Zwischen striktem Verbot und Kompromissen: So gehen Löhner Schulen mit Handys um

Löhne. Schon seit Jahren sind Smartphones in Schulen ein Dauerthema. Auch in der Region hat es in den letzten Wochen Diskussionen gegeben. Während einige finden, dass sie aus den Klassenräumen verbannt gehören, sind vor allem die betroffenen Schüler oft anderer Meinung. In einigen Bundesländern legen die Schulministerien die Regeln fest, in Nordrhein-Westfalen bleibt es an den Schulen hängen. Dabei ist es ein schwieriges Unterfangen, die unterschiedlichen Interessen in Einklang zu bringen und gleichzeitig einen guten Unterrichtsablauf sicherzustellen. &bdquo;Wir können Handys an Schulen nicht ignorieren“, ist sich eine Oberstufenschülerin des Städtischen Gymnasiums sicher. Dort ist die Handynutzung auf dem Schulgelände grundsätzlich verboten, im Oberstufengebäude könne das Handy aber genutzt werden, erzählt sie. Dass das Verbot in der Sekundarstufe I konsequent umgesetzt wird, versteht sie. &bdquo;Aber der Übergang ist schwierig, manche Zehntklässler gehen mit Smartphones verantwortlicher um als die Elftklässler.“ Prävention statt Handy-Verbot Ohnehin findet sie, dass jungen Schülern vermittelt werden sollte, dass es bessere Aktivitäten gibt, als am Handy zu sitzen. Es mache aber auch einen Unterschied, ob jemand alleine sein Handy nutze oder nicht, etwa um den Kontakt zu anderen zu vermeiden. Letzteres könne allerdings auch als Schutzmechanismus genutzt werden. &bdquo;Wenn da jemand vorbeiläuft, mit dem ich nicht reden möchte, dann kann ich einfach auf mein Handy schauen und den Stress vermeiden“, erklärt die Schülerin. Ein striktes Handyverbot mache das unmöglich, obwohl es anders gelöst werden müsse: &bdquo;Die Schule muss doch dafür sorgen, dass die Leute wieder offener aufeinander zugehen und Gespräche mit Mitschülern nicht als unangenehme Situationen wahrgenommen werden.“ Ein Handyverbot verschiebe das Problem nur. Es gebe schließlich in anderen Bereichen bereits Unterrichtseinheiten, etwa zu Cybermobbing und Fake News. &bdquo;Das ist auch wichtig, soziale Medien und Handys sind gefährlich, nicht zuletzt wegen der Suchtgefahr.“ Trotzdem bleibe das Handy wichtig, auch für Notsituationen wie Schneefall oder Busausfall. Striktes Handy-Verbot in der Löhner Realschule Für Andreas Schleef, stellvertretender Schulleiter der Goethe-Realschule, ist das Argument wenig überzeugend: &bdquo;In Notfällen ist das Sekretariat geöffnet und kann die Eltern problemlos anrufen.“ An seiner Schule, in der es nur die Sekundarstufe I gibt, sind Handys grundsätzlich verboten. Anders als beim Gymnasium und der Gesamtschule ist die Ausstattung mit iPads allerdings noch nicht so fortgeschritten, sodass es in Unterrichtssituationen durchaus noch zum kontrollierten Einsatz von Smartphones für Unterrichtszwecke kommen kann. Lesen Sie auch: Land empfiehlt NRW-Grundschulen striktes Handyverbot Wird ein Schüler bei der unerlaubten Handynutzung erwischt, wird es einkassiert und in einem Safe weggeschlossen. Wieder abgeholt werden kann es ausschließlich durch die Erziehungsberechtigten. Das geht auch, falls das Sekretariat gerade nicht besetzt ist. Damit das nicht zu rechtlichen Problemen führt, wird die Erlaubnis dafür bei der Einschulung unterschrieben. &bdquo;Das wird von allen Seiten akzeptiert. Diskussionen gibt es fast nie“, sagt Schleef. Das Handy-Problem ist größer Juristische Fragen, die Meinungen von Eltern und Schülern sowie die Interessen der Schule spielen auch an der Bertolt-Brecht-Gesamtschule eine entscheidende Rolle. Matthias Buske hat vor