Bad Driburg. „Eins stand von Anfang an fest: Wir lassen die Tour wegen Corona nicht ausfallen", erklärt Schornsteinfegermeister Olaf Meiners aus Willebadessen. Gemeint ist die „Glückstour", bei der seit 15 Jahren hilfsbereite Schornsteinfeger aus ganz Deutschland Spenden für schwerst- und krebskranke Kinder sammeln und überreichen.
Die Strecke wird mit dem Rad zurückgelegt und verläuft jedes Mal anders. Losgehen sollte es am 10. Juni in Erfurt, geplantes Ziel war der Bundesverbandstag der Schornsteinfeger in Lübeck, wo ein Großteil der Spenden übergeben werden sollte. 40 Frauen und Männer wollten für eine Woche den Besen gegen das Rennrad tauschen. Doch dann kam Covid-19.
„Schnell war klar: Unser Engagement ist jetzt wichtiger denn je. Die Kinder sind durch die Sicherheits-Maßnahmen in den Krankenhäusern noch isolierter und die Familien in noch größeren Schwierigkeiten", so Meiners. „Viele Besuche fallen weg, die Klinikclowns dürfen nicht mehr kommen, und einige Unternehmen konnten aufgrund der Krise ihre bisherige finanzielle Unterstützung für Kliniken, Vereine und Elterninitiativen nicht mehr leisten."
„Natürlich müssen die Kinder vor dem Virus geschützt werden"
„Natürlich müssen die Kinder vor dem Virus geschützt werden, doch die Isolierung ist dauerhaft nicht förderlich für die Seele und den weiteren Gesundungsprozess. Die kleinen Patienten brauchen dringend Aufmerksamkeit und Hilfe", so Ralf Heibrok, Initiator der Glückstour. Deshalb haben wir beschlossen, das Glück auf alternativen und digitalen Wegen zu transportieren."
Es wurde ein Medien-Team gebildet. In Anlehnung an die ALS-Ice-Bucket-Challenge 2014 wurde eine „Zylinder-Challenge" ins Leben gerufen, um Aufmerksamkeit auf die Aktion zu lenken. Dabei dreht jeder Schornsteinfeger ein Video von sich selbst, wie er von links einen Zylinder entgegennimmt, erzählt, warum er die Glückstour toll findet, und reicht den Zylinder dann nach rechts weiter, so dass eine virtuelle Kette von Kollegen entsteht. Außerdem stellt der Glückstour-Verein nun jeden Tag auf Facebook und Instagram mit Videos, Fotos und Texten die Initiativen vor, die mit den Spenden unterstützt werden. So erhalten diese viel Aufmerksamkeit, die sie gerade jetzt gut gebrauchen können. Da jeden Tag nur etwa drei Vereine präsentiert werden, gehen diese Beiträge sogar über die sonst üblichen sieben Tage hinaus. „Die Begleitung in den sozialen Medien wollen wir aufgrund des guten Erfolgs auch in Zukunft fortsetzen", sagt Meiners. Es gibt sogar eine IPhone-App zur Glückstour. Die Android-Version soll in den nächsten Tagen erscheinen.
Motto: "Zum Glück bewegt sich unser Herz"
„Wir möchten uns ganz herzlich bei unseren Unterstützern und Freunden aus Bad Driburg bedanken, ohne die das alles nicht möglich wäre und die uns trotz der schweren Zeit die Treue gehalten haben. Claudia und Armin Elsheimer vom gleichnamigen Radsport-Geschäft, die uns seit 13 Jahren unterstützen, ebenso wie Walter Dürrfeld und Pierre Jansen von der gleichnamigen Autowerkstatt, der seit fünf Jahren dabei ist. Wir können nur danke sagen für diese unglaubliche Summe von 5.200 Euro, die wir jetzt in Bad Driburg entgegennahmen", so die Verantwortlichen. „Unser Dank gilt auch dem Paderborner Künstler Herman, der schon seit Jahren passende Trikots und ein Glückstour-Bild gestaltet. Dieses Jahr lautet das Motto: Zum Glück bewegt sich unser Herz."
Insgesamt 37 Organisationen haben eine Spende von 3.000 Euro erhalten. Diese 111.000 Euro sollten während der Tour übergeben werden. Weitere 30 Spendenübergaben über jeweils 3.000 Euro stehen noch bundesweit aus. Insgesamt sind rund 225.000 Euro zusammen gekommen. Das Geld kommt 1:1 bei den Initiativen an. Im nächsten Jahr soll die Tour mit dem Rad stattfinden. Getreu dem Slogan des Vereins: „Damit Gesund werden keine Glückssache ist." Auch nicht während Corona.
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