Mordprozess Tino Werner aus Bad Driburg: Ex-Partnerinnen des Angeklagten sagen aus

Bad Driburg/Paderborn. 22 Jahre herrschte völlige Ungewissheit, warum Tino Werner in seiner eigenen Wohnung getötet wurde, wer dafür verantwortlich ist. Seit Anfang November muss sich Michael L. (Name geändert) vor dem Landgericht Paderborn dem Vorwurf des Mordes stellen. Finanzielle Not, aber auch Hass auf homosexuelle Menschen hat Staatsanwältin Kathrin Lohmeier in ihrer Anklage als Motiv des Mannes notiert, dessen DNA-Spuren die Ermittler des Teams &bdquo;Cold Case“ im Frühjahr dieses Jahres bei erneuter Sichtung des Beweismaterials ausmachen konnten. Während der 57-Jährige zu dem Vorwurf schweigt, lassen die Richter an diesem vierten Prozesstag mithilfe von Tino Werners Freunden und Kollegen die Vergangenheit Revue passieren. Da geht es zunächst um den Abend des 12. November 2003, an dem der Leichnam des Mannes entdeckt wurde. Gute Freunde hatten sich besorgt in der verwaisten Wohnung des 29-Jährigen eingefunden und die Polizei verständigt, als sie feststellten, dass das Badezimmer verschlossen war. &bdquo;Dieses Ereignis hat schon mein Leben geprägt“ , sagt der erste Zeuge, der dem Driburger nach einer kurzen Beziehung in enger Freundschaft verbunden geblieben war. Trotz der langen Zeit kann er sich an so einige Details erinnern, die ihm damals in der Wohnung des Freundes aufgefallen waren. Etwa, dass das Bett nicht so akkurat gemacht worden war, wie er es von dem ordnungsliebenden Tino Werner kannte, dass Kissen nicht am gewohnten Platz lagen, dass eine Weinflasche ohne Verschluss im Kühlschrank des erfahrenen Kellners stand. &bdquo;Will dem Täter in die Augen sehen“: Familie des getöteten Tino Werner hofft auf Antworten Bad Driburger Mordopfer Tino Werner liebte seine Haustiere Die gemeinsame Freundin, die sich an jenem Abend gleichfalls besorgt im Zuhause des Driburgers eingefunden hatte, erinnert sich an Werners kleine Hauskatze, die bei ihrem Eintreffen ganz anders also sonst im Freien herumlief, sowie an seine Kaninchen, die ohne Futter in ihrem Käfig saßen. Dabei seien seine Haustiere für Tino Werner das Wichtigste gewesen, berichtet wenig später dessen Chef dem Gericht. Niemals hätte dieser die Tiere unversorgt zurückgelassen. Tatsächlich geht es an diesem Prozesstag sehr oft um Tino Werner. Denn für die Richter unter dem Vorsitz von Eric Schülke ist es wichtig, viel über die Persönlichkeit des Getöteten zu erfahren. Schließlich müssen sie sich ein möglichst vollständiges Bild machen, um zu einem gerechten Urteil kommen zu können. &bdquo;Er war ein lebensfroher und lebensbejahender Mensch“, erinnert sich ein Freund. Niemals sei Timo Werner aggressiv oder gar handgreiflich geworden, sind sich die Zeugen einig und loben unisono dessen Zuverlässigkeit, Pflichtbewusstsein und Pünktlichkeit. Ehemaliger Chef des Mordopfers entsetzt über falsches Phantombild Und so macht der Chef des Hotels &bdquo;Kaiserbrunnen“, in dem Werner jahrelang die Bar leitete, das Phantombild, das sich möglicherweise nach 22 Jahren als Erfindung einer fantasievollen Frau herausgestellt hat, temperamentvoll zum Thema. Kaum dass er sich für seine Zeugenaussage hingesetzt hat, poltert der 69-Jährige los. Einen Mann mit Irokesenhaarschnitt und Ziegenbart – &bdquo;so einen Typen hätte Tino nie an sich rangelassen“, echauffiert er sich. Dass das Phantombild &bdquo;erstunken und erlogen“ gewesen sei, habe er der Soko damals im November 2003 auch sofort mitgeteilt. Doch dort habe niemand diese Information ernst genommen. Mordfall Tino Werner aus Bad Driburg: Erfand eine Zeugin ein Phantombild? Den Angeklagten indes kennt keiner dieser Zeugen. Bislang hat niemand beschrieben, dass sich Michael L. jemals negativ über Tino Werner oder dessen sexuelle Präferenz geäußert hat. Ein Freund des Getöteten kann sich nur noch daran erinnern, dass das Verhältnis zu den &bdquo;Nachbarn oben“ nicht gut gewesen sei. Ob damit aber Michael L. gemeint war, der damals bei seiner Freundin im selben Mehrfamilienhaus lebte, vermag er nicht zu sagen. Was ist der Angeklagte im Mord-Prozess für ein Mann? Ganz kleine Einblicke in die Persönlichkeit des Angeklagten gewähren zwei Frauen, die zwischen 2001 und 2008 zeitweilig mit ihm zusammenlebten. &bdquo;Es gab immer wieder Probleme, er hat mich belogen und betrogen“, berichtet eine 60-Jährige und beschreibt Michael L. als Mann mit diversen Affären. Aber homophob oder gewalttätig hat sie den Angeklagten niemals erlebt, sondern anscheinend eher als &bdquo;liebevollen, zärtlichen Mann“. Niemals sei er aggressiv gewesen oder handgreiflich geworden. Mordfall Tino Werner: Widersprüchliche Aussagen werfen neues Licht auf Ermittlungsarbeit Ähnliches berichtet die Ex-Frau des Angeklagten. &bdquo;Er war ein stiller, verschlossener Mensch“, der sich bei Problemen und Auseinandersetzungen stets zurückgezogen habe, sagt die 56-Jährige. Niemals habe er über seine Vergangenheit gesprochen, er habe sie aber auch nicht belogen. Dass sich Michael L. während der Zeit des Kennenlernens in finanzieller Schieflage befand, blieb ihr anscheinend nicht verborgen. &bdquo;Da sind einige Sachen aufgelaufen“, sagt sie diskret und erzählt, dass sie ihm bei der Lösung dieser Probleme zur Seite gestanden habe. Ex-Frau wechselt keinen Blick mit dem Angeklagten &bdquo;Es hat einfach nicht mehr gepasst“, begründet sie, dass sie nach gut vier Jahren Ehe Michael L. verließ. &bdquo;Ich habe mich alleine gefühlt“, sagt sie und verlässt eine gute Viertelstunde später den Gerichtssaal, ohne mit ihrem Ex-Mann auch nur einen Blick gewechselt zu haben. Die Verhandlung wird am Mittwoch, 3. Dezember, fortgesetzt.

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