Dramatischer Einsatz in Spenge: „Wir sind dem Tod knapp entkommen“

Spenge. Am 16. April 1985 erhielt der Löschzug Spenge-Mitte eine, wie es zunächst schien, unspektakuläre Meldung. Sechs Feuerwehrmänner machten sich auf den Weg und erlebten völlig unerwartet einen Einsatz, der ihr Leben für immer prägen sollte. &bdquo;Auf unserem Meldeempfänger ging die Nachricht ’Rauchentwicklung in der Spenger Sauna’ ein“, erinnert sich Horst Kröger. Das sei eigentlich ein Routineeinsatz. &bdquo;Man geht hinein und orientiert sich, was gemacht werden muss.“ Die Sauna befand sich im Keller unter der Rosenapotheke am Lönsweg/Ecke Lange Straße, die Schwitzkabine wurde zu dem Zeitpunkt für den Saunabetrieb geheizt. Nur Rauch gesehen &bdquo;Wir teilten uns in zwei Trupps auf. Manfred Sowa, Rainer Kuhlmann, Jörg Hülsmann und ich gingen mit Atemschutzgeräten in die Sauna, um zu kontrollieren, woher der Qualm kam“, erzählt Kröger. Stadtbrandmeister Leo Hafke und Edmund Haase warteten draußen. Nachdem sie nur Rauch im Vorraum zur Schwitzkabine, aber kein offenes Feuer gesehen hätten, seien sie wieder hinausgegangen, um das weitere Vorgehen zu besprechen, sagt Kröger. Die Feuerwehrleute beschlossen, den Einsatz runterzufahren. &bdquo;Wir hatten den Eindruck, dass keine weiteren Kräfte erforderlich seien und alles im grünen Bereich sei“, sagt Manfred Sowa. &bdquo;Zwischenzeitlich war eine Mitarbeitende aus dem neben der Apotheke liegenden Porzellangeschäft zu uns gekommen und sagte, dass es bei ihr im Geschäft auch nach Rauch rieche.“ So teilten sich die beiden Trupps auf: Vier gingen wieder in die Sauna und wollten dort &bdquo;ablöschen“, Hafke und Haase kontrollierten das Porzellangeschäft. Im Vorraum der Schwitzkabine bot sich das gleiche Bild wie zuvor. Es gab viel Rauch, aber kein offenes Feuer. Als Horst Kröger zur Kontrolle die Tür der eingeheizten Schwitzkabine öffnete, kam es zu einer Rauchgasexplosion. Diese entsteht, wenn einem Raum durch einen Schwelbrand der Sauerstoff entzogen wird - in diesem Fall dem Vorraum der Schwitzkabine. Dadurch sind dort Rauchgase entstanden. Die plötzliche Sauerstoffzufuhr durch das Öffnen der Tür der Schwitzkabine und die glimmende Kohle im Saunaofen hat dann die Rauchgasexplosion ausgelöst. Sie wurde von einer starken Druckwelle mit einer Feuerwalze begleitet. Nur noch ein Gedanke: raus hier! &bdquo;Die Druckwelle hat uns Kameraden ordentlich durcheinandergewirbelt“, erinnert sich Kröger. Zunächst kümmerten sie sich umeinander und dann gab es nur noch einen Gedanken: raus hier! &bdquo;Der Adrenalinspiegel war bei uns allen in die Höhe geschossen“, sagt Kröger. Im Hinauslaufen sah er &bdquo;Flammen, die noch heller als beim Schweißbrennen waren“. Im benachbarten Porzellangeschäft waren die beiden Feuerwehrmänner Hafke und Haase inzwischen in das Porzellanlager im Keller des Hauses gegangen. &bdquo;Es war ein schmaler Raum, in dem beidseitig hohe Regale mit Ware standen“, beschreibt Haase. Er sei in den Raum gegangen, um das am Ende befindliche kleine Fenster zum Lüften zu öffnen. In dem Moment schoss die Feuerwalze aus der etwa 20 Meter entfernten Sauna in den Lagerraum. &bdquo;Als ich wieder zu mir kam, war ich mit Porzellanscherben bedeckt“, berichtet Haase. &bdquo;Dann sah ich den Stadtbrandmeister liegen.“ Hafke sei erheblich verletzt worden. Er habe nur noch reagiert und ihn aus dem Raum gezogen. &bdquo;Der Einsatz war für uns sechs damit zu Ende, wir kamen alle ins Krankenhaus nach Enger“, berichtet Haase. Alle hatten Brandverletzungen, besonders schwer hatte es Stadtbrandmeister Leo Hafke getroffen. Helmvisier geschmolzen &bdquo;Wir alle haben Glück gehabt“, sagt Haase. Sie hätten die damals vorgeschriebene Einsatzkleidung, Blaumann, Helm und Atemgerät, getragen. Sein Helm und sein Funkgerät seien im Porzellanlager nicht wiederzufinden gewesen. &bdquo;Das Visier meines Helmes ist durch die Druckwelle und die Feuerwalze in der Sauna geschmolzen“, erinnert sich Kröger. &bdquo;Wir sind dem Tod knapp entkommen.“ Glücklicherweise seien zu dem Zeitpunkt noch keine Gäste in der Sauna gewesen. Später haben die sechs Feuerwehrkameraden noch häufig über die Situation gesprochen, um das Geschehene zu verarbeiten. &bdquo;Uns war nicht klar, wie es passieren konnte, und wir haben auch weder von der Polizei noch vom Brandermittler Informationen zur Ursache bekommen“, sagt Horst Kröger. Aber diese Situation habe ihnen noch einmal den Blick auf das Leben geschärft. &bdquo;Ich habe versucht, von da an bewusster zu leben, bin auch naturverbundener geworden“, sagt Edmund Haase. &bdquo;Ich bin dem Tod einmal von der Schippe gesprungen, deshalb haben meine Frau und ich uns gesagt, jetzt gönnen wir uns was“, betont Horst Kröger. Auch erfülle ihn eine tiefe Dankbarkeit. &bdquo;Jeder von uns hat die Situation von damals halbwegs gut verkraftet“, sagt Rainer Kuhlmann. Jeder Einsatz ist ein Risiko Keiner hat danach seinen Dienst bei der Feuerwehr aufgegeben. &bdquo;Das war unsere Arbeit“, sagt Horst Kröger. &bdquo;Jeder Einsatz ist ein Risiko und man weiß nie, was auf einen zukommt.“ Alle sind am Ball geblieben, um Menschen zu helfen. Sei es als Rettungsassistent, Leiter der Rettungswache Spenge, als Disponent in der Leitstelle des Kreises Herford oder in der Freiwilligen Feuerwehr Spenge-Mitte. Sie alle hatten den Wunsch, sich nach einem Jahr am 16. April wiederzusehen. Und das tun sie weiterhin regelmäßig am Jahrestag des verheerenden Einsatzes - vor Kurzem zum 40. Mal. Ihr gemeinsames Erleben hat sie eng miteinander verbunden. Allen aktiven Feuerwehrleuten wünschen die Rentner eines: Dass sie immer gesund nach Hause kommen.

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