11-Jährige vergewaltigt: Vater soll auch Ex-Frau zum Sex gezwungen haben

Beverungen. Vergewaltigungen haben nichts mit Lust oder gar Liebe zu tun, sie sind Ausdruck von Macht. Ein Beverunger steht unter dem Verdacht, im Sommer 2016 seine damals elf Jahre alte Tochter vergewaltigt zu haben, um sie zu bestrafen. Jetzt muss er sich vor der 5. Großen Strafkammer des Landgerichts Paderborn verantworten. Es ist alles andere als rund gelaufen im Familienleben von Andreas T. (alle Namen geändert). Deshalb hat der erste Verhandlungstag, an dem der 51-jährige Beverunger zu den Vorwürfen Stellung nahm und die heute 17 Jahre alte Helene aussagen musste, unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattgefunden. Beim Fortsetzungstermin ist das anders, wenn die Mutter des Mädchens und seine Schwester aussagen. Sie sprechen offen über ihr Familienleben, darüber, dass Andreas T. schon einmal die Hand ausrutschte. Wenn er sich provoziert fühlte, habe er öfter zugeschlagen, nicht ins Gesicht, aber "es gab den Popo voll“, wie sich die ältere Schwester von Helene erinnert.Dabei waren die Kontakte zwischen den Kindern und ihrem Vater schon längst nach früher Scheidung auf monatliche Treffen reduziert. "Ich hatte kein Bedürfnis, ihn zu sehen“, so die 18-Jährige. Während sie bei den Besuchen in Beverungen jede Chance nutzte, zumindest über Nacht bei der geliebten Großmutter unterzukommen, blieb Helene dann bei ihrem Vater.2017 eskaliert die Situation Tatsächlich eskalierte die Situation 2017, als Andreas T. seine älteste Tochter im Verlauf einer Diskussion heftig ohrfeigte. Die junge Frau erstattete Anzeige. "Ich habe mich noch nie schlecht behandeln lassen.“ Das Jugendamt entzog ihm daraufhin das Umgangsrecht. Vor Gewalt des Angeklagten war anscheinend auch die Mutter der beiden Mädchen nicht sicher. Schläge musste die Paderbornerin zwar nicht erleiden. Sie sei aber von ihm öfter zu Sex gezwungen worden, sagt die 47-Jährige.Hilfe fand sie aber nicht einmal bei ihrer Schwiegermutter, die Gleiches in ihrer Ehe erlebt haben soll. Diese habe ein solches Verhalten von Männern als normal angesehen und berichtet, dass Andreas T. vor vielen Jahren seine Schwester vergewaltigt habe - gleichfalls, um diese zu bestrafen. Eine andere Sicht der Dinge äußert hingegen der ehemalige Lebensgefährte der 47-Jährigen, der acht Jahre lang für Helene und ihre Schwester wie ein Vater gewesen sein soll. Der charakterisiert die Paderbornerin zwar als "liebes Mädchen“, das aber habe anderthalb Jahre lang gelogen, um seine Beziehung zu einem Jungen zu verheimlichen. Der 59-Jährige ist davon überzeugt, dass die junge Frau den Angeklagten zu Unrecht belaste. Tochter leidet unter Flashbacks und Panikattacken Ob die Richter um die Vorsitzende Nicole Klein der Aussage dieses Zeugen folgen, wird sich frühestens Ende des Monats zeigen. Zuvor haben sie für den dritten Verhandlungstag (Donnerstag, 10. März) weitere Zeugen aus dem Familien- und Freundeskreis geladen. Einen Einblick in das Seelenleben der 17-Jährigen haben sie indes schon bekommen. Im Jahr nach der Erstattung der Anzeige sei es ihrer Tochter sehr schlecht gegangen, erzählt ihre Mutter. Helene habe massiv unter Flashbacks und Panikattacken gelitten und mehrere Monate in einer Klinik verbringen müssen. In dieser Zeit habe sich die junge Frau gewünscht, keine Anzeige erstattet zu haben.Doch jetzt sei das ganz anders. Der psychische Zustand ihrer Tochter sei mittlerweile gefestigt, sagt die 47-Jährige. Jetzt sei sie "stolz“ darauf, den Vorfall öffentlich gemacht zu haben, und betone stets, dass nicht sie es gewesen sei, die einen Fehler gemacht habe.

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