Stolperstein in Löhne verschwunden: Denkmal nach Glasfaserarbeiten nicht mehr auffindbar

Löhne. Jedes Mal, wenn Hans-Wilhelm Homburg spazieren geht, fällt ihm auf, dass etwas fehlt. Auf Höhe der Adresse Auf den Ellern 12, ganz in der Nähe seines eigenen Wohnorts, lag seit vielen Jahren einer der acht Stolpersteine, die an Löhner Opfer des Nationalsozialismus erinnern. Er lag dort, bis im November bei Glasfaserarbeiten das Pflaster geöffnet wurde. &bdquo;Der Stein war dann weg und kam nicht wieder“, berichtet Homburg. Dass Glasfaserarbeiten die Ursache für das Verschwinden sein könnten, vermutet der Löhner, da der ausgehobene Kabelschacht genau an dieser Stelle vorbeiführt. Erst habe er gedacht, das sei bestimmt nur vorübergehend. &bdquo;Der Schacht wurde wieder verfüllt und einige Zeit später die Asphaltdecke erneuert, aber der Stolperstein ist bis heute verschwunden“, berichtet er. Darum entschloss sich Homburg, sowohl die Stadt Löhne als auch die Neue Westfälische über den fehlenden Stolperstein zu informieren. &bdquo;Ich komme regelmäßig an der Stelle vorbei. Jedes Mal geht mein Blick zu der Stelle, an der der Stolperstein einst lag. Ich muss also immer wieder daran denken“, sagt er. Für die Stadt war es keine Neuigkeit, dass der Stein verschwunden ist. In der Tat sei das Kunstdenkmal bei den Glasfaserarbeiten abhandengekommen. &bdquo;Das haben wir schnell bemerkt, wir sind darauf ja sensibilisiert. Leider war es da schon zu spät“, berichtet Stadtsprecherin Ursula Nolting. Der Stolperstein sei nicht mehr auffindbar und müsse neu angefertigt werden. Die Kosten dafür könne die Stadt der ausführenden Firma in Rechnung stellen. Wann der neue Stein eingesetzt werden kann, ist noch offen. Lesen Sie auch: Wie es in Löhne um den Glasfaserausbau steht Ersatz-Stolperstein wird schon hergestellt Zuständig für den Glasfaserausbau an dieser Stelle ist die Glasfaser Nordwest. Die eigentlichen Ausbauarbeiten werden von der Seite des Unternehmens an Tiefbau-Unternehmen vergeben. &bdquo;Wir nehmen an, dass der Stolperstein im Zuge der Baustellenarbeiten versehentlich entfernt wurde“, berichtet Marina Zwackhoven-Beratz, Sprecherin von Glasfaser Nordwest. Zwar sei das Fehlen nach Abschluss der Arbeiten bemerkt worden, und es sei umgehend versucht worden, diesen wiederzufinden, das sei leider jedoch nicht gelungen. &bdquo;Wir möchten uns, auch im Namen unseres Ausbaupartners, aufrichtig für dieses bedauerliche Versehen und den damit verbundenen Verlust des Stolpersteins entschuldigen“, erklärt die Sprecherin von Glasfaser Nordwest. Grundsätzlich seien die Ausbaupartner dafür sensibilisiert, besondere Oberflächen zu erkennen und zu dokumentieren, um den Ausgangszustand nach Abschluss der Arbeiten wiederherzustellen. &bdquo;Dies betrifft im Besonderen natürlich auch Gehwege, die mit geschichtlich relevanten Stolpersteinen versehen sind.“ Weitere Fälle zu Stolpersteinen, die beim Glasfaserausbau der Glasfaser Nordwest abhandengekommen sind, seien nicht bekannt. &bdquo;In Absprache mit der Stadt Löhne hat unser zuständiger Ausbaupartner bereits vor einiger Zeit eine Neuherstellung des Stolpersteins und einen zügigen Wiedereinbau nach Auslieferung des Steins vereinbart und veranlasst.“ Da die Steine jedoch in kleinen Stückzahlen gefertigt würden, sei das nicht kurzfristig realisierbar. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford Stolperstein erinnert an Wilhelm Rahde Hinter den Stolpersteinen steht der Künstler Gunter Demnig. Die kleinen Gedenktafeln aus Messing werden im Pflaster eingelassen und erinnern meist in unmittelbarer Nähe des einstigen Wohnorts an Menschen, die während der Herrschaft des Nationalsozialismus verfolgt, vertrieben, deportiert, ermordet oder in den Suizid getrieben wurden. Rund 117.000 von ihnen sind in verschiedenen europäischen Ländern schon verlegt worden, die meisten davon in Deutschland. &bdquo;Zum Glück kommen bis jetzt die Verluste durch Glasfaserverlegungen und den damit verbundenen Bürgersteig-Aufrissarbeiten extrem selten vor“, berichtet Katja Demnig, Stellvertreterin des Künstlers auf Anfrage der NW. Im Laufe der Jahre seien jedoch auch bei sonstigen Bauarbeiten an der Straße beziehungsweise dem Bürgersteig immer mal wieder Stolpersteine abhandengekommen. &bdquo;Aber die Zahl derer hält sich absolut in Grenzen.“ Demnig spricht hier von ungefähr 10 Steinen pro Jahr. Der Stolperstein Auf den Ellern 12 erinnert an Wilhelm Rahde. Er wurde am 16. November 1914 in Obernbeck geboren und war Zeuge Jehovas. Aufgrund seiner religiösen Überzeugung verweigerte er 1936 den Dienst an der Waffe, weshalb er mit acht Wochen Festungshaft bestraft wurde. Auf Bitten seiner Mutter ließ er sich anschließend doch vereidigen, da man ihm zugesagt hatte, keinen Waffendienst leisten zu müssen. Kurz vor Kriegsende verließ er die Wehrmacht und versuchte zu fliehen, wurde aber dann wegen Fahnenflucht festgenommen. Ein Sonderstandgericht verurteilte ihn am 30. April 1945 zum Tode durch Erschießen. Das Urteil wurde am 1. Mai 1945 in einer Kiesgrube bei Perleberg vollstreckt. In Löhne war der Krieg zu diesem Zeitpunkt schon zu Ende. Passend dazu: Wie fünf Frauen aus Löhne in die Tötungsmaschinerie der Nazis gerieten Hans-Wilhelm Homburg wird trösten, dass der Stolperstein für Wilhelm Rahde nicht vergessen ist und irgendwann wieder an seinem angestammten Platz zu finden sein wird. &bdquo;Dass der so spurlos verschwunden ist, beschäftigt mich“, sagt er.

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