Unfälle belasten Hausbesitzerin: Wenn es vor der eigenen Tür ständig kracht

Spenge. Es war Dienstagnachmittag, als es vor dem Haus von Waltraud Saeger im Spenger Ortsteil Wallenbrück krachte - wieder einmal. Ein Lkw war von der Fahrbahn abgekommen und im Graben gelandet. "Wenn er ein bisschen früher aus der Kurve ausgebrochen wäre, hätte er unser Haus getroffen." Ein solcher Unfall ist laut Saeger nicht der erste an dieser Stelle. "Jedes Jahr landen drei bis fünf Autos bei uns vorm Haus im Garten oder im Graben." Allein seit der Fahrbahnsanierung der Neuenkirchener Straße vor ein paar Monaten sei es in der angrenzenden Kurve zu drei Unfällen gekommen. Auch ein Stück weiter die Straße hoch Richtung Spenge - in der Kurve an der Warmenaustraße - gebe es eine ähnliche Situation. Spuren noch deutlich sichtbar Die Spuren des letzten Zwischenfalls vom Dienstag sind noch deutlich sichtbar. Dort, wo der Lkw von der Straße abgekommen ist, haben sich tiefe Reifenspuren ins nasse Erdreich eingegraben. Auch den angrenzenden Haselnussbaum im Garten von Waltraud Saeger hat es erwischt: Ein dicker Ast ist abgebrochen. Der Baum habe den Laster ein Stück weit abgefangen und somit wohl verhindert, dass der Lkw komplett umkippen konnte, sagt sie. Die Unfälle der letzten Jahre hätten auch an anderen Stellen auf ihrem Grundstück Spuren hinterlassen. "Schauen Sie", sagt Saeger und zeigt auf den Stamm einer Linde in ihrem Vorgarten. An einer Stelle fehlt ein großes Stück von der Rinde. Einen Apfel- und einen Pflaumenbaum hätten sie bereits abholzen müssen. Nach mehreren "Treffern" seien sie so schwer beschädigt gewesen, dass sie irgendwann ausgetrocknet seien. Auch ihr Zaun oder größere Büsche seien schon in Mitleidenschaft gezogen worden. Bei vielen Unfällen nicht die Polizei hinzugezogen Die meisten dieser Unfälle seien ohne Verletzte und ohne Beteiligung oder Schädigung anderer Verkehrsteilnehmer abgelaufen, sagt Saeger. "Daher wurde auch meist auf polizeiliches Eingreifen verzichtet." Was aber auch zur Folge habe, dass die Unfälle nicht aktenkundig geworden und sie damit offiziell nicht passiert seien. Auf Nachfrage bestätigt Polizeisprecher Uwe Maser: Die Stelle "ist für uns keine Unfallhäufungsstelle". "Wir haben doch auch ein Recht auf Schutz" Nichtsdestotrotz sieht Waltraud Saeger hier ein Problem - und möchte, dass sich etwas ändert. "Wir möchten einfach nur, dass da irgendetwas passiert - wir haben doch auch ein Recht auf Schutz." Zurzeit herrscht Tempo 50 auf dem Streckenabschnitt. Eine Geschwindigkeitsreduzierung würde sie befürworten. Ebenso wie deutliche Schilder, die auf die Kurve hinweisen. Seit Januar habe sie verschiedene Behörden per Mail angeschrieben, um auf die Situation hinzuweisen. Verbunden mit der Bitte, über zusätzlich Maßnehmen zur Verkehrssicherung nachzudenken. Der Schriftwechsel liegt der Neuen Westfälischen vor. "Mit der Angelegenheit wurde dann auch die Kreisverwaltung beschäftigt, aber leider ohne weitere Ergebnisse", sagt Saeger. Das sagt der Kreis Die Anfrage der Anwohnerin der Neuenkirchener Straße sei ihnen Anfang des Jahres vom Landesbetrieb Straßenbau.NRW übersandt worden, schreibt der Kreis dazu auf Anfrage der NW. Zunächst habe das Straßenverkehrsamt (SVA) Ende März eine Verkehrsmessung durchgeführt. "Nach der Auswertung der Verkehrsmessung ergab sich zunächst kein weiterer Handlungsbedarf", schreibt der Kreis weiter. Mehr als 85 Prozent der Verkehrsteilnehmer hätten sich an die vorgeschriebene Geschwindigkeit gehalten. Zusätzlich habe auch die Dokumentation von bisherigen Unfallsituationen in der dortigen Kurve "nicht das Bild einer besonderen Gefahrenstelle" ergeben. "Die Kurve ist aus beiden Fahrtrichtungen ausreichend gut erkennbar und liegt im innerörtlichen Bereich (50 km/h) . Insofern ist es rechtlich schwierig, weitere Beschilderungsmaßnahmen gegenüber dem Straßenbaulastträger anzuordnen", teilt der Kreis weiter mit. Hier gibt es eine Unfallhäufung Die Neuenkirchener Straße stehe seit Sommer zusätzlich an einer anderen Stelle im Fokus des Straßenverkehrsamts. Es gebe dort etwa 200 Meter entfernt in der benachbarten Kurve - Höhe Warmenaustraße - eine "neue Unfallhäufungsstelle". Hier habe es im Juli einen Ortstermin mit der Unfallkommission gegeben, in dem als Sofortmaßnahme die Anbringung einer zusätzlichen Richtungstafel an der Kurve beschlossen worden sei. Sie sei im August montiert worden. "Darüber hinaus wurde dort Ende August/Anfang September eine weitere Verkehrsmessung durchgeführt, nach dessen Ergebnis derzeit noch weitere Maßnahmen zwischen den Beteiligten in der Unfallkommission abgestimmt werden." Der Streckenabschnitt der Neuenkirchener Straße am Haus von Waltraud Saeger werde nicht von der Unfallhäufungsstelle umfasst. "Gleichwohl nehmen wir die Bedenken und Ängste der Anwohnerin ernst und überlegen, ob trotz der rechtlichen Problematik Möglichkeiten bestehen. Hierzu will das Straßenverkehrsamt in Zusammenarbeit mit der Polizei zunächst nochmals die aktuelle Unfalllage auswerten."

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