"Muster an Menschlichkeit": Trauer um Bad Driburger Friedhelm Henkst

Bad Driburg/Paderborn. Friedhelm Henkst, ausgezeichnet von der Stadt Bad Driburg für sein Engagement und seine Menschlichkeit, Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande und unermüdlicher Spendensammler unter anderem für die Welthungerhilfe, ist am Sonntagnachmittag mit 71 Jahren gestorben, wie Angehörige mitteilten. In seinem knallgrünen T-Shirt, mit der Sammelbüchse in der Hand, war Friedhelm Henkst über Jahrzehnte eine Institution auf Volksfesten, Märkten oder in Supermärkten in den Kreisen Höxter und Paderborn. Jeder Cent, den er sammelte, kam Äthiopien, seiner afrikanischen Liebe, zu Gute. Die Eine-Millionen-Euro-Marke hatte der Bad Driburger nach eigener Zählung bereits vor wenigen Jahren weit überschritten. Dieses Geld schenkte vielen Menschen in dem ostafrikanischen Staat eine Perspektive. Rund 50 Brunnen, 16 Schulen, drei Waisenhäuser und ein Hospiz hat Henkst am Horn von Afrika finanziert. 2007 hatte der Ehrenamtliche zudem unter dem Dach der Welthungerhilfe einen eigenen Verein, die Freunde Äthiopiens, gegründet. "Menschen wie ihn gibt es nicht viele" Henkst klapperte nicht nur mit der Spendendose, er stiftete auch immer wieder Menschen in der Region zum Helfen an. Zum Beispiel Musikkapellen oder die Bäckerei "Goeken backen" aus Bad Driburg. Matthias Goeken kannte Henkst weit mehr als 30 Jahre und war von der Todesnachricht betroffen. "Solche Menschen wie ihn gibt es nicht viele, sein Tod reißt eine riesige Lücke in den Verein, aber auch ins ehrenamtliche Engagement in der Region, die kaum zu füllen sein wird." Ihn habe Henkst damit beeindruckt, "dass nichts, weder Wind, Wetter noch das Alter" ihn vom Spendensammeln abhalten konnten. "Zuletzt war er gesundheitlich ja auch nicht mehr fit, trotzdem stand er weiter in den Fußgängerzonen." Dabei sei er immer wohlgelaunt gewesen und habe für Kinder auch stets ein Bonbon in der Tasche gehabt. "Sehr betroffen" seien auch er und die Stadt Bad Driburg, sagt Bürgermeister Burkhard Deppe am Montag. In Bad Driburg sei Henkst sehr präsent gewesen, sein Gesicht bekannt. Ein "Muster an Menschlichkeit", würdigt der Rathauschef. Deswegen sei er 2007 von der Stadt ausgezeichnet worden. Dort hatte Henkst zusätzlich zu seinem Engagement in der Entwicklungshilfe Jahr für Jahr das Neujahrskonzert organisiert, das zuletzt in der St.-Peter-und-Paul-Kirche, früher aber auch im Paderborner Dom stattfand. Die Lieben seines Lebens Friedhelm Henkst wurde am 15. August 1949 in Bad Wünnenberg-Haaren im Kreis Paderborn geboren. Als eines von sieben Geschwistern wuchs er in Lichtenau-Atteln auf. Später machte Henkst eine Ausbildung zum Elektriker, arbeitete zunächst bei der Bundeswehr, später in zivil als Fahrlehrer. Rund 50 Jahre seines Lebens verbrachte der Bad Driburger mit seiner Frau Editha, die er auf einem Schützenfest kennengelernt hatte. Ähnlich wie beim Land Äthiopien schien es, Liebe auf den ersten Blick gewesen zu sein. Nur vier Monate später heiratete das Paar, das 2013 gemeinsam das Bundesverdienstkreuz für sein ehrenamtliches Engagement erhielt. "Er hat solche Ehrungen bekommen", bestätigt Goeken. Henkst sei aber nie ein Mensch gewesen, der sich damit in den Vordergrund gespielt habe. Er sei nicht der Typ gewesen, der bei einer Gala mit einem dicken Scheck wedelte. Stattdessen: "Dankbar für jeden Cent." "Ich lebe für Äthiopien" Und jeder dieser Cents ging nach Äthiopien. Dorthin reiste das Ehepaar Henkst meist gemeinsam. Rund 30 Mal waren sie dort zu Besuch, Friedhelm Henkst dort als "Pap", Gattin Editha als "Mam" bekannt. Zeit seines Lebens schwärmte Friedhelm Henkst von der einzigartigen Schönheit Äthiopiens. "Der Norden, der aussieht wie der Grand Canyon, Richtung Addis Abeba hat man das Gefühl, in Österreich oder in der Schweiz zu sein. Und die Schönheit der Menschen. Ihr Stolz darauf, dass sie nie kolonisiert wurden. Die Italiener haben es mal versucht. Nur die Pizza ist geblieben", erklärte Henkst gegenüber nw.de 2019 anlässlich seines 70. Geburtstages. Und so passt auch sein damaliger Geburtstagswunsch ins Bild: "Ich hoffe, dass ich das alles noch zehn Jahre machen kann. Alles andere wünsche ich mir für Äthiopien. Ich lebe für Äthiopien."

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