Darum ist der Martinsumzug in Beverungen gestrichen

Beverungen. St. Martin hoch zu Ross auf der Bundesstraße, mitten durch das Fackelschein-Spalier der Feuerwehr. Dahinter die Kinder stolz mit ihren selbst gebastelten Laternen und singende Eltern: Es gab Jahre, da war der Martinsumzug in der Weserstadt ein tolles Event. Doch statt eines Fests zum selbstlosen Teilen lädt Beverungen Marketing am Freitag, 11. November, zum Blue Friday ein. Ein Shopping-Event. In den sozialen Netzwerken gab es daran deutliche Kritik. Marketing-Chef Rembert Stiewe erklärt in der Neuen Westfälischen, warum er diesen Weg für richtig und sinnvoll hält. Die Absage des Beverunger Martinsumzugs liegt ausnahmsweise mal nicht an der Corona-Pandemie, die so vielen Veranstaltungen in jüngerer Vergangenheit einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. &bdquo;Es gab nicht das eine K.O.-Kriterium. Der Martinsumzug lief in den vergangenen Jahren einfach nicht mehr so gut und hatte nicht mehr den tollen Effekt“, sagt Stiewe. Und damit meint er nicht nur, dass sich immer weniger Kinder und Eltern an der Aktion beteiligt haben. Auch Musikkapellen ließen sich kaum noch dafür gewinnen. Beim letzten Mal war es nur noch eine. &bdquo;Vorn kam die Musik aus dem Lautsprecher“, erinnert sich Stiewe. Dabei fand extra sonntags am späten Nachmittag statt – verbunden mit einem verkaufsoffenen Sonntag. Doch die Einzelhändler waren damit nicht zufrieden. Die jungen Familien kamen zwar zum Umzug, kauften aber vorher oder hinterher kaum ein, als dass sich der große Aufwand lohnen würde, sagt Stiewe. &bdquo;Das Feedback des Handels war eindeutig.“ Dabei habe Beverungen Marketing einiges versucht, um das Event zu &bdquo;attraktivieren“ – zum Beispiel durch eine Feuershow. Genützt hat es wenig. Hinzu kommt die strenge Marschrichtung der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, die auf die penible Einhaltung der Vorgaben zur Sonntagsöffnung achtet. Ein Martinszug allein reicht als Argumentation längst nicht mehr aus. Viel zu klein. Ohne Verkaufsevent geht es nicht Und einfach ohne Verkaufsevent einen Martinsumzug organisieren? Dafür ist Beverungen Marketing schlicht nicht da. Der Verein hat die Aufgabe, den Einzelhandelsstandort zu stärken und Kaufkraft nach Beverungen zu holen. Dafür zahlen die Mitglieder Beiträge und dafür bekommt der Verein öffentliche Unterstützung. Die Kosten für den Beverunger Martinstag, von Werbung bis zu GEMA-Gebühren, waren hoch. Ebenso immens der organisatorische Aufwand. Zeit und Geld, die der Verein an anderer Stelle sinnvoller einsetzen könne, entschied der Vorstand um Rembert Stiewe schon vor längerer Zeit. Das läuft am Blue Friday Herausgekommen ist der Blue Friday am 11. November, der auch Auftakt zum beliebten Beverunger Weihnachtsspiel sein soll. Mit Ladenöffnungszeiten bis in den späten Abend. &bdquo;Dafür wollten wir einen richtigen Rahmen“, sagt Stiewe. Es gibt Livemusik und ein Kinderprogramm. Der Carnevals-Verein Weser-Brücke (CVWB) zelebriert zeitgleich auf dem Rathausplatz ihre Sessionseröffnung. Der 11.11. ist aber nicht nur den Narren heilig, sondern mit Blick auf den Martinstag auch der Kirche. In dem Blue-Friday-Programm auch noch den Martinsumzug zu integrieren, sei aber nie eine Option gewesen, bekennt Stiewe. Denn der Umzug der Jüngsten passt aus seiner Sicht nicht recht mit den schunkelnden Karnevalisten zusammen. Beide müssten auf dem Rathausplatz stattfinden, keiner würde vom anderen profitieren. Verkehrsprobleme Zudem gibt’s das Problem mit der Bundesstraße, über die der Umzug laufen müsste, um die von der Gewerkschaft geforderte Nähe zur Verkaufsveranstaltung zu garantieren. Die B 83 darf nicht vollständig gesperrt werden. Also liefen die Kinder im Dunkeln immer auf einer Straßenseite, während auf der anderen Fahrbahn die Autos fuhren. In der Mitte Eltern mit Warnwesten. Aus Sicht von Stiewe immer ein hohes Sicherheitsrisiko – und für den Verein kaum noch tragbar. Eine wirklich traditionsreiche Veranstaltung, die es schon viele Jahrzehnte gebe, sei der Beverunger Martinszug zudem nie gewesen, meint Stiewe. Entstanden ist er aus dem Martinstag der Grundschule, die irgendwann ihren Umzug mit dem der Werbegemeinschaft zusammengelegt hat. Der Beverungen-Marketing-Chef erinnert daran, dass viele Kitas und Ortschaften zudem ihre eigenen Martinsumzüge hätten.

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