Nach Eröffnung im Juli: Betreiber von neuem Seniorenheim im Kreis Herford insolvent

Rödinghausen/Wiesbaden. Erst Anfang Juli wurde das nagelneue Seniorenheim &bdquo;Haus Hambach“ in Rödinghausen in Betrieb genommen. Die Bewohner mussten nur von ihrem bisherigen Zuhause, dem &bdquo;Habitat zur Wehme“, auf die andere Straßenseite umziehen. Schon Wochen zuvor meldete die Betreibergesellschaft der neuen Einrichtung Insolvenz an, wie jetzt bekannt wurde. Hella Kroll ist die Geschäftsführerin der Medem Real Care GmbH mit Sitz in Wiesbaden. Die Neue Westfälische hat die Geschäftsfrau am Dienstagabend telefonisch erreicht. Kroll bestätigte dabei, dass ihre Gesellschaft bereits Ende Mai – also etwa sechs Wochen vor der Eröffnung des Seniorenheims Haus Hambach – Insolvenz angemeldet hat. Das Unternehmen besteht noch keine zehn Jahre und wurde 2014 gegründet. Mit Hella Kroll hat die Medem Real Care eine erfahrende Kennerin der Pflegebranche. Seit zwei Jahrzehnten ist sie dabei aktiv. Am Telefon sagt Kroll am Dienstagabend gegenüber der NW, dass der Betrieb in Rödinghausen &bdquo;erst einmal weitergehen werde wie gewohnt“ und verweist daraufhin auf Rechtsanwalt Christian Glatt von der Kanzlei &bdquo;Schiebe & Collegen“ in Mainz, der zum Insolvenzverwalter bestellt ist. Das sagt der Insolvenz-Verwalter Wie die Kanzlei schriftlich mitteilt, wurde Christian Glatt am 25. Mai zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Der Bestellung ging ein eigener Insolvenzantrag der Medem Real Care-Geschäftsleitung voraus. Insgesamt gehören laut &bdquo;Schiebe & Collegen“ etwa 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu Medem Real Care, die sich auf sechs Altenpflegeheime und ein Pflegezentrum für Menschen mit Behinderung in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Hessen verteilen. Eine Einrichtung ist das Haus Hambach in Rödinghausen. Wie es von der Kanlzei weiter heißt, habe man &bdquo;unmittelbar nach Einleitung des Verfahrens notwendige Maßnahmen ergriffen, um sicherzustellen, dass der Betrieb in allen Einrichtungen &bdquo;so reibungslos wie möglich weiterlaufen kann“. Laut Insolvenzverwalter Christian Glatt stand aber die Versorgung der pflegebedürftigen Bewohner der Einrichtungen im Fokus. Glatt sagt: &bdquo;Ich freue mich, dass es uns gelungen ist, den Betrieb sehr schnell zu stabilisieren. Alle Bewohner der einzelnen Häuser werden weiterhin in gewohnter Qualität betreut.“ Ein Grund für die finanzielle Schieflage der Medem Real Care GmbH sei die große Herausforderung eines starken Wachstums sowie die Neueröffnung mehrerer Pflegeeinrichtungen seit dem Jahr 2020. &bdquo;Als die notwendige Auslastung nicht schnell genug erreicht werden konnte und gleichzeitig hohe Kostensteigerungen im laufenden Betrieb zu verkraften waren, drohten Liquiditätsprobleme. Die Geschäftsführung entschloss sich deshalb frühzeitig, den Weg einer insolvenzrechtlichen Sanierung zu gehen“, erklärt die Kanzlei Schiebe & Collegen. Wie es jetzt weitergeht Ein Teil des Sanierungskonzepts ist nun die Veräußerung einzelner Einrichtungen an neue Betreiber. Verhandlungen darüber seien bereits weit fortgeschritten. Der vorläufige Insolvenzverwalter Glatt rechnet damit, dass &bdquo;schnell eine tragfähige Lösung gefunden werden kann“, da es für jeden einzelnen Standort einen oder mehrere &bdquo;ernsthafte Interessenten“ gebe. &bdquo;Derzeit bin ich optimistisch, dass es gelingen wird, alle Häuser zu erhalten und den Geschäftsbetrieb dauerhaft zu sanieren“, sagt Rechtsanwalt Christian Glatt. Das Haus Hambach ging im Juli in Betrieb. Am 15. Juli fand die offizielle Eröffnungsfeier der gerade erst fertiggestellten Einrichtung statt. 13 Millionen Euro hat die Habitat Comfort Bau GmbH mit Sitz in Salzkotten in den Neubau gesteckt und dann an einen Investor verkauft, der die Immobilie wiederum an die Medem Real Care verpachtet hat. Architekt Rainer Uellendahl ist Geschäftsführer der Habitat Comfort Bau und war bis vor zwei Jahren auch Miteigentümer der Senioreneinrichtung Habitat zur Wehme, deren Betriebserlaubnis als Pflegeeinrichtung Ende Juli erloschen war, weil gesetzliche Standards in der Unterbringung nicht mehr erfüllt wurden. Lesen Sie weitere Wirtschaftsmeldungen aus Rödinghausen Insgesamt bietet das Haus Hambach 70 Plätze für Senioren. 11 davon sind für an Demenz erkrankte Menschen gedacht, 5 Plätze sind als feste Kurzzeitpflegeplätze eingeplant. 40 Menschen arbeiten dort allein im Pflegebereich.

Meistgelesen