Auflösung: Die Fachwerkhäuser der Tribenstraße

Herford. Das Foto vom vergangenen Mittwoch zeigte einen Blick von der Bügelstraße in die Tribenstraße. Es ist nach Angaben von Stadtarchivar Christoph Laue Anfang bis Mitte der 1970er Jahre entstanden. Links steht schon das Parkhaus Altstadt mit der Passage zu Klingenthal, hinten geht es nach rechts in die Mittelstraße (heute nur noch Parkplatzweg). Das Eckhaus wurde 1978 abgebrochen. Rechts vor dem Abzweig stehen die sogenannten Gadem-Häuser, die abgebrochen wurden und – wie in der Neuen Westfälischen Anfang des Jahres berichtet – im Freilichtmuseum Detmold wieder errichtet werden sollen. Stephen Paul, der Mitglied der Landschaftsversammlung Westfalen-Lippe ist, hat diesbezüglich konkrete, gute Nachrichten: &bdquo;Die gezeigten Fachwerkhäuser sind seit Langem im Freilichtmuseum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in Detmold eingelagert. Dort wurden sie fachkundig aufbereitet und stehen für einen Wiederaufbau zur Verfügung, wie mir Museumsleiter Prof. Dr. Jan Carstensen erst kürzlich versicherte. Beabsichtigt ist, die Häuser schon im kommenden Jahr 2017 als allernächste Baumaßnahme im Freilichtmuseum an geeigneter Stelle wieder zu errichten. Neuaufbau im Paderborner Dorf Als künftiger Standort ist eine Wiese auf der Ostseite des Paderborner Dorfes vorgesehen. Dort führt heute ein kleiner idyllischer Weg über den Hügel zum Sauerländer Dorf. Die ,Buden’ der Tribenstraße würden im Freilichtmuseum für das Wohnen und Leben der kleinen Leute um 1900 stehen. Eingerahmt auf der linken Seite vom Haus Uhlmann aus Ovenhausen im Kreis Höxter, rechts von einem Handwerkerhaus aus Blomberg/Lippe." Paul freut sich, dass die alte Tribenstraße – wenn auch für Herford verloren – im Museum neu erlebbar wird. Gerhard Heitholt hat die Ecke auch erkannt: &bdquo;Linkerhand hinter dem parkenden Renault R4 wäre dann das heutige Altstadtparkhaus zu sehen. Auch auf dieser Seite standen damals alte Fachwerkhäuser. Meine Großeltern hatten dort Verwandte und ich war noch in den 1950er Jahren (solange meine Großeltern lebten) einige Male in deren Haus. Ich war immer ganz beeindruckt von dem völlig anderen Wohn- und Lebensgefühl in diesen kleinen Häusern im Vergleich zum eigenen verhältnismäßig großen Haus aus Stein. Eine Zockerhöhle auf der rechten Seite Es war die Familie Fritz Lenger, die Zimmer waren unglaublich klein und niedrig, eine ebenso kleine Holztreppe führte ins noch niedrigere Obergeschoss. Herr Lenger war großer Hobbymaler, überall roch es nach frischen Ölfarben und alle Wände hingen voll mit schönen Bildern. Das alles strahlte eine besondere Atmosphäre und Gemütlichkeit aus, meine Eltern sprachen wohl nicht umsonst in Bezug auf die Wohnung von einer ,Puppenstube’!" Holger Hillmann schreibt: &bdquo;Auf der rechten Seite befinden sich heute die Zirbelstube, eine Zockerhöhle, ein Reisebüro und im Eckhaus ein Friseur." &bdquo;Wo die kleinen Leute wohnten" hatte im vergangenen Dezember ein Bericht in unserem &bdquo;HF-Magazin – Heimatkundliche Beiträge aus dem Kreis Herford" über die Tribenstraße und ihre Bewohner geheißen. Aktueller Anlass war die Aufarbeitung und der geplante Wiederaufbau besagter Fachwerkhäuser im Detmolder Freilichtmuseum. Der Großvater betrieb ein Panptikum Anita Bergfeld, geborene Dupré, meldete sich damals, um zu protestieren. Sie ist Jahrgang 1938 und in der Tribenstraße aufgewachsen. Sie ist nicht der Meinung, dass hier nur &bdquo;kleine Leute" wohnten. Und sie wollte die Häuser auch nicht &bdquo;kleine Buden" nennen. Ihre Großmutter Malachewitz hatte ein Haus im Bereich des heutigen Parkhauses Altstadt. Sie war Marketenderin und versorgte im Ersten Weltkrieg mit dem Pferdewagen die Soldaten in der Kaserne. Sie lieferte Dinge wie Rasierzeug aber auch Lebensmittel. Der Großvater betrieb als Schausteller ein Panoptikum. Einige Schausteller nutzten den Hof der Großmutter mit ihren Wohnwagen als Winterquartier. Die Großeltern arbeiteten auch als Abdecker. Wenn ein Pferd unheilbar verletzt war, sind sie hingefahren, haben es an Ort und Stelle getötet und zur Abdeckerei gefahren. Die Großmutter starb 1938, in dem Jahr, als Anita Bergfeld geboren wurde. Im Zweiten Weltkrieg ging &bdquo;alles kaputt". &bdquo;Ich kann mich noch an die brennenden Häuser erinnern", sagt Anita Bergfeld. &bdquo;Meine Mutter hat mich unter ihrem Rock versteckt. Nach dem Krieg hat das Gelände lange brach gelegen." Interaktive Karte Erkunden Sie das historische Herford der Mittwochrätsel mit unserem interaktiven Straßenplan. Klicken Sie dafür einfach mit der Maus auf die roten Pfeile. Der Karte wird wöchentlich aktualisiert.

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