Kurpark-Vergrößerung 2030: „Ländliches Vergnügen statt Disneyland“

Marcus Graf von Oeynhausen-Sierstorpff spricht im Interview über seine Ideen für den Kurpark Bad Driburg. Was passieren muss, dass der Park erweitert und nicht dauerhaft geschlossen wird. Herr von Oeynhausen-Sierstorpff, wie und woran machen Sie die neue Lust auf Park fest – bei Ihnen im Haus, aber auch bei den potenziellen Gästen? Marcus Graf von Oeynhausen-Sierstorpff: Bereits die Gründer des Bades haben auf &bdquo;ein ländliches Vergnügen" gesetzt. Die &bdquo;Lust auf Natur", aber auch Themen wie Umwelt und Nachhaltigkeit haben sicherlich durch Corona einen neuen Schub erhalten. Der Wunsch nach der Corona-Zeit, Natur zu fühlen, zu genießen und zu erleben, spielt eine wachsende Rolle. Auch Deutschland als Reiseziel hat erheblich an Bedeutung gewonnen. All das können wir mühelos bieten – eingebunden in eine Kulturlandschaft, gut erreichbar und zentral in der Mitte Deutschlands gelegen. Wer ist das (neue) Zielpublikum? Graf von Oeynhausen-Sierstorpff: Unser Zielpublikum sind die Gesundheitstouristen, die sich genau für diese gestalteten, naturbezogenen Themen interessieren und begeistern lassen. Was reizt Sie selbst an dem Projekt? Graf von Oeynhausen-Sierstorpff: Ich bin mit ganzem Herzen Unternehmer. Das geht nicht ohne Visionen. Den Standort weiterzuentwickeln, liegt hier in der Natur der Sache. Der besondere Reiz bei diesem Projekt ist seine mögliche fortwährende Strahlkraft für Bad Driburg und über die Region hinaus. Und die Weiterentwicklung des Standortes auf der Kernkompetenz, die er seit 240 Jahren innehat und von der alle hier profitieren: eine sensationelle Landschaft mit prämiertem Park sowie seinen großzügigen und weitläufigen Attraktionen als auch marktrelevante Gesundheitsangebote mit gesellschaftlicher Relevanz. Wie hat die Stadt, wie der Rat reagiert? Graf von Oeynhausen-Sierstorpff: Das Projekt habe ich bereits im letzten Herbst entwickelt und im Rahmen der Mediation erstmals vorgestellt. Der Bürgermeister hatte sofort sehr positiv reagiert. Nach der Präsentation im Stadtrat im Februar wurden die Formalien angesprochen, aber über die Potenziale im Einzelnen ist noch nicht diskutiert worden. Ein zusätzlicher Aspekt ist beispielsweise, dass wir in unmittelbarer Nachbarschaft gleich zwei Landesgartenschauen mit Bad Lippspringe (2019) und 2023 in Höxter haben werden, die jeweils aus rund 30 Millionen Euro Steuergeldern finanziert wurden. Die &bdquo;Kurpark-Vision 2030" dagegen ist eine dauerhafte Landesgartenschau, die öffentlich und privatwirtschaftlich finanziert ist. Voraussetzung des gesamten Projekts ist natürlich, dass die laufenden Verhandlungen zwischen uns und der Stadt zu einem positiven Ergebnis führen. Andernfalls muss der Park dauerhaft geschlossen und damit das Projekt auch ad acta gelegt werden. Welche anderen oder neuen Voraussetzungen bietet der Rosenberg im Vergleich zum bisherigen Parkgelände? Graf von Oeynhausen-Sierstorpff: Der Rosenberg ist schon mit Gründung des Landschaftsparks vor 240 Jahren Bestandteil des Kurparks gewesen. Er war am Anfang überhaupt nicht bewaldet und verfügt noch heute über eine Vielzahl von in Vergessenheit geratenem Terrain und Wanderwegen in Form eines Landschaftsparks. Durch das Errichten eines Wildgeheges Mitte des letzten Jahrhunderts ist allerdings ein Teil dieses Areals den Besuchern verschlossen worden. Wenn man zum Beispiel das Mausoleum auf dem Rosenberg besichtigt, sieht man, dass sechs Wanderwege aus allen Himmelsrichtungen hier zusammentreffen, was die Historie der früheren landwirtschaftsgärtnerischen Entwicklung belegt. Welche wesentlichen Elemente muss eine Erweiterung auf 180 Hektar beinhalten – allein um modernen Ansprüchen zu genügen? Sie schauen schon auf 2030 und darüber hinaus. Graf von Oeynhausen-Sierstorpff: