Messermord in Spenge: Gerichtsmediziner schildert das Obduktionsergebnis

Spenge/Bielefeld. Im Prozess um einen Mord in Spenge vor dem Bielefelder Schwurgericht hat ein Gutachter der Rechtsmedizin Münster das Obduktionsergebnis vorgestellt. Nun steht die These im Raum, dass der geständige Sergej E. seinem Opfer auch nach dessen Tod noch Verletzungen mit einem Bolzenschussgerät zugefügt haben könnte. Wie berichtet, soll der 37-jährige Sergej E. am frühen Morgen des 26. Aprils dieses Jahres seinem Nachbarn im Hausflur aufgelauert haben, um ihn mit einem Kampfmesser, einer Armbrust und einem Bolzenschussgerät zu töten. Im vorherigen Verhandlungstermin hatte Sergej E. den Mord an seinem Nachbarn gestanden, allerdings schilderte er den Tatablauf anders, als das nun vorgestellte Obduktionsergebnis vermuten lässt. Mehr zum Thema: Messermord in Spenge - Angeklagter gibt Einblicke Nur noch eineinhalb Liter Blut im Körper So wurde bekannt, dass das Opfer nur noch eineinhalb Liter Blut im Körper hatte, also verblutet ist. Normalerweise hat ein Mensch zwischen vier und sieben Litern. Es ist abhängig von Geschlecht, Gewicht, Größe, Alter und Fitness. Durch die geringe Menge Blut, die sich bei der Obduktion noch im Leichnam befand, konnten die Mediziner die einzelnen Stich- und Schnittwunden annähernd zeitlich einordnen. So blieben den Anwesenden auch nicht die Bilder der Obduktion erspart, da der Gutachter jede der Verletzungen beschreiben musste. Nachdem der Vorsitzende Richter das Einspielen der Bilder ankündigte, verließen einige Zuschauer den Gerichtssaal. Insgesamt wies der Körper des Getöteten 53 Stich- und Schnittverletzungen auf, bei 18 davon soll es sich laut Gutachten um Abwehrverletzungen handeln. Das Opfer hatte offenbar versucht, sich mit den bloßen Händen und Armen vor den wuchtigen Schlägen zu schützen. Insgesamt 53 Stich- und Schnittverletzungen Die Verletzungen seien derart vehement ausgeführt worden, sodass selbst knöcherne Verletzungen unterhalb der eigentlichen Wunden entstanden seien. &bdquo;Es handelte sich ganz offensichtlich um ein hochdynamisches Geschehen“, so der Gutachter im Gerichtssaal. Drei Stiche hätten alleine das Herz getroffen, weiterhin habe es auch tiefe Stiche in den Nacken und Rücken des Opfers gegeben. Zwei Schädelverletzungen in der Scheitelregion des Kopfes würden auf aufgesetzte Bolzenschüsse hindeuten. Diese Verletzungen könnten eigentlich nur entstanden sein, nachdem das Opfer bereits reglos am Boden lag. Auch eine 35-jährige Kripobeamtin sagte an diesem Prozesstag aus. Sie hatte Sergej E. am Tag nach der Tat und nochmals am 2. Oktober dieses Jahres vernommen. In Fußfesseln sei der mutmaßliche Mörder aus der Untersuchungshaft zum Bielefelder Polizeipräsidium gefahren worden und insgesamt rund 4,5 Stunden verhört worden. Bereits dort räumte er die Tat ein, legte ein volles Geständnis ab. Kripobeamtin: &bdquo;hat keinerlei Emotionen gezeigt“ Wörtlich soll er geäußert haben: &bdquo;Meine Verfolger haben mich zum Mörder gemacht“. Wie berichtet ist E. der Ansicht, unbekannte Verfolger würden ihn observieren, ihn durch Schlafentzug in den Selbstmord treiben wollen. Diesbezügliche Ermittlungen hätte die Kommissarin aber nicht eingeleitet, da die Erzählungen von E. schlichtweg nicht glaubwürdig und abstrus erschienen wären. &bdquo;Mir kam Sergej E. eher psychisch krank vor“, so die Ermittlerin. In den Vernehmungen habe der 37-Jährige keinerlei Emotionen gezeigt, die Tat eher distanziert betrachtet. Anders an diesem Gerichtstag: Als die Obduktionsbilder auf dem Monitor des Gerichtssaals eingeblendet wurden, senkte E. den Kopf und konnte nicht hinschauen. &bdquo;Wenn Sie schon nicht die Obduktionsbilder anschauen können, können Sie dann wenigstens der Mutter und Schwester Ihres Opfers in die Augen schauen?“, fragt Alexander Klemme, der die Nebenklage vertritt und mit den beiden im Gerichtssaal Sergej E. quasi gegenüber sitzt. In diesem Moment zeigt E. erstmals Gefühle, beginnt zu weinen. &bdquo;Nein, das kann ich nicht. Es tut mir alles sehr leid“, so der 37-Jährige unter Tränen. Der Prozess soll am 20. November fortgesetzt werden. Dann werden die Plädoyers erwartet.

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