Unbekannte vergiften über 70 Jahre alte Bäume in Spenge

Spenge. Die beiden sind komplett fassungslos. &bdquo;Wer macht denn so etwas; und warum?“ Jasmin Bunte-Tschikin und Ralf Wollbrink stehen vor zwei Bäumen und sind ratlos. Und ärgerlich. Und traurig. Sie blicken auf zwei dem Tod geweihten Bäumen. Die beiden Linden in der Senke an der Industriestraße in Spenge werden sterben. Sie wurden vergiftet. &bdquo;Da gibt es kaum noch eine Chance“, sagt die Fachfrau von der Stadt und schüttelt mit dem Kopf. Jasmin Bunte-Tschikin ist in Spenge unter anderem für den Baumschutz zuständig. Sie weist auf die sechs Löcher nahe der Wurzeln im Baum, nur knapp über dem Boden, hin. Darin stecken - rundherum angeordnet - sechs kurze Kupferrohrstücke mit jeweils zwei Zentimeter Durchmesser, die in den Stamm geschlagen wurden. In einem steckt sogar noch ein Trichter. &bdquo;Dort wurde wohl ein starkes Herbizid eingefüllt“, vermutet sie. Ralf Wollbrink vom Bauhof tippt auf Glyphosat; Glyphosat wird in Landwirtschaft, Gartenbau, Industrie und Privathaushalten eingesetzt. Alle damit behandelten Pflanzen sterben ab. Auch Bunte-Tschikin hält den Einsatz von Glyphosat für möglich. Dafür spräche die spezielle Wirkung auf die Blätter. Deren Masse sterbe ab und damit sei eine Fotosynthese nicht mehr möglich. Der Baum stirbt. &bdquo;Jetzt sind sie nur noch braun“ Wollbrink war es auch, der die beiden Linden noch vor zwei Wochen kontrolliert habe. &bdquo;Da waren sie noch wunderschön grün. Jetzt sind sie nur noch braun.“ Die Fachfrau sagt: &bdquo;Gerade in Spenge engagieren wir uns sehr für den Erhalt der alten Bäume.“ Sie erklärt den Klimaeffekt anhand der Kohlenstoffspeicherung in Bäumen. Grundlage sind Recherchen der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft. Auf deren Datengrundlage und der Baumhöhe von 27 Metern hätten die beiden Bäume je - &bdquo;und das ist grob gerechnet“ - 680 bis 1.000 Kilogramm Kohlenstoff im Baum gespeichert. Sie vermutet: &bdquo;Die beiden Linden werden aller Voraussicht nach absterben und keinen Sauerstoff mehr durch Fotosynthese freisetzen – damit auch keinen Kohlenstoff mehr binden. Ärgerlich hierbei – es gab keinerlei Gründe, die Bäume zu entfernen. Sie haben schlichtweg nicht gestört und es ist schade, dass über 70 Jahre alte Bäume derart geschädigt wurden.“ &bdquo;Das muss pure Zerstörungswut sein“ Wer sich an den Bäumen zu schaffen gemacht hat; und warum, das weiß Ralf Wollbrink nicht. Das ahnen er und Jasmin Bunte-Tschikin nicht einmal. Nicht einmal vorstellen könnten sie sich, warum jemand es darauf anlegt, diese beiden Bäume - einer weist immerhin einen Umfang von 3,20 Metern auf - sterben zu lassen. &bdquo;Die stören hier niemanden. Die schränken weder das Lichtraumprofil der schmalen Straße ein, noch stören sie die Durchfahrt. Zudem ist die Straße für Lkw gesperrt“, analysiert die Fachfrau. &bdquo;Und auch das Laub der beiden Bäume fällt auf die Wiese und auf die Straße und stört niemanden. Das muss pure Zerstörungswut sein. Unerklärlich. Nicht nachvollziehbar“, sagt Wollbrink, der - auch aufgrund seiner Tätigkeit als Co-Bauhof-Chef - eine ganz besondere Beziehung zu allem hat, was in der Stadt grünt. Die beiden haben Anzeige bei der Polizei erstattet. Auch Bürgermeister Bernd Dumcke äußert sich zu dem Baumfrevel: &bdquo;Unglaublich. Wie kann man auf die Idee kommen, Bäume zu zerstören? Irgendwie haben der oder die Täter nicht alle Latten am Zaun.“ Der Bürgermeister sieht zudem gerade in Zeiten des Klimawandels eine ganz besondere Verantwortung den alten Bäumen gegenüber. &bdquo;Wer hat den Baum vergiftet?“ Von weiteren Straftaten dieser Art in den jüngsten Jahren weiß indes der Pressesprecher des Kreises, Hendrik Grawe, nicht zu berichten. Da habe es keine Anzeigen gegeben. Wahrscheinlich, so sagt er, werde es hier um Sachbeschädigung handeln. &bdquo;Eventuell greift auch das Umweltrecht.“ Zur Höhe der möglichen Strafe bei dieser Art des Vergehens konnte er keine Angaben machen. Bereits Ende Juni dieses Jahres war auf einem Kinderspielplatz in Enger an der Elisabeth-Selbert-Straße ein junger Baum großflächig entrindet, also quasi geschält, worden. Wie es weiter geht, erklärt Jasmin Bunte-Tschikin: &bdquo;Wir werden die Bäume weiterhin beobachten – unser Ziel ist es, sie so lange wie möglich zu erhalten.“ Aber dennoch möchten sie und Ralf Wollbrink, möchten alle, denen die Natur und Bäume am Herzen liegen wissen: &bdquo;Wer hat den Baum vergiftet? Und warum?“ Sie bittet um Hinweise auf den oder die Täter unter Tel.: 05225 8768500. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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