Kommunalwahl: Kandidat will mit Klimaschutz in Spenge punkten

Herr Hartwig, Sie bewerben sich um das Amt des Bürgermeisters der Stadt Spenge. Über welche besonderen Talente muss ein Bürgermeister verfügen? LARS HARTWIG: Ich glaube ein Bürgermeister muss verbinden können. Das Amt ist sehr vielfältig: Einerseits die Spitze der Verwaltung – hier muss man entsprechend das Personal führen. Auf der anderen Seite ist man aber auch der erste Ansprechpartner für die Bürger. Man muss also ein Allrounder sein, auf die Menschen zugehen können, sie vertreten können. Mit ihnen ins Gespräch kommen, Probleme erkennen und sie auch lösen können. Besitzen Sie diese Eigenschaften? Hartwig: Ich gehe davon aus. Als Risiko-Controller bei der Sparkasse musste ich gerade in der Corona-Krise sehr viele Probleme lösen; sie auch pragmatisch anpacken. Ich denke, dass ich für das Amt des Bürgermeisters die Qualifikation mitbringe. Und würde mich über das Vertrauen der Bürger freuen. Sie haben bereits früh angekündigt, gemeinsam mit den Grünen Politik zu machen. Warum so früh? Hartwig: Schon im letzten Jahr hatte ich gesagt, dass wir einen Partner für die Kommunalwahl suchen. . . . als Mehrheitsbeschaffer? Hartwig: . . . Nein. Wenn man politische Ziele umsetzen will, muss man Mehrheiten überzeugen. Wir können ja nicht sagen: Okay, wir haben unseren Stimmenanteil, kommen aber nicht auf Mehrheiten. Mehrheitsbeschaffer klingt immer so negativ. . . . trifft es doch aber, oder? HarTwig: Ja, schon. Mir geht es aber darum, dass man gemeinsame Ziele vorher formuliert, damit der Bürger am Ende auch weiß, was er bekommt. Wir haben auch mit anderen gesprochen, aber mit den Grünen hatten wir viele Schnittmengen gefunden, wo wir auch Schwerpunkte im Wahlkampf setzen wollten: Wirtschaftsförderung, Klimaschutz, Integration, Zusammenhalt der Gesellschaft und Familienförderung. Das waren die Kernthemen und da haben wir gesagt: Das würden wir ganz gern anders machen als es bislang gemacht wurde. Wir probieren es mal mit Schwarz-Grün. Neu für Spenge und auch im Kreis Herford verhältnismäßig neu. Bislang waren die Reaktionen überwiegend positiv. Ich habe viel Zuspruch erfahren: Endlich probiert ihr mal was Neues, nicht mehr das alte Blockdenken. Haben Sie keine Angst, dass Sie konservative CDU-Wähler an die UWG verlieren? Hartwig: Die Kritik kommt in beiden Parteien natürlich von denen, die die reine Lehre bevorzugen. Aber in der Demokratie muss man Mehrheiten für Projekte haben. Wir sagen den Wählern ehrlich, welche Pläne wir haben. Und darüber stimmen die Wähler dann ab. Welche Umweltprojekte liegen Ihnen besonders am Herzen? Hartwig: Wir haben uns das Thema Klimaschutz auf die Fahnen geschrieben. Bis 2030 wollen wir in der Verwaltung klimaneutral unterwegs sein. Das wird sicherlich ein Kraftakt werden. Wir haben vereinbart, dass wir einen Klimamanager installieren. Der soll die Vereinbarkeit von Beschlüssen mit den Klimazielen überprüfen und koordinieren; und Fördergelder einwerben. Das ist in den meisten Kommunen des Kreises bereits angedacht oder schon umgesetzt. Ich sehe genug Fördertöpfe, um unsere Ziele erreichen können. Ein weiterer Punkt ist der Ausbau der Rad- und Fußwege. Manche Streckenverbindungen und die Anbindung der Ortsteile sind noch nicht vollständig. Zudem gibt es beim Thema Mobilität den Bereich ÖPNV. Da sehen wir den Bedarf, hinsichtlich Taktung und Preisgestaltung Verbesserungen herbei zu führen. Nennen Sie bitte zwei konkrete Beispiele. Hartwig: Das ist beim Rad- und Fußwegenetz der Martinsweg; an