An der CDU-Basis herrscht blankes Entsetzen

Spenge. Naturgemäß sind nicht alle Spenger Politiker gleichermaßen mit den Ergebnissen der Bundestagswahl zufrieden. Eine zentrale Frage ist sicherlich das Verhandlungsgeschick von Grünen und FDP. In Spenge steigerte sich die SPD bei den Zweitstimmen gegenüber der Wahl 2017 von 30,26 auf 33,32 Prozent, die CDU büßte gegenüber 30,58 Prozent massiv Stimmen ein und liegt jetzt bei 22,43 Prozent. Verantwortung Gerd Meyer ist gut zufrieden. "Wer hätte vor sechs Monaten gedacht, dass Olaf Scholz so ein gutes Ergebnis erzielt?" Dennoch: "Jetzt wird es sehr schwer werden." Sowohl eine Ampel-Koalition als auch eine Jamaika-Koalition seien möglich. "Aber ich finde es ziemlich verwegen", sagt der Fraktionsvorsitzende der Spenger SPD, "dass die CDU bei einem derart miesen Ergebnis und bei den sehr schlechten Kompetenzwerten ihres Kanzler-Kandidaten einen Anspruch auf die Regierungsbildung ableitet." Er ergänzt: "Dahinter stelle ich ein großes moralisches Fragezeichen." Wie die nächste Bundesregierung aussehen werde, könne er "wirklich nicht sagen." Aber: "Ich hoffe, dass es nicht wieder zu einer quälend langen Regierungsbildung kommen wird." Er finde, "dass die politisch legitimierten Parteien eine Verantwortung dem Wähler gegenüber" hätten, in einer akzeptablen Zeit zu einem Ergebnis zu kommen. Mit den Ergebnissen für die Stadt Spenge sei der Sozialdemokrat zufrieden. Die guten Resultate führt er auch zu einem großen Teil auf die gute Arbeit des heimischen SPD-Bundestagsabgeordneten Stefan Schwartze zurück. Es gebe nur ein Problem: "Die AfD hat zu viele Stimmen bekommen." Surreal Weniger begeistert vom Ergebnis der Bundestagswahl ist Lars Hartwig. Der Spenger Chef der CDU-Fraktion im Rat erklärt: "Es war am Wahlabend schon ein wenig surreal. Da gibt es im Fernsehen Bilder von CDU-Mitgliedern, die das Ergebnis bejubeln. Und an der Basis herrscht blankes Entsetzen." Hartwig sieht drei Gründe für das schlechte Ergebnis: Es habe im Wahlkampf zu wenig Inhalte gegeben, der CDU-Kandidat Armin Laschet sei nicht "so populär wie vor der Wahl erhofft" und zudem habe eine klare Strategie gefehlt. "Nur die Grünen als Hauptfeind auszumachen, das funktionierte nicht." Für den eigenen Kandidaten Joachim Ebmeyer tue es ihm leid. "Er hat mit großen Engagement bis zum Schluss um jede Stimme gekämpft, doch fehlte der Rückenwind aus Berlin." Die Anregung von Carsten Linnemann, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, verstärkt auf die Mitgliedermeinungen zu setze, sei richtig, sagt Hartwig. Wie es nun weiter gehen solle, ahne er nicht. "Aber eins ist sicher: Es wird einen Bundeskanzler geben." Kröten schlucken Davon ist auch Rainer Kalla überzeugt. "Ich gehe davon aus, dass die Verhandlungen nicht so lange dauern, wie 2017. Da sollte die FDP als Mehrheitsbeschaffer dienen. Jetzt verhandelt sie mit den Grünen." Und da sei es von Vorteil, dass der grüne Verhandlungsführer schon in Schleswig-Holstein Erfahrungen mit der Koalition gewonnen habe. Das sagt Kalla als Spenger FDP-Urgestein. Er schätzt, dass "beide Parteien Kröten schlucken müssen", um zu einer Einigung zu kommen. "Aber beide wissen, dass sie ihr Programm nicht zu einhundert Prozent durchsetzen können." Es gebe ein gemeinsames Ziel: Klimaschutz. "Wir haben dabei lediglich eine andere Herangehensweise als die Grünen." "Sehr froh" ist er über den Einzug von Jens Teutrine in den Bundestag. "Da haben wir einen Abgeordneten in Berlin und damit eine Verbindung zur großen Politik." AfD zu stark "Im Prinzip sind wir Wahlsieger", sagt André Schröder, "aber es fühlt sich irgendwie nicht so an." Der Fraktionsvorsitzende der Grünen in Spenge mag sich derzeit nicht so richtig freuen. Wie es weitergehen soll? "Keine Ahnung", sagt Schröder. Er hofft, dass die Politik aus den Verhandlungen nach der Bundestagswahl 2017 ihre Lehren gezogen habe. Und er erwarte, dass er als Mitglied der Grünen mit über die Verhandlungen abstimmen könne. "Und ich freue mich über die Direktkandidaten der Grünen in NRW." Lehren sollte die Politik - auch in Spenge - daraus ziehen, dass die AfD weiterhin stark sei. "Das finde ich erschreckend. Jetzt müssen wir zusammen schauen, was wir dagegen tun können."

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