Alle Elemente müssen in den Gesamtkontext unserer gesellschaftlichen Entwicklung passen. Aber auch die Themen Sport und Freizeit sollten aus dem Bestand heraus weiter entwickelt und naturbezogen integriert werden. Beispiel Golfplatz: In zahlreichen größeren Kurparks sind die Golfplätze – wie auch in Bad Homburg – integriert. Daraus ergibt sich auch ein vielfältiger aktiver Naherholungswert. Dazu kommt die Panoramastraße. Deutschland verfügt noch nicht einmal über eine Hand voll Mautstraßen. Die geplante Panoramastraße soll die schönste Mautstraße Deutschlands werden. Sie wird für die größtenteils bereits vorhandenen Terrain- und Wanderwege nicht sichtbar sein und verläuft mit Ausblicken in den Teutoburger Wald zum Velmerstot im Norden über die Iburg, die Egge entlang Richtung Süden und über den Köterberg bis hin zum Solling im Osten. Die sehr harmonisch gewählte Trasse ist ein wesentliches Element des Landschaftsparks und soll den Eindruck erwecken, als sei sie bereits immer so da gewesen. Mit leicht geschwungenen Auf- und Abfahrten verläuft der Panoramaradweg durch den Wildpark, über eine Grünbrücke, durch den erweiterten Landschaftspark bis hinein in den Kurpark. Was versprechen Sie sich davon? Graf von Oeynhausen-Sierstorpff: Dies wird auch eine wesentliche Bereicherung für das ältere Publikum sein, das nicht mehr so gut zu Fuß ist und die an dieser komplett in die Landschaft eingefügte Straße die schönsten Aussichten genießen können. Zugleich ist es eine infrastrukturelle Erschließung des Parks und der Gesundheitseinrichtungen. Gleichzeitig wird der aktuelle Haupteingang gegenüber der Evangelischen Kirche von der Brunnenstraße nur noch für Fußgänger und Radfahrer geöffnet sein. Wie will man sich beispielsweise zum Moorerlebnisbereich auf dem Eggeland-Areal abgrenzen – oder ergänzen? Graf von Oeynhausen-Sierstorpff: Der Moor-Erlebnisbereich im Gräflichen Park ist authentisch zum Anfassen, für jeden real erlebbar und nicht virtuell. Darüber hinaus ist eine gläserne Manufaktur geplant, in der der gesamte Aufbereitungs- und Recyclingprozess der Moorverabreichung als ortsgebundenes Heilmittel erlebbar gemacht wird. Eine Art Edutainment. Hier wird dargestellt, dass es sich nicht um einen reinen Ressourcenverbrauch handelt, sondern auf der Wiederintegration in die Natur basiert – als bedeutendstes Moorbad in Deutschland. Wie sieht die finanzielle Seite inklusive der Fördermöglichkeiten aus? Schon Möglichkeiten abgeklopft? Graf von Oeynhausen-Sierstorpff: Angedacht ist, dass infrastrukturelle Maßnahmen, an denen alle Besuche am Standort partizipieren, über Städtebauförderungsprogramme finanziert werden – und privatwirtschaftlich genutzte Segmente auch privatwirtschaftlich finanziert werden. Eine sehr sinnvolle Art des PPP (Public-Private-Partnership). Wie sieht die zeitliche Schiene dafür aus? Was muss wann und wie erfolgen? Graf von Oeynhausen-Sierstorpff: Der Zeitplan ist schon durchstrukturiert bis Juni 2031. Hinterlegt ist bereits ein komplettes Netz von Einzelmaßnahmen, da gerade in Verbindung mit Ausgleichsmaßnahmen in der Natur mit einem langen Vorlauf geplant werden muss. Wie können die Bürger dabei ganz konkret mitmachen und involviert werden – damit es &bdquo;ihr" Park werden kann? Graf von Oeynhausen-Sierstorpff: Wir arbeiten ja an einem innerstädtischen Kurpark bzw. Landschaftsgarten in dem Naturpark Teutoburger Wald. Wir wollen kein Disneyland werden. Und dennoch soll dieser Ort ein Ort des ländlichen Vergnügens sein, der allen Besuchern – insbesondere den Bürgern – ein Naturerlebnis, einen Ort der Erholung und einen Ort der Begegnung bietet. Dafür freuen wir uns von jedem auf Anregungen und haben auch dazu aufgerufen, uns Ideen über Projekt Kurpark 2030 – Gräflicher Park unter graeflicher-park.de zukommen zulassen.

Meistgelesen