Arbeiten im Ausnahmezustand: Mit dem Spezialfahrzeug die Mülltonnen leeren

Kreis Höxter/Bad Driburg. &bdquo;Wohin mit dem Müll?" Diese Frage steht an dem 14,5 Tonnen schweren Spezialfahrzeug, das Frank Bracht durch die Straßen steuert. 100 bis 120 Kilometer jeden Tag. Die Antwort lautet: zu ihm. Denn der 49-Jährige ist Fahrer eines sogenannten Seitenladers beim Entsorgungsunternehmen Stratmann, mit dem die an der Straße abgestellten Mülltonnen der Einwohner aufgenommen und ins Innere des Fahrzeugs entladen werden. &bdquo;Alles bis auf die gelbe Tonne" entsorgt er in der Kernstadt Bad Driburg und Dörfern drumherum, freitags auch mal in Borgentreich. In der Regel zwei volle Fahrzeuge täglich bringt er nach Scherfede (Papier) oder nach Nieheim (Bio- und Restmüll) zur Entsorgung an der Abladestelle. Normalerweise neun bis zehn Tonnen je Fuhre. Doch nach dem Corona-Lockdown waren es auch schon mal etwas mehr auf der üblichen Runde, die wöchentlich gleich ist. Feste Abfuhrtermine. &bdquo;Die Menschen hatten Zeit und ihre Keller ausgeräumt oder umgebaut", sagt der Bad Driburger mit einem Schmunzeln. &bdquo;Und alles, was sie nicht brauchen können, weggeworfen. So extrem hatte ich mir das nicht vorgestellt." Er habe es deutlich an der größeren Müllmenge am Straßenrand gemerkt. &bdquo;Sowas kannte ich vorher nur aus der Weihnachtszeit" Aber: Er hat in diesen Tagen auch öfter mal eine Tafel Schokolade auf dem Deckel der Mülltonne gefunden. Ein kleines Dankeschön der Bürger an den Mann auf dem Fahrersitz des Lkw dafür, dass in ungewöhnlichen Zeiten des ständigen Wechsels etwas doch beständig bleibt: die Entsorgung des Mülls. Frank Bracht lächelt: &bdquo;Schokolade – sowas kannte ich vorher nur aus der Weihnachtszeit. Ist zwar nicht so gut für die Figur – aber mir immer noch lieber als die Flasche Schnaps." Weil er allein auf Tour ist mit dem Spezialfahrzeug, sei es auch derzeit nicht so schwierig, den Alltag durchzuziehen. &bdquo;An den Entladestellen halte ich Abstand zu anderen, meide Kontakt. Da passe ich schon auf." Ob er in seinem Job vor dem Virus Angst hat? &bdquo;Nee, ich weiß, dass ich im Lkw geschützt bin, habe keine Leute direkt um mich herum. Meine Frau hat einen Friseursalon in Bad Driburg. Das ist ganz was anderes." Bis 2004 als Brummifahrer unterwegs Wie mit einem Kieslaster kippt er an den Abladestellen die gesamte Müllfuhre an, dann öffnet sich das Heck und alles rutscht raus. Manchmal muss er ein bisschen nacharbeiten und saubermachen – das war’s schon. &bdquo;Klappe wieder zu und ab auf die Waage", sagt der lockere Typ, der vor seiner Zeit bei Stratmann Entsorgung bis 2004 als Brummifahrer auf dem Bock saß, in der Freizeit zum Ausgleich das Golfen, Radfahren und sein Motorrad liebt. Das mit dem Wiegen des leeren Müllfahrzeugs ist in Corona-Zeiten auch vereinfacht worden, er muss dafür nicht jedes Mal extra unterschreiben. Während des kompletten Lockdowns seien die Straßen sehr leer gewesen, erinnert sich der Vater einer erwachsenen Tochter (26). &bdquo;Man kam viel schneller durch. Kein Schul- und Busverkehr – wie in den Ferien. Das erleichtert die Arbeit, macht das Fahren ein bisschen entspannter." Doch: &bdquo;Die parkenden Autos waren plötzlich mehr geworden." Da musste Bracht auch schon mal hupen oder gar aussteigen, wenn er mit dem 2,20 Meter breiten Fahrzeug in den Straßen und Gassen gar nicht mehr durchkam. "Wir dürfen nicht rückwärts fahren" &bdquo;Ich brauche zudem zusätzlich noch 1,5 bis 2 Meter Platz an der Seite des Fahrzeugs zum Ankippen der Mülltonne." Dass der Dreiachser eine hinten mitlenkende Achse habe, mache es etwas einfacher. Dennoch ist es manchmal Zentimeterarbeit. Und auf seiner Tour hat er drei Sackgassen, drei Wendehammer. Da müssen die Tonnen von den Anwohnern gesammelt an einer erreichbaren Stelle für die Abholung geparkt werden. &bdquo;Wir dürfen mit diesen Fahrzeugen nämlich nicht mehr rückwärts fahren", erklärt er. Am frühen Nachmittag hat er seine tägliche Tour meist beendet und parkt den 14-Tonner am Recyclinghof von Stratmann in Herste – dort, wo er am Morgen um kurz nach fünf alles gecheckt und vorbereitet hat. Denn: &bdquo;Um 6 Uhr bin ich bei der ersten Tonne."

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