"Mitarbeiter wegen Schimmel erkrankt": Darum ist die Moor-Ranch geschlossen

Spenge. Das Restaurant Moor-Ranch ist seit dem 16. September geschlossen. Die Gaststätte am Hücker Moor sei - so stand es zunächst auf Facebook im Internet - wegen der "angespannten Personalsituation" nicht mehr geöffnet. Dann hieß es, dass die Moor-Ranch aufgrund einer Anordnung der Berufsgenossenschaft geschlossen worden sei. Zunächst hielten sich Pächter und Verpächter mit der Angabe konkreter Gründe bedeckt. Jetzt haben sie sich auf richterlichen Vorschlag in der vergangenen Woche zu einem Mediationstermin getroffen. "Dabei ist nichts heraus gekommen", sagt Pächter Frank Andernacht. Er sagt, dass auch Menschen zu Schaden gekommen seien. Jetzt sind er und die Verpächter Thorsten Fleer und Oliver Palmowski bereit, die Geschichte aus ihrer jeweiligen Sicht zu schildern. "Schwarzschimmel deutlich sichtbar" Andernacht gibt dem Verpächter Thorsten Fleer die Schuld an der verfahrenen Situation. Ursächlich für die Schließung sei der Befall "eines großen Teiles der Decke mit verschiedenen Schimmelarten". Und dafür zeichne nun mal der Verpächter verantwortlich. Genau der habe diesen, laut Andernacht, "großen Mangel" bereits bei seiner Übernahme der Gaststätte im Jahr 2019 selbst benannt und zugesagt, das Dach abzudichten. Denn von dort sei Wasser in die Decke des Innenraumes gedrungen. Andernacht: "So viel, dass schon von innen der Schwarzschimmel deutlich sichtbar war." Zunächst habe der Pächter zwei Jahre gewartet. Er habe immer wieder auf den Mangel hingewiesen. Im November 2020 habe Andernacht dann begonnen, die Pacht zu kürzen. Und dann schließlich die Zahlungen ganz einzustellen. Im Frühjahr 2021 habe der Verpächter dann mit der Sanierung begonnen. Andernacht: "Aber nur die der einen Hälfte des Daches und der Decke. In der Küche sickert immer noch Wasser durch die Abzugshaube und in einem Nebenraum durch die Deckenbeleuchtung." Gleich fünf Arten von Schimmel Teile der Rigipsplatten, die ein Mitarbeiter Fleers - der einen Malerbetrieb in Kirchlengern betreibt - bei der Sanierung entfernt habe, habe sich Andernacht sofort gesichert und "Ende April, Anfang Mai" ein Gutachten in einem Hannoveraner Fachlabor in Auftrag gegeben. "Das stellte gleich fünf Arten von Schimmel fest." Daraufhin habe sich der Pächter an einen Anwalt gewandt. Der riet ihm, sich an das Gesundheitsamt und die Lebensmittelkontrolle beim Kreis zu wenden. "Die waren aber für diesen Fall nicht zuständig, also schaltete ich die Berufsgenossenschaft ein, denn es geht ja um die Gesundheit meiner Mitarbeiter." Am 16. September habe sich ein Vertreter der BG in der Gaststätte umgesehen, die Ergebnisse der Labor-Untersuchung gelesen und die Moor-Ranch "sofort" geschlossen. Zum Zeitpunkt der Schließung, sagt Andernacht, habe er acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fest beschäftigt. Einer von ihnen habe schon zum Ende September gekündigt, zwei seien krank gewesen und fünf seien jetzt nicht mehr in der Gaststätte beschäftigt; hätten aber alle eine neue Anstellung. Von den beiden Mitarbeitern sei einer an einer Entzündung in der Lunge - Andernacht: "Das kommt laut Aussage des Arztes von den Schimmelpilzen in der Gaststätte" - erkrankt. Der andere zeige eine allergische Reaktion auf die Pilze. "Auch drei andere Mitarbeiter klagen schon seit einiger Zeit über Durchfall und Kopfschmerzen, wenn sie gearbeitet haben." Und: "Eine frühere Mitarbeiterin hatte schon vor langer Zeit - bevor ich die Moor-Ranch gepachtet hatte - auf diese Missstände hingewiesen." Kommunikation nur über die Anwältin Schlussendlich bleibe die Gaststätte seiner Meinung nach jetzt wohl erst geschlossen. "Davon gehe ich jedenfalls aus", sagt Frank Andernacht. So lange zumindest, bis sich die beiden Parteien gerichtlich geeinigt haben. "Und das kann dauern." Thorsten Fleer und Oliver Palmowski als Verpächter der Moor-Ranch hingegen teilen mit: "Wir gehen aber davon aus, dass die Moor-Ranch in Kürze wieder geöffnet wird und die Schließung nicht gerechtfertigt war." Und: "Die Kommunikation mit Herrn Andernacht findet von unserer Stelle nur noch über unsere Rechtsanwältin statt." Sie haben eine andere Sicht auf die Geschichte und erklären, dass der Pächter Frank Andernacht "das bisher immer gepflegte Objekt" habe verwahrlosen lassen. Und: "Vorweg möchten wir darauf hinweisen, dass wir zu keiner Zeit von Herrn Andernacht eine Aufforderung zur Mängelbeseitigung bezüglich der aktuellen Vorwürfe erhalten haben. Unabhängig, ob diese Mängel begründet oder unbegründet sind." "Der Ripigs kommt aus dem Abfall" Zum Thema Schimmelbefall erklärt Thorsten Fleer: "Im Juni und Juli dieses Jahres wurden zwei kleine Stellen am Dach saniert. Dieses hatte jedoch nie zu einer Beeinträchtigung des Betriebes geführt. Aus dem resultierenden Abfall dieser Sanierung hat ein Mitarbeiter von Herrn Andernacht ein kleines Stück Rigips zwecks Schimmelanalyse eingeschickt. Ich möchte noch einmal betonen, es war ein Stück aus dem Abfall. Die Sanierung wurde von uns zu diesem Zeitpunkt bereits durchgeführt und abgeschlossen." Die Verpächter teilen mit: "Aktuell sieht es so aus, dass eine erneute, kurzfristige Begutachtung von der Berufsgenossenschaft abgelehnt wurde, da wir als Verpächter nicht die Ansprechpartner seien. Ansprechpartner ist Herr Andernacht, der aktuell aber anscheinend an keiner Klärung und damit schnellen Wiedereröffnung interessiert ist." Fleer: "Bis zum heutigen Tage konnte uns von niemanden bewiesen werden, dass im Gebäude Schimmel vorhanden ist. Schon gar nicht, dass jemals eine Gesundheitsgefährdung vorgelegen hat. So etwas wäre selbstverständlich auch nicht in unserem Sinne." Zur angeblichen gesundheitlichen Beeinträchtigung der Mitarbeiter sagt der Verpächter: "Das kann ich mir nur schwer vorstellen." Fleer und Palmowski erklären: "Leider müssen wir davon ausgehen, dass der Hintergrund für diese ganze Aktion doch sehr offensichtlich ist. Herr Andernacht möchte wohl von seinem langfristigen Pachtvertrag entbunden werden. Durch diesen Vorfall soll vermutlich eine Kündigung durch uns provoziert werden."

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