Hochwasser in Vlotho: Campingplatz unter Wasser, Deich drohte zu brechen, Ministerpräsident vor Ort

Kreis Herford. Das Hochwasser in Vlotho hat zu einem Großeinsatz bei der Firma Reku Thermoforming geführt. In einer beispiellosen Aktion ist es rund 400 Einsatzkräften der Feuerwehren aus dem Kreis Herford, dem Technischen Hilfswerk, dem Deutschen Roten Kreuz und vielen Landwirten gelungen, einen Deichbruch zu verhindern. Doch nicht nur die direkt an der Weser liegende Firma ist in Mitleidenschaft gezogen worden, sondern auch in unmittelbarer Nähe liegende Campingplätze. Allerdings hält sich dort der angerichtete Schaden in engen Grenzen, wie aus zwei Quellen vor Ort zu erfahren ist. &bdquo;Meldungen, dass bei uns Wohnwagen Opfer des Hochwassers geworden sind, stimmen einfach nicht“, sagt Henriette Schulte. Sie betreibt mit ihrer Familie den Campingplatz Sonnenwiese an der Adresse Borlefzen 1 in Vlotho. Seit Ende Dezember gehen bei ihr immer wieder Anrufe ein. &bdquo;Autokäufer wollen günstig abgesoffene Wohnwagen kaufen“ &bdquo;Autokäufer wollen günstig einen abgesoffenen Wohnwagen kaufen“, sagt sie. Dabei sei ihr Campingplatz aufgrund der höheren Lage vom Hochwasser gar nicht so recht betroffen gewesen, lediglich eine Pfütze auf der Wiese sei vorhanden gewesen. &bdquo;Abgesoffen ist bei uns aber gar nichts“, so die Geschäftsfrau. Direkt nebenan logiert der Campingplatz Feuerland, der etwas tiefer liegt. Hier hat das Hochwasser die angrenzenden Wiesen geflutet, die Spielgeräte des Spielplatzes sind nur noch zu erahnen und auch auf dem Minigolfplatz steht das Wasser. Die Bewirtungshütte ragt zur Hälfte aus den Wassermassen heraus. &bdquo;Die soll sowieso abgerissen werden und ist gar nicht mehr in Betrieb gewesen“, sagt eine Mitarbeiterin auf Nachfrage. Es habe zudem ein paar wenige Wohnwagen erwischt. Diese seien trotz rechtzeitiger Warnung durch die Campingplatzbesitzer nicht rechtzeitig abgebaut gewesen. &bdquo;Da stecken wir nicht drin“, sagt sie. Laut Nutzungsvertrag der Stellfläche verpflichten sich die Standmieter, binnen 24 Stunden ihren Wohnwagen bei solchen Lagen zu sichern und umzuparken“, erklärt sie weiter. 1.400 Mahlzeiten für die Männer und Frauen Die Standmieter seien rechtzeitig und umfassend noch vor dem Hochwasser auf das Bevorstehende hingewiesen worden, fast alle hätten auch rechtzeitig reagiert. Einige wenige aber nicht, sodass deren Wohnwagen dann schließlich im Wasser standen. &bdquo;Weggeschwommen ist aber keiner“, versichert die Mitarbeiterin. Gar nicht betroffen sind die Wohnwagen der Dauercamper, die sowieso weiter oben auf dem Gelände stehen. Während auf den Campingplätzen die Saison in den Startlöchern steht und nicht viel Betrieb herrscht, sieht es am Freitagmittag, 5. Januar, bei der besagten Firma anders aus. So viel Besuch haben Hans Dieter Reckermann und Sohn Tobias auf dem Firmengelände schon lange nicht mehr gehabt. Zahlreiche Fernsehsender und Vertreter aus Politik und Behörden begrüßten NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU), der zusammen mit Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) nach Vlotho angereist war, um sich die Rettung des Unternehmens vor Ort schildern zu lassen. Der Einsatz dürfte in die Geschichte der Weserstadt eingehen: Rund 400 Einsatzkräfte waren nötig, um den drohenden Deichbruch am direkt an der Weser liegenden Unternehmen zu verhindern. Allein das Deutsche Rote Kreuz (DRK) war mit 152 Kräften vor Ort, um 1.400 Mahlzeiten für die Männer und Frauen, die bis zur Belastungsgrenze schufteten, vorzubereiten, berichtete Kreis-Rotkreuzleiter Sven Kampeter. Möglich wurde dies durch zwei mobile Küchen und die für solche Fälle vereinbarte Zusammenarbeit zwischen Lebensmittelmärkten, Bäckereien und sonstigen Gastronomiebetrieben, die dann auch außerhalb der Öffnungszeiten Waren zur Verfügung stellen. Stab für außergewöhnliche Lagen gebildet &bdquo;Die Versorgung lief vorbildlich“, sagt auch Wolfgang Koch, Vorsitzender des DRK Herford-Land. Die Kosten für eine Notfall-Versorgung übernähme die Kommune. Auch Kreisbrandmeister Bernd Kröger bestätigte den Ministern eine gute Zusammenarbeit und erklärte ihnen die Brisanz ihres Hochwasser-Einsatzes: &bdquo;Es mussten alle Rädchen ineinandergreifen, und das ist uns gelungen“, so Kröger. Torsten Sievering, Leiter der Feuerwehr Vlotho, sagte: &bdquo;Man spricht immer davon, dass die Leute in der Feuerwehr so etwas wie eine große Familie seien. Die haben wir nun eindrucksvoll erweitert.“ Die Installation eines sogenannten &bdquo;SAE“ sei aufgegangen. Darunter versteht man einen &bdquo;Stab für außergewöhnliche Lagen“, eine Art Krisenzentrum. Hier liefen alle Informationen zusammen und von dort aus wurden die Einsatzkräfte und -mittel koordiniert. Bernd Kröger: &bdquo;Wären wir unvorbereitet in ein solches Black-Out-Ereignis geraten, wären wir gescheitert“, ist sich der Kreisbrandmeister sicher. So aber liefen die einzelnen Maßnahmen klar strukturiert, zeitnah und effektiv ab und hätten zum gewünschten Erfolg geführt. Einzig mit den Hochwasser-Prognosen, anhand derer die Maßnahmen zeitnah abgestimmt werden mussten, haderte Kröger: &bdquo;Da gibt es Luft nach oben, die Prognosen waren nicht immer so pralle.“ Dennoch habe man es geschafft, den Deich erst einmal zu retten – und das sei das Wichtigste gewesen. Mit Blick auf den Deich am Firmengelände, der nun von rund 16.000 gefüllten Sandsäcken gestärkt wurde, zeigte sich Hendrik Wüst beeindruckt. Es sei schon beachtlich, wie dies in so kurzer Zeit möglich gewesen ist, sagte er. &bdquo;Eine spezielle Abfüllanlage für Sandsäcke haben wir uns aus Gütersloh geliehen“, teilte Torsten Sievering mit. Im Kreis Herford gäbe es eine solche Anlage noch nicht. Nach dem Großeinsatz sei nun aber im Gespräch, sich ebenfalls ein solches Gerät anzuschaffen. Die Kosten in Höhe von rund 25.000 Euro ständen in einem gesunden Kosten-Nutzen-Verhältnis, bestätigte Bernd Kröger.

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