Kurzem die Schulleitung übernommen. Ihm zufolge werde aktuell daran gearbeitet, die Regeln an der Schule anzupassen. Aktuell sei es erlaubt, das Smartphone in den Mittagspausen herauszuholen und im Sommer etwa Musik zu hören. Die Gesamtschule sensibilisiere die Schüler ab der fünften Klasse über Themen wie Cybermobbing, um ihren Umgang mit Handys frühzeitig bewusster zu gestalten. Im Kollegium und den Gremien werde daher über die aktuelle Regelung diskutiert. In anderen Bundesländern hat es zuletzt außerdem Vorstöße gegeben, generelle und einheitliche Handyregelungen durchzusetzen, zuletzt in Hessen, wo der Kultusminister Armin Schwarz ein Verbot einbringen will. Bei der letzten Kultusministerkonferenz ist dies ebenfalls ein Thema gewesen. Buske sieht die Probleme für eine riskante Handynutzung aber nicht ausschließlich in der Schule. &bdquo;Die Schüler nutzen ihre Handys ja auch auf den Schulwegen in Schulbussen oder zu Fuß“, ergänzt er. Da seien die Eltern und andere Stellen gefragt, da es auch hier zu schwierigen Situationen kommen könne. Es stelle sich die Frage, wann ein Smartphone sinnvoll ist. Handys und Soziale Medien birgen Suchtgefahr Mit dieser Frage beschäftigen sich unter anderem Suchtforscher. Und offenbar auch die Eltern. &bdquo;Die Erziehungsberechtigten sind sehr beunruhigt und nutzen Veranstaltungen für Eltern zu diesem Thema“, berichtet Uwe Holdmann von der Suchtvorbeugung des Diakonischen Werks Herford. Der Sozialpädagoge beobachtet dennoch, dass es im vergangenen halben Jahr weniger Anfragen bezüglich einer Mediensucht gegeben habe. &bdquo;Die Konsumform ändert sich mittlerweile, statt mit Videospielen verbringen die Jugendlichen viel Zeit auf sozialen Medien.“ Zum Thema: Warum diese Schule in Hiddenhausen Handys und Smartwatches verbietet Das Phänomen sei auch als Binge-Watching bekannt, also dem Verschlingen von Inhalten. Daher sei es wichtig, den Jugendlichen bei ihrem Konsum gegebenenfalls Grenzen zu setzen. &bdquo;Wenn das Kind problematisches Verhalten zeigt, also den Medienkonsum über andere und praktische Dinge schiebt, dann können Eltern aktiv werden“, erklärt Holdmann. Interessiert nachfragen, weshalb das eigene Kind überhaupt so viel Zeit vor den Bildschirmen verbringt, sei eine Herangehensweise. Außerdem könnte es helfen, das Smartphone in der Nacht aus dem Kinderzimmer zu nehmen. Handy-Verbot hat auch Nachteile Der Sozialpädagoge hat das Gefühl, dass die Problematiken beim Umgang mit Handys an Schulen gut abgebildet werden. Lehrkräfte könnten im Medienzentrum zu dem Thema auch passende Fortbildungen erhalten. Zudem gebe es einen Methodenkoffer für Lehrkräfte. Es sei gut, dass die Sicherheitseinstellungen der Schule meist verlässlich seien. Von einem Verbot hält Holdmann aber wenig: &bdquo;Wenn die Nutzung verboten ist, können die Jugendlichen auch nicht lernen, richtig mit Handys umzugehen. Das bezieht sich auch auf das Umfeld.“ Für Erziehungsberechtigte gibt es viel Hilfe, um den richtigen Umgang mit dem Thema zu finden. Holdmann empfiehlt für grundsätzliche Nutzungsfragen die &bdquo;3-6-9-12-Regel“. Das beutetet kein Fernsehen unter drei Jahren, keine eigene Spielkonsole unter sechs Jahren, Internet nach 9 Jahren und soziale Netzwerke nach 12 Jahren. Die Checklisten auf klicksafe.de seien ebenfalls empfehlenswert. Bei bereits problematischem Konsum sei auch die Kontaktaufnahme mit der Diakonie möglich. Weitere Informationen dazu finden sich auf der Webseite der Diakonie. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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