Verkaufsoffene Sonntage haben in Löhne an Bedeutung verloren

Löhne. Nicht nur in Löhne waren die Zeiten für den Einzelhandel schon mal besser. In der Innenstadt, im verkehrsberuhigten Teil der Lübbecker Straße, stehen Geschäfte leer. Nachmieter sind schwer zu finden. Dass der Einzelhandel im Zentrum unter Druck steht, zeigt sich auch daran, dass die Werbegemeinschaft des Löhner Einzelhandels kurz vor der Auflösung steht. Der Grund für das Dilemma lässt tief blicken. Britta Lehmann und Margit Bierbüsse-Reuter waren seit mehr als zehn Jahre die tragenden Säulen der Werbegemeinschaft. Ohne sie lief nur wenig, wenn es um die Organisation des Frühlingsfests und um das Programm in der Lübbecker Straße während des Oktoberfests ging. Die Veranstaltungen in der Innenstadt sind für die Händler wichtig, weil sie die Grundlage dafür bieten, an diesen Tagen verkaufsoffene Sonntage zu veranstalten. Diese würden nicht genehmigt werden, wenn es keine Veranstaltung gibt, die einen Rahmen dafür bietet. Die Gewerkschaft Verdi kämpft seit vielen Jahren gegen verkaufsoffene Sonntage, meistens mit Erfolg vor Gericht. Mit vielen Foto: So war das Frühlingsfest in Löhne 2025 Die Unternehmerinnen haben sich aus der Werbegemeinschaft zurückgezogen. Britta Lehmann bereits im Herbst aus persönlichen Gründen. Margit Bierbüsse-Reuter hat sich nach dem Frühlingsfest in den Ruhestand verabschiedet. Geblieben ist der 1. Vorsitzende Florian Herda. Und der sucht seit Monaten verzweifelt nach Mitgliedern der Werbegemeinschaft, die bereit sind, ein Vorstandsamt zu übernehmen. &bdquo;Es gibt niemanden, der bereit ist, sich einzubringen“, sagt Herda. Werbegemeinschaft Löhne ist nicht handlungsfähig Das bereitet nicht nur Probleme bei der Organisation von Frühlingsfest und Oktoberfest. &bdquo;Ohne einen Vorstand, der mindestens aus drei Personen besteht, sind wir als Verein juristisch nicht handlungsfähig“, sagt Herda. Neben ihm als Vorsitzenden brauche es eine Stellvertretung und eine Kassenprüferin oder einen Kassenprüfer. Stand heute dürfe die Werbegemeinschaft das Oktoberfest in der Innenstadt nicht mehr organisieren. Herda befindet sich gerade in der Terminabstimmung für eine Mitgliederversammlung. &bdquo;Das ist der letzte Versuch“, sagt er. Wenn es nicht gelinge, einen Vorstand zu bilden, dann sei die Konsequenz daraus die Auflösung der Werbegemeinschaft als Verein. Herda, der das Portal &bdquo;Clever zum Job“ betreibt, ist frustriert, kann aber auch die Zurückhaltung der Händler verstehen. &bdquo;Die Organisation solcher Veranstaltungen macht eine Menge Arbeit und hier gibt es ja kaum mehr als zehn Händler“, sagt er. Der Vorsitzende bemüht sich darum, mehr Dienstleistungsunternehmer rund um die Innenstadt für eine Mitgliedschaft in der Werbegemeinschaft zu finden. &bdquo;Dann könnte die Arbeit auf mehreren Schultern verteilt werden. Auch Dienstleister haben ja etwas von einer funktionierenden Innenstadt.“ Schwierige Zeiten für den Handel Tim Schütte, Inhaber von &bdquo;Der Brillenmacher“, hat neben seinem Geschäft in Löhne auch in Bad Oeynhausen einen Laden. In der Kurstadt ist er stellvertretender Vorsitzender der Werbegemeinschaft. &bdquo;Für den Handel sind es schwierige Zeiten. Geschäfte schließen und es kommt nichts nach. Das ist ein deutschlandweites Phänomen“, sagt er. Davon seien kleine Städte mit wenigen Händlern natürlich stärker betroffen. &bdquo;Da fällt es sofort auf, wenn es wieder einen weniger gibt.“ Schütte sieht für die Werbegemeinschaft, so wie sie jetzt aufgestellt ist, keine Zukunft. &bdquo;Die alten Strukturen der Werbegemeinschaft passen nicht zur heutigen Zeit“, sagt er. Aus seiner Sicht könne ein Zusammenschluss mit den Händlern, die in der Einkaufsmeile Mennighüffen organisiert sind, neue Impulse bringen. Einen solchen Vorschlag gab es bereits vor ein paar Jahren. Bei der Idee ist es bisher geblieben. Andre Koch betreibt zusammen mit seiner Frau Daniela die Postfiliale und ein Dampfstudio an der Lübbecker Straße. Auch er ist von Florian Herda gefragt worden, ob er ein Amt in der Werbegemeinschaft übernehmen möchte. &bdquo;Es ist für mich leider nicht denkbar, mich zu engagieren. Wir haben noch eine Filiale in Oelde und sind komplett ausgelastet“, sagt Koch. Lesen Sie auch: Umsatz im Einzelhandel sinkt deutlich Verkaufsoffene Sonntage verlieren für Einzelhandel an Bedeutung Mit Blick auf die Bedeutung der verkaufsoffenen Sonntage ist er skeptisch. &bdquo;Ich bin mir da nicht sicher, ob die für den Handel wirklich so viel bringen“, sagt er. Allerdings sei er mit seinem Geschäftsmodell auch nicht auf bummelnde Kunden angewiesen. &bdquo;Unser Standort funktioniert hier wegen der Post sehr gut. Wir würden auch noch hier sein, wenn es keine anderen Geschäfte mehr in der Lübbecker Straße geben würde.“ Tim Schütte sieht es ähnlich. &bdquo;Die spielen für uns mit Blick auf den Umsatz keine große Rolle. Die Leute schlendern nicht sonntags durch die Stadt und kaufen dann spontan eine Brille. Durch die deutlich flexibleren Arbeitszeiten als früher ist es für viele Kunden einfacher, unter der Woche einen Termin zu machen“, sagt er. Er habe seine Geschäfte eher aus alter Verbundenheit immer mal wieder an verkaufsoffenen Sonntagen geöffnet, aber auch nicht an jedem. &bdquo;Es wäre sehr schade, wenn sich die Werbegemeinschaft auflösen würde“, sagt Stadtsprecherin Ursula Nolting. Die Stadt werde, soweit das möglich sei, die Arbeit der Werbegemeinschaft unterstützen. Es sei aber eher unwahrscheinlich, dass die Stadt künftig in Eigenregie Veranstaltungen wie das Frühlingsfest organisiere. Mehr zum Thema: Verkaufsoffene Sonntage in OWL

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