Beverungen Verkehrsgutachten zum Atommüllager: Sofortiger Planungsstopp gefordert

Beverungen/Würgassen. &bdquo;Die LKW-Transporte zum geplanten Atommüll-Bereitstellungslager in Würgassen werden keine Probleme bereiten.“ Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie im Auftrag der Bundesgesellschaft für Zwischenlagerung, die bekanntlich Würgassen zum zentralen Umschlagplatz für schwach- und mittelradioaktive Abfälle aus dem gesamten Bundesgebiet machen will.Die täglich etwa 20 LKW-Fahrten dorthin würden das Verkehrsaufkommen in der Region nur &bdquo;marginal“ erhöhen. Das schreibt das Beverunger Unternehmen Nusec. Die Gutachter hatten fünf Zufahrtswege nach Würgassen unter die Lupe genommen und eigene Verkehrszählungen im Mai und im August/September 2021 durchgeführt - mit automatisierten Kameras, die mittels künstlicher Intelligenz ausgewertet wurden. Es geht um die Strecken von den Autobahnen A 44 (Abfahrt Warburg), A 33 (Abfahrt Paderborn) und A 7 (Abfahrten Nörten-Hardenberg und Hannover-Laatzen). Die Routen über den Ith und von Süden über Warburg war erst auf Betreiben des Standortarbeitskreises und der Bürgerinitiativen mit aufgenommen worden. Und es geht um 20 LKW-Fahrten von dort werktags bis nach Würgassen – inklusive Leerfahrten. &bdquo;Selbst wenn man unrealistisch annimmt, dass an einem Tag alle LKW-Transporte zum und vom Logistikzentrum über einen Zufahrtsweg erfolgen, ergäbe sich für die betroffene Strecke nur ein geringes zusätzliches Verkehrsaufkommen“, urteilt BGZ-Bereichsleiter Heinz-Walter Drotleff. Der Verkehr in Zahlen Innerörtlich rollt der meiste Schwerverkehr durch die Beverungener Ortsdurchfahrt (1200 LKW binnen 24 Stunden). Auf der Weserbrücke Richtung Lauenförde sind nach der Zählung 700 Lastwagen unterwegs. In Godelheim sind es 900, in Ottbergen immerhin 800 Brummis pro Tag. Dalhausen kommt auf 500 Laster täglich und Lauenförde und Herstelle jeweils auf 300. Durchschnittlich seien auf den Straßen rings um Würgassen etwa 800 Lastwagen gezählt worden. Da fallen in den Augen der BGZ die 40-Tonner von und nach Würgassen nicht ins Gewicht – jedenfalls rein zahlenmäßig.&bdquo;Die Untersuchungen zeigen, dass alle Zufahrtsstrecken für Gefahrenguttransporte zugelassen und für die LKW-Transporte der BGZ geeignet sind“, so Drotleff weiter. Das sogenannte Logistikzentrum in Würgassen solle ohnehin nahezu ausschließlich per Bahn angedient werden, wozu ebenfalls eine Studie vorgelegt worden war.Die Nusec hat für die Straßenanbindung zwei kritische Engstellen ausgemacht: die Bahnunterführungen bei Ottbergen und bei Lauenförde. Zusätzlich wurden Fahrbahnverengungen durch parkende Autos in Dalhausen und Herstelle registriert sowie Kurven und Kehren auf der B241 und die S-Kurve bei Wehrden im Zuge der B 83. Aber: &bdquo;An den identifizierten Engstellen sind keine Unfallhäufungen registriert worden“, schreiben die Gutachter. Sie hatten fünf Tage lang den Verkehr an 13 verschiedenen Stellen gezählt – tagsüber zwischen 6 und 20 Uhr. Außerdem wurde die letzte offizielle Zählung aus dem Jahr 2015 sowie eine Prognose für 2030 hinzugezogen. Die Gutachter weisen auch daraufhin, dass aufgrund anstehender Straßenbauprojekte stellenweise noch Entlastungen geben könne.Was sagt der Bürgermeister? Beverungens Bürgermeister Hubertus Grimm sieht in dem vorgelegten Straßenverkehrsgutachten einen weiteren Versuch der BGZ, Fakten zu schaffen, um in Würgassen bauen zu können. Dabei würden drei wichtige Punkte aber &bdquo;vollkommen ausgeblendet“. Erstens gebe es eine neue Bundesregierung, deren Position zum Thema Würgassen noch unbekannt sei. Grimm hat die neue Bundesumweltministerin Steffi Lemke im Dezember angeschrieben. &bdquo;In einer Zwischennachricht heißt es, dass ich zeitnah eine Antwort erhalten soll“, schreibt der Bürgermeister. In seinen Augen wird im Koalitionsvertrag zwar ein zentrales Bereitstellungslager für notwendig erachtet, eine Festlegung auf den Standort Würgassen sei darin aber nicht erfolgt. Zweitens stehe noch das Logistikgutachten aus, das die beiden Bundesländer NRW und Niedersachsen gemeinsam in Auftrag gegeben haben. &bdquo;Das soll die entscheidende Frage klären, ob überhaupt eine Bereitstellungslager für Schacht Konrad benötigt wird oder ob in unserem Hochtechnologieland nicht logistische Möglichkeiten einer Anlieferung aus den dezentralen Standorten gegeben sind“, schreibt der merklich erboste Grimm. Diese Frage hätte seiner Ansicht nach gleich zu Beginn des Prozesses geklärt werden müssen, was versäumt worden sei. &bdquo;Das Gutachten soll zum Sommer vorliegen und deshalb erwarte ich, dass bis dahin alle Planungen der BGZ, die hohe Kosten verursachen, ruhen.“ "Lehnen alles ab" Als dritten Punkt führt Grimm das fehlende Baurecht an: Das Bereitstellungslager widerspreche dem Regionalplan und sei daher nicht genehmigungsfähig. Das habe die Bezirksregierung eindeutig festgestellt. &bdquo;Die Stadt Beverungen wird deshalb alle Anfragen, die im Zusammenhang mit der Vorbereitung der Baugenehmigung stehen, ablehnen, da diese im Widerspruch zum Bauplanungsrecht stehen“, merkt Grimm – ungewohnt heftig – an. Die BGZ dürfe keine weiteren Schritte unternehmen, ehe die offenen Fragen nicht geklärt seien. &bdquo;Vom Bundesumweltministerium erwarte ich, dass von dort die BGZ entsprechend instruiert wird.“

Mehr zum Thema