Bach wird immer kleiner

Löhner Gewässer droht Austrocknung: Lässt sich die erneute Drosselung des Röbkebachs verhindern?

Die Umweltverträglichkeitsprüfung ist mittlerweile abgeschlossen, eine Entscheidung des Kreises Herford steht aber noch aus. Möglicherweise deshalb, weil sich mittlerweile Alternativen andeuten.

Viel Wasser fließt nicht mehr durch den Röbkebach. Ob es noch weniger wird, ist noch nicht entschieden. | © Felix Eisele

Felix Eisele
04.08.2025 | 21.09.2025, 18:34

Löhne. Darf er weiter plätschern oder wird seine Wassermenge noch einmal drastisch reduziert? Seit Monaten bangen Anwohner des Röbkebachs in Löhne-Ort um die Zukunft ihres Gewässers. Während sich aber der Kreis Herford mit seiner Entscheidung noch immer Zeit lässt, bemühen sich die Stadtwerke nach eigenen Angaben um eine Lösung im Sinne des Baches. Und auch darüber hinaus geben die jüngsten Entwicklungen durchaus Anlass zur Hoffnung.

Wie berichtet sprudelt der Röbkebach seit fast 90 Jahren aus einer Bohrung auf dem Löhner Geisenberg. Gespeist wird er aus dem Grundwasserleiter Bischofshagen, aus dem sich auch die Mineralwasserkonzerne Refresco und Brohler für ihre Getränkeproduktion bedienen. Weil sich durch die Vielzahl an Zugriffen auf das kühle Nass die Wasserqualität zunehmend veränderte, ist der Ausfluss in den Röbkebach seit 2015 bereits dreimal reduziert worden. Mittlerweile sprudelt nur noch etwas mehr als ein Drittel der ursprünglichen Menge, während die Mineralwasserförderung im gleichen Zeitraum konstant hoch blieb.

Eine vierte Drosselung des Baches hatten Kreis und Stadtwerke im vergangenen Jahr ins Auge gefasst, obwohl die bisherigen Maßnahmen bereits deutliche Auswirkungen auf das Gewässer und angrenzende Biotope zeigen. Um die Nachwirkungen eines weiteren Eingriffs zu prognostizieren und mögliche Schäden zu verhindern, wurde von den Stadtwerken schließlich eine Umweltverträglichkeitsprüfung in Auftrag gegeben.

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Warum es noch keinen Beschluss zur Röbkebach-Drosselung gibt

Die ist nach Angaben von Stadtwerke-Leiter Matthias Kreft mittlerweile abgeschlossen. „Wir haben sie daher umgehend an den Kreis Herford weitergeleitet, damit der auf Grundlage der Ergebnisse eine Entscheidung über die vierte Drosselung treffen kann“, sagte Kreft auf Anfrage der Grünen in der letzten Ratssitzung vor der Sommerpause. Dass noch kein Beschluss gefallen ist, begründete er mit der großen Datenmenge: „Da müssen immerhin 112 Seiten durchgearbeitet werden.“

Beim Kreis selbst klingt das hingegen etwas anders. Nach Angaben von Kreissprecher Patrick Albrecht nämlich liegen derzeit „noch nicht alle erforderlichen Unterlagen in ihrer Vollständigkeit vor“. Was damit gemeint ist, lässt er zwar offen. Allerdings hatte auch Matthias Kreft zuletzt schon angedeutet, dass die Umweltverträglichkeitsprüfung möglicherweise nicht die einzige Grundlage für eine Entscheidung sein könnte. „Wir sind auch in Gespräche mit Brohler gegangen, ob wir vielleicht eine andere Lösung als eine vierte Drosselung finden können.“

Denn der Mineralwasserkonzern, der unter anderem die Marke „Steinsieker“ produziert, hatte zuletzt verstärkt auf eine Änderung der aktuellen Entnahmemengen aus dem Grundwasserleiter gedrängt. Aus Sorge um die nach eigenen Angaben „einzigartige Mineralisation“ seines Heilwassers hatte das Unternehmen vor gut zwei Jahren am Verwaltungsgericht sogar einen Vergleich mit den Stadtwerken erwirkt, deren Brunnen der Konkurrent Refresco nutzt. Seither mutmaßen Beobachter, dass die erneute Drosselung des Röbkebachs Bestandteil der Einigung sein könnte.

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Ist eine Drosselung des Röbkebachs überhaupt erlaubt?

Gespräche über alternative Lösungen könnten nun dafür sorgen, dass eine weitere Reduzierung des Gewässers doch noch abgewendet werden kann. Und eventuell ist das sogar nötig, schließlich ließ Matthias Kreft auch schon durchblicken, dass eine vierte Drosselung möglicherweise gar nicht erlaubt wird.

„Tendenziell fällt die Umweltverträglichkeitsprüfung etwas anders aus als beim letzten Mal“, erklärte er im Rat mit Blick auf die dritte Drosselung 2018. Damals hatten die Prüfer zwar grünes Licht gegeben, aber auch schon ausdrücklich vor einem Trockenfallen des Baches gewarnt.

So oder so aber soll eine Entscheidung nach Angaben des Kreises nicht unter Ausschluss der Öffentlichkeit getroffen werden. Neben den betroffenen Behörden sollen demnach auch die Wassernutzer beteiligt werden. „Dazu gehören auch die Betreiber der Fischteiche am Röbkebach“, so Patrick Albrecht.

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