Rödinghauserin wandert quer durch die USA von Mexiko nach Kanada

Rödinghausen. Wegen ihres langen Namens nennt sich Vanessa von Poeppinghausen nur knapp Nessa Pepp. Lang war auch der Weg, auf den sich die Rödinghauserin am 1. April 2019 machte. Unvorstellbare 4.279 Kilometer hatte Nessa Pepp vor sich, von der mexikanischen Grenze im Südwesten über Grenze nach Kanada im Nordwesten der Vereinigten Staaten. Die Strecke ist etwa 200 Kilometer länger als die Entfernung vom russischen Sankt Petersburg bis zur spanischen Hauptstadt Madrid. Startpunkt ist der Ort Campo in der Nähe von San Diego im Süden Kaliforniens nahe der mexikanischen Grenze. Das Ziel liegt an der Grenze zum Manning Park im kanadischen British Columbia. Hier ist Nessa Pepp am 20. September körperlich wohlbehalten angekommen. Job gekündigt für ihren Traum Die Planungen für diese ungewöhnliche Fernwanderung begannen vor mehr als einem Jahr. &bdquo;Es war kurz vor Weihnachten 2018. Draußen war es nasskalt, neblig und einfach ungemütlich“, erinnert sich Nessa Pepp. Im Wohnzimmer war es schön warm und die junge Frau begann über ihre Zukunft nachzudenken. Nessa Pepp war Grundschullehrerin in Bad Oeynhausen. Richtig glücklich war sie mit ihren Beruf nicht. Mit 31 Jahren kündigte ihren Job und begann mit den Planungen für den PCT. In den ersten drei Monaten des Jahres musste die Rödinghauserin sich nicht nur körperlich auf eine große Herausforderungeinstellen. Es waren einige Impfungen nötig. &bdquo;Ich habe mein Testament gemacht und eine Patientenverfügung verfasst“, berichtet Nessa Pepp. Eine besondere sportliche Fitness zu erreichen war für die junge Frau grundsätzlich kein großes Problem. Regelmäßig joggt sie, nimmt an Marathonläufen oder Ultraläufen teil. 3.500 Personen hatten eine besondere Starterlaubnis für den Wanderweg erhalten - denn einfach so auf eigene Faust kann man die Strecke nicht absolvieren. Zum Beginn am 1. April herrschten im südlichen Kalifornien schon heiße Temperaturen. &bdquo;Es waren gefühlte 40 Grad im Schatten, und es ging auf dem Weg immer hoch und runter“, sagt Nessa Pepp rückblickend. "Ich konnte vor Kälte nicht einschlafen" Schon nach dem ersten Tag, als sie abends hundemüde in ihr kleines Zelt kroch, hatte sie erste Zweifel. &bdquo;Wie soll ich das nur über sechs Monte aushalten?“, fragte sich die Extremsportlerin mit einem ständigen Gepäck von rund sieben Kilogramm. Etwa zehn Tage wanderte Nessa Pepp in der Hitze weiter, ehe es wieder einen Einkaufsladen auf der Strecke gab. Die Höhenmeterstiegen und die Temperaturen fielen. Es folgten eisige Nächte mit Werten zwischen minus fünf und minus zehn Grad. &bdquo;Ich konnte vor Kälte und Zittern nicht einschlafen“, erzählt die ehemalige Lehrerin von harten Zeiten auf 2.500 Höhenmetern. Oft war der Weg kaum erkennbar oder führte durch Schotter und Geröll. Hitze und Kälte, Regen und Sturm sorgten Tag für Tag für neue Herausforderungen. Täglich wollte sie rund 30 Kilometer zurückzulegen. &bdquo;Leider klappte es nicht immer“, sagt Pepp. Wilde Tiere waren fast das kleinste Übel. Die Flussüberquerungen erwiesen sich als extrem prekär. Ein umgestürzter Baum tötete einen Teilnehmer. Der Schnee im Sommer in Nordkalifornien sollte letztlich für die größten Schwierigkeiten beim Abenteurer zwischen Mexiko und Kanada sorgen. &bdquo;Es hatte im Winter 188 Prozent mehr geschneit, als sonst üblich war. Trotz Wärme konnte der Schnee nicht wegtauen“, sagt Nessa Pepp. Es bildeten sich riesige Schneefelder, deren Überwindung nur unter Lebensgefahr möglich gewesen wäre. "Es wurde auch legal gekifft" Der neue Lebensgefährte von Nessa Pepp, Cory Mc Donald aus Florida, musste nach einem Sturz mit Rückenproblemen per Hubschrauber spektakulär gerettet werden. &bdquo;Wir beschlossen, diesen Streckenabschnitt in Nordkalifornien mit dem Leihwagen zu absolvieren. Mir fehlen somit rund 1.600 Kilometer beim PCT“, sagt die Rödinghauserin. Unvergessen sind ihr die unzähligen Abende am Lagerfeuer oder bei Gastfamilien mit den Teilnehmern der Fernwanderung. &bdquo;Manche nahmen Tabletten gegen die Schmerzen. Es wurde auch legal gekifft“, sagt Nessa Pepp. Sie betont, dass sie während der Wanderung nur einmal gesundheitliche Probleme hatte, die aber nach einem kurzen Krankenhausaufenthalt schnell behoben werdenkonnten. Schon in diesem Jahr möchte die Extremsportlerin die ihr fehlenden 1.000 Meilen des Pacific Crest Trail von Nordkalifornien nachholen. Die Fernwanderung durch die US-Bundesstaaten Kalifonien, Oregon und Washington hat bei der Rödinghauserin viel Freude und weitere Abenteuerlust ausgelöst. Vanessa von Poeppinghausen hat ihre Reise mit hunderten Fotos undvielen Videos dokumentiert. Im Rahmen eines Rödinghauser Börsenstammtisches möchte Nessa Pepp von ihrer Wanderung durch die USA berichten. Noch im Januar will sie den Jakobsweg in Portugal von Porto nach Santiago über die Länge von 240 Kilometern wandern. Und trotz aller Wander- und Reiselust: &bdquo;In Rödinghausen ist doch wunderschön“, sagt Nessa Pepp und blickt zufrieden aus dem Fenster in ihrem Wohnzimmer, das sie ein halbes Jahr nicht gesehen hatte.

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