Nach Tongruben-Aus in Rödinghausen: Naturschutz und Streuobstwiesen statt Abgrabungen

Rödinghausen. Wie in jedem Jahr haben sich Mitglieder vom Naturschutzbeirat sowie vom Ausschuss für Umwelt, Gesundheit und Planung des Kreises Herford mit dem Bus auf den Weg gemacht, um verschiedene Entwicklungsmaßnahmen im Kreisgebiet unter die Lupe zu nehmen. Angesteuert wurden neben einem Naturschutzgebiet in Löhne in diesem Jahr Flächen in Rödinghausen, genauer gesagt eine ehemalige Tongrube nahe dem Naturschutzgebiet Kilverbachtal. Nach der Stilllegung der Grube 2019 ist hier einiges passiert – und zwar ganz im Sinne des Naturschutzes. Nahe der ehemaligen Grube gibt es beispielsweise Blühstreifen und Ackerbrachen, die als Brut- und Nahrungshabitat für die Feldlerche dienen. Darüber hinaus ist hier eine Streuobstwiese zu finden, für die regionales Saatgut verwendet wurde. Gehölzinseln kommen Gebüsch- und Heckenbrütern zugute. Weitere Maßnahmen in ehemaliger Tongrube geplant Geplant ist, auf den Rohbodenflächen des ehemaligen Abgrabungsgebietes Artenschutzgewässer sowie flache Böschungen mit Brutgebüschen entstehen zu lassen: Diese werden etwa Vogelarten wie dem Neuntöter zugutekommen. Derzeit wird zwischen der ehemaligen Tongrube und dem südlich angrenzenden Naturschutzgebiet auch eine Hochstaudenflur entwickelt: Hochwachsende und mehrjährige krautige Pflanzen sollen als Wanderkorridor und Abgrenzung dienen. Nordwestlich der Abgrabung entsteht ein Waldstück mit Buchenbestand. &bdquo;Eine Tongrube ist in ihrer aktiven Zeit natürlich ein gravierender Eingriff in den Natur- und Umweltschutz. Im Anschluss bieten die Abgrabungen aber auch eine Chance, im Sinne des Naturschutzes tätig zu werden“, erklärt Timo Schubert von der unteren Naturschutzbehörde des Kreises. 4.500 Quadratmeter Obstwiese Schubert, der den Teilnehmern der Busbereisung die Bemühungen des Kreises rund um die ehemalige Tongrube erläutert, ist sicher: &bdquo;Offen gehaltene Bereiche der ehemaligen Abgrabungsflächen sind als sogenannte sekundäre Lebensräume Standort für sehr besondere Tier- und Pflanzenarten.“ Mit der Ansiedlung von Hasenklee sowie seltener Kröten- und Schwalbenarten sei beispielsweise in der ehemaligen Tongrube eine Steigerung des Biodiversitätsfaktors zu verzeichnen. Zum Abschluss der Busbereisung ließen sich die Mitglieder des Naturschutzbeirats und des Umweltausschusses eine Ackerfläche an der Wehmerhorststraße in Schwenningdorf zeigen. Hier wird die Gemeinde eine 4.500 Quadratmeter große Obstwiese entwickeln. Das Ökokonto von Rödinghausen soll verbessert werden Darüber hinaus werden zehn Bäume – sogenannte Winterlinden – gepflanzt. Auch ein artenreicher und zehn Meter breiter Waldrand sowie zwei abgesetzte Feldgehölzinseln (je 50 Quadratmeter), die von dem Neuntöter genutzt werden können, kommen hinzu. Diese Maßnahmen werden dann auf das Ökokonto der Gemeinde Rödinghausen angerechnet. Zur Erklärung: Das Ökokonto wird vom Kreis Herford geführt und ist eine Art Sammlung von vorgezogenen Kompensationsmaßnahmen, die für anderweitige Projekte der jeweiligen Stadt oder Gemeinde verwendet werden können. Die gemeinsame Bustour des Beirats und des Umweltausschusses findet mittlerweile seit 17 Jahren statt. Sie wird in der Regel einmal im Jahr organisiert und hat immer unterschiedliche Schwerpunkte. Beide Gremien haben thematisch viele Anknüpfungspunkte. Tonabbau in Herford geplant In diesem Jahr erfolgte die Busbereisung auch vor dem Hintergrund des geplanten Tonabbau-Projektes in Herford-Diebrock. Die Neue Westfälische hatte mehrfach über das umstrittene Vorhaben an der Hausheider Straße berichtet, bei dem die Bünder Firma Stork auf einer weiteren Fläche 25 Jahre Ton abbauen will. Zwischen dem Schnatweg und der Straße &bdquo;Zur Mergelkuhle“ ist auf einer Fläche von rund 20 Hektar der Abbau von Schieferton, Ton und Lehm geplant. Nach Abschluss der Arbeiten soll die mit unbelastetem Bodenmaterial rekultivierte Fläche dann nach einer Nutzungsdauer von insgesamt 30 Jahren wieder der landwirtschaftlichen Nutzung übergeben werden. Doch: Gegen den in Bauabschnitten geplanten Eingriff mit Bodenaushub und Ausgleichsmaßnahmen regt sich sowohl unter den Anwohnern als auch bei der Stadt Herford Widerstand. Abgrabungen sind erhebliche Eingriffe in die Landschaft und in die Natur. Sie müssen deshalb genehmigt werden. Im dicht besiedelten Kreis Herford ist der Abbau von Bodenschätzen schwierig geworden. Mehr zum Thema: Geplante Tongrube - Aussicht auf fast 50 Jahre Lärm und Staub in Herford

Meistgelesen