Bad Driburg. Die Marcus Klinik hat „auf eigene Rechnung“ einem Schlaganfallpatienten aus der Ukraine eine Rehabilitation in Bad Driburg ermöglicht. Fünf Wochen lang war Volodymyr Poltavets aus Kiew mit seiner Frau in der Klinik, um vor allem mit einem
konzentrierten Training sprichwörtlich wieder auf die Beine zu kommen. Die Tochter des 69-jährigen hatte sich hilfesuchend an die Klinik gewandt. „An eine Rehabilitation war in der Ukraine nicht mehr zu denken“, erklärt Dr. Manfred Mühlenberg, Chefarzt der Neurologie der Marcus Klinik. „Wir haben sehr gerne geholfen“, ergänzt Marko Schwartz, Geschäftsführer der Gräflichen Kliniken. „In diesem Fall war es uns möglich, die notwendige Therapie unbürokratisch und auf unsere Kosten zu übernehmen.“
Mit einem Krankentransport raus aus dem Kriegsgebiet: Das Ehepaar Poltavets war in der glücklichen Lage, dass ihre beiden Töchter in Deutschland leben. Der Bezug hierher rührt noch aus der Zeit, als Poltavets Ende der 1970er Jahre in Dresden studiert hat. Bis zu seiner Pensionierung war er Manager bei Siemens in der Ukraine. Als der Krieg begann, recherchierte und telefonierte seine Tochter Iryna aus Duisburg tagelang, bis sie einen Weg für ihre Eltern nach Deutschland gefunden hatte. Mit einem Krankentransport konnten Poltavets und seine Frau Valentyna aus Kiew bis über die polnische Grenze nach Breslau gebracht werden, wo sie ihre Tochter Iryna in Empfang nahm.
„Der Weg aus Kiew war beschwerlich. Mein Vater konnte nach dem Schlaganfall nicht mehr gehen. Langes Sitzen fiel ihm schwer – im Krankenwagen konnte er bis nach Breslau liegen. Dort haben wir für ihn sogar einen Rollstuhl geschenkt bekommen“, erzählt Iryna Poltavets. Über eine Woche dauerte die Reise über Polen nach Deutschland, wo er schließlich zur Rehabilitation in die Marcus Klinik nach Bad Driburg kam. Auch wenn die Verständigung mit Worten stark eingeschränkt war, „ging das mit der Körpersprache ganz gut“, so seine Therapeutin Franziska Gloster im Rückblick.
Hart gearbeitet
Als er in der Marcus Klinik ankam, konnte Poltavets kaum sitzen, geschweige denn Stehen und Gehen. „Jetzt geht er schon mit dem Rollator“, sagt Gloster. Dafür hat sie hart mit dem Patienten aus der Ukraine gearbeitet. Zur Therapie gehörten insbesondere Übungen zur Verbesserung des Gleichgewichts und der Koordination, zur Steigerung von Kraft und Beweglichkeit der Arme und Beine sowie zur Kräftigung der Bauchmuskulatur. „Die richtige Therapie und Intensität der Maßnahmen machen den entscheidenden Unterschied für den Rehabilitationserfolg aus“, so die Physiotherapeutin.
„Wichtig für die Genesung ist auch, die Übungen häufig mit dem Patienten zu wiederholen, denn so können verlorengegangene Hirnareale stimuliert und Bewegung neu erlernt werden.“ Auch die Schluckprobleme haben sich unter logopädischer Therapie zurückgebildet. Nach der Reha wird Poltavets mit seiner Frau erst einmal bei Tochter Iryna in Duisburg bleiben. Hier soll er weiterhin ambulante Übungsbehandlungen fortführen. „Ich war immer sehr gerne im Gräflichen Park“, gibt Poltavets zu verstehen. In der Marcus Klinik habe er sich in sehr guten Händen gefühlt. Sein Heimweh ist groß. Er will so schnell wie möglich zurück nach Kiew.
Ein langer Weg
„Da haben wir uns alles eingerichtet. Da ist mein Leben“, sagt er. Bis dahin dürfte es aber noch ein langer Weg sein. Noch wartet die Familie auf die Hilfe vom Sozialamt, um die ambulante Therapie anfangen zu können. „Solange machen wir alles selber zu Hause“, erzählt seine Tochter. „Wir haben aber noch die Hoffnung, dass wir wenigsten die notwendige Physiotherapie vom Gesundheitsamt genehmigt bekommen."