Tödlicher Crash mit Mutter und Tochter: Haftstrafe für Jaguarfahrer

Bad Oeynhausen/Vlotho. Ein Jahr nach dem tödlichen Unfall in Vlotho-Valdorf, bei dem Mutter (83) und Tochter (40) in ihrem Polo starben, wird der Jaguarfahrer zur Verantwortung gezogen. Der 46-jährige Mann aus dem Kalletal ist nach Überzeugung des Amtsgerichts Bad Oeynhausen mindestens mit Tempo 73 über das Stoppschild der gefährlichen Kreuzung gerast. Der Angeklagte hat das zunächst bei der Polizei bestätigt, dann aber bestritten und behauptet, er habe sich "vorsichtig in die Kreuzung hineingetastet". Diese Darstellung hat ein Gutachter widerlegt. Dienstag ist der Jaguarfahrer wegen fahrlässiger Tötung und vorsätzlicher Gefährdung des Straßenverkehrs verurteilt worden. Der Verteidiger des Angeklagten versuchte das Gericht am letzten Prozesstag noch vergeblich davon zu überzeugen, einen weiteren Sachverständigen zu berufen. Zweifel an der Arbeit des Gutachters oder Widersprüche seien nicht festzustellen, so der Richter. Der Gutachter hatte für seine Berechnungen keine Crash-Tests mit Polo und Jaguar gefunden und stattdessen den Unfall mit anderen Fahrzeugtypen rekonstruiert. Demnach raste der Jaguar am Sonntagabend, 20. September, ungebremst in den Polo, der von rechts mit etwa Tempo 50 über die Lemgoer Straße fuhr. Der Angeklagte war auf dem Weg zur Arbeit als Lkw-Fahrer in Löhne und offenbar nicht angeschnallt, wurde aber bei dem Unfall nur durch Splitter leicht verletzt. Die beiden Frauen dagegen erlitten schwerste innere Verletzungen. Ein Anwohner, der neben der Kreuzung wohnt, leistete Erste Hilfe. "Ich habe den Krach gehört und bin auf die Straße gerannt", sagte der 26-jährige Zeuge, der aus dem Gefängnis vorgeführt wurde. Parkende Autos, die dem Jaguarfahrer an der Kreuzung die Sicht genommen hätten, habe er nicht gesehen. Respektlos gegenüber Angehörigen Für den Staatsanwalt war deshalb klar, dass der Angeklagte allein die Verantwortung für den Tod der beiden Frauen trägt. Die Sicht nach rechts sei nicht eingeschränkt gewesen. Letztlich sei das aber irrelevant, weil der Jaguarfahrer gar nicht angehalten habe, um nach rechts zu schauen. Das Stoppschild habe er bewusst überfahren und damit grob verkehrswidrig und rücksichtslos gehandelt. Die Beweislage sei von Anfang an eindeutig gewesen. Dass der Angeklagte dennoch jede Schuld von sich weise, sei "schwer zu ertragen". Er bürde damit den Toten eine Mitschuld auf. "Das ist respektlos gegenüber den Angehörigen und unerträglich." Eigentlich hätte die Staatsanwaltschaft den Fall wegen des erwarteten Strafmaßes vorm Schöffengericht angeklagt. Die Ankläger gingen aber davon aus, dass der Jaguarfahrer ein Geständnis ablegen wollte, was die Strafe verringert hätte. Doch das blieb aus. Der Verteidiger sprach von einem "hochtragischen Geschehen". Sein Mandant sei aber nicht grob verkehrswidrig gefahren. "Er ist Berufskraftfahrer", sagte der Verteidiger und wisse, dass er auf seinen Führerschein angewiesen ist. Er habe deshalb das Stoppschild nicht einfach überfahren. "Ich glaube ihm." Für den Tod der Frauen trage sein Mandant jedoch die Schuld. Der Verteidiger forderte deshalb ein Jahr und sechs Monate Haft zur Bewährung auszusetzen. Sein Mandant habe keine Vorstrafen. In seinem Schlusswort sagte der Angeklagte: "Keiner möchte so einen Unfall erleben. Tut mir leid, dass die gestorben sind. Wenn ich das rückgängig machen könnte, würde ich es machen." Der Richter verurteilte den Jaguarfahrer aber wie von der Staatsanwaltschaft gefordert zu zwei Jahren und neun Monaten Haft ohne Bewährung. Der Angeklagte darf außerdem fünf Jahre keinen neuen Führerschein beantragen. "Es ist unerträglich wie sie die Verantwortung auf die Opfer abwälzen", sagte der Richter zum Angeklagten. Vor dem Unfall sei bereits gegen den Jaguarfahrer wegen seiner rücksichtslosen Fahrweise ermittelt worden. "Das war ihnen bekannt", sagte der Richter. "Und trotzdem hat sie das nicht aufgehalten." Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

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