sich ein sehr schöner Weg, inzwischen allerdings durch die Verwachsungen sehr eng geworden. Es gibt dort auch Teile, die für Radfahrer schwer passierbar geworden sind. Da müssten wir etwas tun. Auch der Weg durch den Wald vom Freibad Richtung Industriegebiet Wallenbrück ist schon schwierig. Ich laufe oft daher oder fahre dort mit dem Fahrrad. Da kann man in der Dämmerung relativ schnell stürzen. Das Problem kann man ohne großen Aufwand lösen. Wenn wir wollen, dass die Menschen mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren, können wir nicht verlangen, dass sie über einen Matschpiste fahren. Soweit ich weiß hat die CDU dafür aber noch keinen Antrag dafür gestellt. Warum nicht? Hartwig: Wir haben es mehrfach andiskutiert, auch in den verschiedenen Ausschüssen. Aber einen Antrag haben wir noch nicht gestellt. In der Diskussion ist immer: Soll das die Stadt bezahlen oder das Land. Nach Haltung der Verwaltung soll das Land bezahlen. Und das Land sagt: Ja, wir machen das irgendwann. Aus meiner Sicht müssen wir als Stadt da mal in Vorleistung gehen und sagen: Dieses relativ kurze Stück muss gemacht werden. Das ist auch eines der Themen, die ich nach der Wahl sofort angehen kann. Den Antrag vorher zu stellen, ist angesichts der Mehrheitsverhältnisse vergebene Liebesmüh’. Lohnt sich tatsächlich für eine Stadt mit 14.700 Einwohnern ein Klimamanager? Hartwig: Die Stelle muss ja nicht zwangsläufig mit einer vollkommen neuen Person besetzt werden. Als Bürgermeister würde ich mich im Rathaus umsehen, ob schon heute jemand die Qualifikation dafür besitzt. Es muss zudem ja keine ganze Stelle sein. Man könnte sich auch mit der Nachbarkommune einen Klimamanager teilen. Wie wird Spenge – wenn Sie denn Bürgermeister werden – in fünf Jahren aussehen? Hartwig: Wir werden – die politischen Mehrheiten vorausgesetzt – im Rahmen des Klima- und Umweltschutzes an die Rad- und Fußwege heran gehen. Wir wollen einen bedarfsgerechten Ausbau der Kindertagesstätten und der OGS. . . . das heißt, die bisherigen Einrichtungen reichen nicht aus? Hartwig: Im Ü3-Bereich haben wir bereits eine hohe Abdeckung. Im U3-Bereich müssen wir uns anschauen, wo wir weitere Kapazitäten schaffen. Das ist ein ganz großes Thema. Wir haben es in der Corona-Krise gesehen: Wenn wir keine Kinderbetreuung haben, ist das Modell, dass beide Eltern arbeiten gehen, hinfällig. Im Bereich Fußwegeverbindungen müssen wir die Pflege verbessern. Wir kritisieren immer wieder, das Plätze und Fußwege zu wenig gereinigt werden. Im Zweifel muss man da auch eine Fremdfirma, also einen Garten- und Landschaftsbauer, engagieren. In den jüngsten Jahren ist in Spenge viel passiert. Was war die größte Fehlentscheidung? Hartwig: Aus meiner Sicht lag in den letzten Jahren der Fokus sehr stark auf Neubauten. Ich würde mehr in den Bestand investieren. Das sehe ich als eine grundsätzliche Fehlausrichtung an. Eine ganz konkrete Fehlentscheidung war die Schließung der Realschule. Wir hatten sehr heftig darum gestritten. Die Anmeldezahlen für die Realschule waren sehr schlecht in diesen Jahren, wir hatten nur eine einzige Klasse. Trotzdem haben wir damals schon darauf hingewiesen, dass die Schulform Realschule sehr attraktiv ist. Das zeigen ja auch die Anmeldezahlen in den umliegenden Städten. Erklären Sie mit bitte in einem Satz, warum Sie gern in Spenge wohnen. Hartwig: Ich lebe gern in Spenge, weil ich es sehr schätze, dass man sich in der Kleinstadt noch kennt und auch untereinander zusammen hält.

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