekte für alle Beteiligten erzielen“, sagt der Pressesprecher. Sollten sich die Rahmenbedingungen trotz entsprechender Sensibilisierung nicht verbessern, werde der NPH mit den Beteiligten &bdquo;gerne eine Optimierung prüfen“. Dabei seien auch die zusätzlichen Kosten zu berücksichtigen, so Matthias Hack. Auch NPH-Chef Marcus Klugmann ging am Donnerstagabend in Nieheim auf die besonders sensible Situation im Schulbusverkehr ein. Weil zu den Spitzenzeiten morgens und mittags besonders viele Busse und Fahrer gebraucht würden, sei dies ein großer Kostentreiber. Hinzu komme die selbstgesetzte Kapazitätsgrenze, die zusätzliche Kosten verursacht. Er warnte indirekt die Städte davor, an dieser Stelle Einsparungen vorzunehmen. &bdquo;Wir können die Busse natürlich vollpacken bis auf den letzten Platz“, so Klugmann. Dann aber werde es große Diskussionen über die Sicherheit der beförderten Schüler geben, prognostizierte er.

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