Riesiges Windrad an A30 geplant: Warum muss ein Neues her?

Rödinghausen. Von einem Wahrzeichen zu sprechen, ist wohl etwas zu hoch gegriffen. Aber die beiden Windräder fallen ins Auge, wenn man auf der A30 zwischen Bünde und Rödinghausen unterwegs ist. Und auch aus Bruchmühlen lässt sich auf die beiden Windanlagen blicken. Wie berichtet, sollen die jeweils zwei 150 Meter hohen Windräder durch eine neue Windkraftanlage mit einer Höhe von mehr als 245 Meter ersetzt werden. Im Fachjargon spricht man von "Repowering". Die Anlage steht auf Meller Gebiet im Ortsteil Bennien – dicht an der Grenze zu Bünde und Rödinghausen. Der geplante Standort des neuen Windrads liegt zwischen den beiden Bestandsanlagen. Das Vorhaben beschäftigt auch die Gemeinde Rödinghausen. Die NW beantwortet mehrere Fragen zu dem Großprojekt. Warum muss ein neues Windrad her? Die alten zwei Windräder stehen auf einer Wiese im Bruch zwischen Else und Autobahn 30 beziehungsweise Osnabrücker Straße und sind von 2002. Das ist auch einer der Gründe, warum ein neues Windrad aufgebaut werden soll. Nach 20 Jahren Betriebszeit seien die Anlage technisch veraltet, wie Reiner Borgmeyer, einer der beiden Geschäftsführer der Betreibergesellschaft, erklärt. "Und Windräder in der bisherigen Größe gibt es auf dem Markt nicht mehr." Außerdem müsse man bei solch einem Vorhaben möglichst wirtschaftlich planen, so Borgmeyer. Die geplante Anlage soll eine Nabenhöhe von 165,5 Metern und einen Rotordurchmesser von 163 Metern haben, sodass die gesamte Anlage auf eine Höhe von 247 Metern kommt. Höhen von 250 Metern würden bei neuen Windrädern allmählich zum Standard. Zum Vergleich: Der Rheinturm in Düsseldorf ist 240 Meter hoch. Durch die neue Nabenhöhe könnte die geplante Anlage den Jahresertrag deutlich steigern: Das neue Windrad bringe den zweieinhalbfachen Ertrag an Strom als die beiden alten Räder zusammen, sagt Reiner Borgmeyer.Zwei Windräder weichen, nur ein Neues kommt - warum?Zwei neue Windräder in dieser Größenordnung würden nicht auf die Vorrangfläche in Bennien passen, erklärt Reiner Borgmeyer. Der vorgeschriebene Mindestabstand zwischen den neuen Windkraftanlagen könnte aufgrund des deutlich größeren Rotordurchmessers nicht eingehalten werden. Deshalb kommt nur eine neue Anlage an die A30. Die wird übrigens anders aussehen als die altbekannten Windräder. "Das neue Windrad hat keinen Gitterturm. Die ersten 100 Meter sind aus Beton, dann folgen 60 Meter Stahl", beschreibt Borgmeyer. Wer ist der Betreiber? Betrieben werden die bisherigen Anlagen von der Gesellschaft "RRM 2002" aus Bad Essen. Für den Betrieb des neuen XXL-Windrads wurde die "RRM 2020 GmbH & Co. KG" gegründet, deren Geschäftsführer Reiner Borgmeyer ist. Dahinter stehen rund 50 Gesellschafter aus Melle und der Region. Was hat die Gemeinde Rödinghausen damit zu tun? Durch die Nähe zur Landesgrenze und zur Wiehengemeinde, wurde die Gemeinde Rödinghausen dazu aufgefordert, eine Stellungnahme zu den Planungen abzugeben. "Entscheidend ist im Einzelfall immer, wo gebaut wird und inwieweit Menschen davon negativ durch Schattenwurf und Schallemissionen beeinflusst werden. In unserer Stellungnahme an die zuständigen Behörden weisen wir darauf hin, dass durch den Bau einer Windkraftanlage in der Höhe, entsprechende Einflüsse auf Rödinghauser Gebiet entstehen würden", sagt Bürgermeister Siegfried Lux, der grundsätzlich dafür sei, Windanlagen zu erreichten. Die Gemeinde geht davon aus, dass es aufgrund der Höhe zu einem Schattwurf ins Rödinghauser Gebiet kommen werde. Eine mögliche Belästigung von Anwohnern durch den Schattenwurf sei gesetzlich gedeckelt, sagt Reiner Borgmeyer. Kein Haus dürfe mehr als 8 Stunden pro Jahr vom Rotorschatten getroffen werden. An keinem Tag darf mehr als 30 Minuten Beschattung auftreten. "Das zählt die Steuerung mit und würde sich bei Überschreitung automatisch abschalten", so Borgmeyer. Die öffentliche Auslegung der Pläne lief bis zum 22. März. Verantwortlich zeichnet der Landkreis Osnabrück. Deren Sprecher Burkhard Riepenhoff sagt: "Im öffentlichen Verfahren nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz besteht für jedermann die Möglichkeit, Einwendungen zu erheben. Eine persönliche Betroffenheit ist dafür nicht erforderlich." Insoweit könnten auch Bürger und Bürgerinnen aus Nordrhein-Westfahlen Bedenken und Hinweise in das Verfahren einbringen. Wie ist das mit dem Mindestabstand geregelt? In Niedersachsen gibt es keinen Mindestabstand zwischen Windräder und Wohngebäude, in NRW gilt grundsätzlich die 1.000-Meter-Grenze. "Im Baugesetzbuch wird den Ländern die Möglichkeit gegeben, Mindestabstände zu Wohnbebauung festzulegen. Das Land Niedersachsen hat hiervon keinen Gebrauch gemacht", erklärt Burkhard Riepenhoff, Sprecher des Landkreises Osnabrück. Und weiter sagt der Landkreis-Sprecher: "Dass das Land Nordrhein-Westfalen eine entsprechende Regelung getroffen hat, kann bei der Prüfung des Antrages nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz nicht berücksichtigt werden." Zudem gelte die Landesregelung nach den vorliegenden Informationen nicht für Standorte, die vor dem 15. Dezember 2021 bereits in einem Flächennutzungsplan dargestellt waren. Das Gebiet in Bennien ist schon länger als &bdquo;Sonderbaufläche Windenergieanlagen“ ausgewiesen.Wie geht's weiter?Das Genehmigungsverfahren läuft. Für den 6. Mai ist ein Termin geplant, in dem die eingereichten Einwendungen erörtert werden können, so Burkhard Riepenhoff. "Danach wird die Prüfung der vorgelegten Antragsunterlagen fortgesetzt und abgeschlossen." Soweit dann eine Genehmigung erteilt werde, bestehe die Möglichkeit für die Einwender, Widerspruch einzulegen. Wann steht das neue Windrad? Das hängt von mehreren Faktoren: Wann wird die Genehmigung erteilt und wie lang sind die Lieferzeiten für das neue Windrad. Reiner Borgmeyer spricht von einem Baustart "im vierten Quartal 2023". Dann würden die beiden altbekannten Windräder abgebaut und das Neue errichtet. Betriebsbeginn soll dann im Frühjahr 2024 sein.

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