Rödinghausen

Erhöhte Nachfrage nach Jod-Tabletten: Ein Apotheker klärt auf

Der Ukraine-Krieg sorgt auch vor Ort für eine erhöhte Nachfrage nach Jod-Tabletten in den Apotheken. Doch wann sind sie sinnvoll?

Viele Menschen fragen derzeit nach Jod-Tabletten. | © Symolbild: Pixabay

04.03.2022 | 04.03.2022, 17:00

Rödinghausen/Kreis Herford. Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und die Angst, dass im Krieg auch Atomwaffen eingesetzt werden könnten, sorgt derzeit für eine erhöhte Nachfrage nach Jod-Tabletten in den Apotheken im Kreis Herford. Das berichtet der Rödinghauser Apotheker Heinz-Peter Wittmann, Sprecher der Apothekerschaft im Kreis Herford, in einer Pressemitteilung. „Seit einigen Tagen kommen immer wieder besorgte Patientinnen und Patienten in die Apotheken vor Ort, die sich mit Jod-Tabletten bevorraten wollen“, erklärt Wittmann. „Ich rate jedoch dringend davon ab, sich durch eine selbstständige Einnahme der Tabletten vor einer vermeintlichen Belastung mit radioaktivem Jod zu schützen.“

Wann Jod-Tabletten sinnvoll sind

Aus einem Kernkraftwerk könne durch einen Unfall oder einen Angriff radioaktives Jod austreten. Dieses würde – genau wie das Jod, das über Lebensmittel aufgenommen wird – in der Schilddrüse gespeichert. Schilddrüsenkrebs könne die Folge sein, erklärt der Experte. Um in einem solchen Fall die Aufnahme von radioaktivem Jod zu blockieren, reicht im Regelfall eine einmalige Einnahme von Kaliumiodid als Notfallmedikament („Jodblockade“). Erwachsene über 45 Jahren sollten grundsätzlich keine hochdosierten Jodtabletten einnehmen, rät Wittmann. Denn diese würden das Risiko für schwerwiegende Schilddrüsenerkrankungen erhöhen.

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Wer gibt Jod-Tabletten aus?

Die Katastrophenschutzbehörden in Deutschland haben 189,5 Millionen hochdosierte Kaliumiodid-Tabletten (Jod-Tabletten) eingelagert, um diese bei Bedarf an die Bevölkerung im Umkreis von 100 Kilometern um den Unfall-Reaktor auszugeben, erklärt er weiter. Wichtig: „Eingenommen werden sollten die Tabletten ausschließlich nach ausdrücklicher Aufforderung durch die Behörden“, betont der Apotheker. Nicht verwechseln sollte man diese hochdosierten Jod-Tabletten mit denen, die manche Patienten regelmäßig zur Jodsubstitution einnehmen müssen, denn „die wären im Falle einer Freisetzung radioaktiven Jods um das 100- bis 1.000-Fache unterdosiert“.

Heinz-Peter Wittmann aus Rödinghausen ist Sprecher der Apothekerschaft im Kreis Herford. - © GERALD DUNKEL
Heinz-Peter Wittmann aus Rödinghausen ist Sprecher der Apothekerschaft im Kreis Herford. | © GERALD DUNKEL

Wogegen Jod-Tabletten nicht helfen

Eines müsse der Bevölkerung allerdings klar sein, wie Wittmann betont: „Sollten andere radioaktive Stoffe wie Caesium, Strontium oder Plutonium freigesetzt werden, helfen Jod-Tabletten nicht.“