Unter Betrugsverdacht? Vom NRW-weiten Logopädiepraxis-Netz ist der Standort in Löhne betroffen

Löhne. Plötzlich war die Praxis zu. Patientinnen und Patienten sowie Eltern mit ihren Kindern standen vor verschlossenen Türen, obwohl sie Termine hatten. Ohne Vorankündigung oder Erklärung hatte das &bdquo;Therapiezentrum NRW“ an der Bahnhofstraße geschlossen. Dort und an acht weiteren Standorten in NRW wurden Ergotherapie und Logopädie für Kinder, Jugendliche und Erwachsene angeboten. Bei einer NW-Recherche wird jetzt klar: Gegen die Inhaberin wird ermittelt. Sie soll Behandlungen mit den Krankenkassen abgerechnet haben, die nicht durch dafür qualifizierte Mitarbeiter durchgeführt wurden. Hauptsitz des &bdquo;Therapiezentrums NRW“ ist in Remscheid. An der gleichen Adresse betreibt die Inhaberin außerdem einen Beauty-Salon und die &bdquo;Therapieakademie NRW“. Letztere hat bis vor Kurzem eine Fortbildung zur Therapieassistenz in der Ergotherapie und Logopädie angeboten. Die Webseite der Akademie ist inzwischen nicht mehr verfügbar, damit sind auch die genauen Details des Angebots nicht mehr öffentlich einsehbar. Die Fortbildung war jedoch schon am 9. April Thema im Ausschuss für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landtages NRW. Die SPD-Abgeordnete Silvia Gosewinkel, selbst Logopädin, hatte das Thema dort eingebracht. Demnach handelt es sich um ein 40-stündiges Bildungsangebot, das aber laut Bericht der Landesregierung irreführend suggeriert habe, die Absolventinnen und Absolventen dieses Kurses könnten Aufgaben von Ergotherapeuten oder Logopäden wahrnehmen. Lesen Sie auch: Kinder warten 1,5 Jahre auf OP-Termine bei HNO-Ärzten .responsive23-YoDQXh1e1tzUOMuD-bar-vertical-entwicklungsstoerungen-sprache { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-YoDQXh1e1tzUOMuD-bar-vertical-entwicklungsstoerungen-sprache { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-YoDQXh1e1tzUOMuD-bar-vertical-entwicklungsstoerungen-sprache { padding-top: 142.86%; } } Behandlung durch Therapieassistenz darf nicht abgerechnet werden Die Weiterbildung findet sich auch auf der Webseite der Bundesagentur für Arbeit als für eine Förderung durch einen Bildungsgutschein zertifiziertes Angebot. Zumindest bis 9. April sind hier laut Landesregierung jedoch keine Bildungsgutscheine ausgestellt worden. Wie viele Menschen den Kurs bislang in Anspruch genommen haben, ist darum auch nicht klar. Fest steht, dass diese ihn dann wohl auch selbst bezahlt haben. Die Bundesagentur für Arbeit führt als Kosten 1.000 bis 5.000 Euro an. Fest steht auch, dass dieser Kurs nicht vergleichbar mit den mindestens dreijährigen Ausbildungen in Ergotherapie und Logopädie ist. Das sieht auch die Landesregierung so. Auch wenn es der Anbieterin völlig frei stehe, eine Weiterbildung anzubieten, müsse hier eine klare Abgrenzung stattfinden. Heilmittel, also in diesem Fall logopädische und ergotherapeutische Behandlungen, dürfen nur von &bdquo;zugelassenen Leistungserbringern“ abgegeben werden. Grundvoraussetzungen dafür sind unter anderem die jeweils erforderliche Ausbildung, die Berechtigung zum Führen der Berufsbezeichnung und eine entsprechende Praxisausstattung. Dementsprechend dürften Behandlungen durch Therapieassistenzen auch nicht mit den Krankenkassen abgerechnet werden. Zum Thema: Zahl der Kinder mit Sprachstörungen steigt Krankenkassen haben Strafanzeige gestellt Genau das soll die Inhaberin von &bdquo;Therapieakademie NRW“ und &bdquo;Therapiezentrum NRW“ in ihren Praxen aber getan haben. Das blieb bei den Krankenkassen letztlich nicht unbemerkt. Federführend bei der Fehlverhaltensbekämpfung durch die gesetzlichen Krankenkassen ist die DAK-Gesundheit. Diese bestätigt auf Anfrage der NW, dass es mehrere Hinweise von verschiedenen Seiten zu den Praxen gegeben habe. &bdquo;Die DAK-Gesundheit hat hier Strafanzeige gestellt“, berichtet Pressesprecher Arno Prähler. Mehr könne jedoch auch im Hinblick auf das laufende Verfahren nicht zu dem konkreten Fall gesagt werden. Und dieses laufende Verfahren liegt aktuell bei der Staatsanwaltschaft Wuppertal. Diese ermittelt nun wegen Abrechnungsbetrugs gegenüber den gesetzlichen Krankenkassen. Die von der Inhaberin selbst in 40 Stunden ausgebildeten Assistenzen soll sie unter anderem für logopädische und ergotherapeutische Leistungen eingesetzt haben. Diese soll sie dann mit den gesetzlichen Krankenkassen abgerechnet haben. Ob Kinder durch eine nicht fachgerechte Behandlung zu Schaden gekommen sind, sei ebenfalls Gegenstand der laufenden Ermittlungen. Es bestünden derzeit aber &bdquo;keine zureichenden tatsächlichen Anhaltspunkte“, heißt es von der Staatsanwaltschaft Wuppertal. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford Alle Standorte des &bdquo;Therapiezentrums NRW“ haben zeitweise geschlossen Die Inhaberin des &bdquo;Therapiezentrums NRW“ ist nach Auskunft der Staatsanwaltschaft Wuppertal aktuell gegen eine Kaution von 50.000 Euro und mit der Auflage, sich täglich bei der Polizei zu melden, auf freiem Fuß. Nach NW-Informationen haben jedoch inzwischen alle neun Standorte in NRW, abgesehen von Löhne liegen diese entweder im Ruhrgebiet oder im Bergischen Land, zumindest zeitweise geschlossen. Das lässt sich jedenfalls diversen Google-Rezensionen entnehmen, die entrüstete Patienten und Eltern dort hinterlassen haben. Auch auf der Facebook-Seite des Unternehmens machen einige ihrem Ärger Luft. Eine Antwort haben sie dort jedoch bislang nicht bekommen.

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