Stahlbrücken ersetzen historische Bauwerke in Löhne und Bad Oeynhausen

Löhne. Wenn Mark Herrmann in diesen Tagen eine Tugend an den Tag legen muss, dann ist es Geduld. &bdquo;Viel Zeit verbringe ich mit warten”, sagt der Mann, der momentan für die Modernisierung gleich mehrerer Bahnbrücken in Löhne, Bad Oeynhausen und Porta Westfalica zuständig ist. Und mit Blick auf das Bauwerk an der Rüscherstraße in Gohfeld wird schnell klar, was der Projektleiter von DB Infrago meint. Denn der Austausch der Brücken erfordert nicht nur ungeahnte Präzision, sondern auch jede Menge Logistik – und Ausdauer. Gesperrt ist die Rüscherstraße unter der Bahnbrücke schon seit Herbst 2023. Die Brücke wird neu gebaut, das alte Bauwerk von 1917 war in die Jahre gekommen. Zunächst wurden dafür Hilfsbrücken eingebaut, damit der Bahnverkehr auch während der Bauarbeiten weiterfließen kann. Dann war der Rückbau der alten Brücke dran und schließlich der Bau der neuen Stahlbrücken vor Ort. &bdquo;Die müssen jetzt eingehoben werden”, sagt Hermann. Oberleitungen sorgen für Gefahr Genau an diesem Punkt befinden sich die Bauarbeiter derzeit. Entsprechend rege ist das Treiben auf der Baustelle: Während etliche Bauarbeiter am Unterbau der alten Hilfsbrücken schweißen und herumschrauben, drehen Bagger an den Rändern ihre Runden und befreien das Baufeld von Kies und Erde. In der schmalen Passage der Rüscherstraße zwischen Brückenbauwerk und Löhner Straße ragt ein gigantischer Kran in den Himmel. Viel Platz zum Rangieren hat er nicht, nimmt sein voluminöser Körper doch die komplette Fahrbahnbreite ein und fegt beim Drehen immer wieder Zweige von einem angrenzenden Baum. Mit dem Begriff &bdquo;Millimeterarbeit” ist das Prozedere noch beschönigend beschrieben. Das gilt auch beim Blick nach oben. Denn die schmalen Betonteile, die der Kran von einem Lkw auf die Baustelle hebt, pendeln gefährlich nahe an den Oberleitungen entlang. &bdquo;Da ist schon Koordination gefragt”, sagt Mark Herrmann. Gerne hätte er das vermieden und die Leitungen zuvor ausbauen lassen. Dazu aber sei keine Zeit gewesen. &bdquo;In Bad Oeynhausen an der Kaiserstraße konnten wir das machen, weil da nur zwei Brücken ausgetauscht werden müssen”, sagt er Projektleiter. In Löhne sind es aber drei mit je zwei Gleisen. &bdquo;Da dauert der Tausch natürlich länger und würde durch den Abbau der Oberleitungen noch weiter in die Länge gezogen.” Arbeiten von unten und von oben Ein Hubwagen hat in der Zwischenzeit eine der alten Hilfsbrücken von unten angehoben und fährt sie langsam an den Rand der Konstruktion. Dort bleibt sie liegen, bis der wartende Lkw von Betonteilen befreit und für das Bauwerk leer geräumt ist. Ein direktes Ausheben verhindern wiederum die Stromleitungen. &bdquo;Dafür ist das Ding einfach zu groß”, sagt Markus Hermann. Denn anders als die später eingesetzte neue Brücke nehmen Hilfsbrücken deutlich mehr Raum in Anspruch. &bdquo;Sie überbrücken die gesamte Länge, während die neue Brücke von einem Unterbau gestützt wird und dadurch kürzer ausfällt.” Für eben diesen Unterbau sind auch die abgeladenen Betonteile gedacht. Sie verstärken die Widerlager und verhindern das Abrutschen von Erde. &bdquo;Kammerwände” nennt der Fachmann das. Und auch die müssen millimetergenau eingesetzt werden, damit die neue Brücke später ihren Platz einnehmen kann. Die ersten Hilfsbrücken sind schon raus Am vergangenen Wochenende ist das bereits einmal geschehen. Da wurde die Hilfsbrücke am südlichen Ende des Gesamtbauwerks bereits gegen die neue Stahlbrücke ausgetauscht. Dort fahren auch während der Bauarbeiten Züge vorbei, teilweise nur wenige Zentimeter von den Arbeitern entfernt. Auch an der Kaiserstraße in Bad Oeynhausen konnte ein Wechsel schon vollzogen werden. Dem Rest widmen sich die Bauarbeiter jetzt. Knapp 90 Minuten sind mittlerweile vergangen, in denen die alte Hilfsbrücke unangetastet geblieben ist. Dann endlich ist alles vorbereitet. Oder zumindest fast alles. Denn zunächst muss die Konstruktion noch in Ketten gelegt und am Kran befestigt werden. Bis alles sitzt, vergehen weitere Minuten. Dann erst hebt sich die knapp 40 Tonnen schwere Hilfsbrücke in die Luft, wandert langsam höher, wird geschickt an den Leitungen vorbei navigiert und schließlich in weitem Bogen aus dem Baufeld befördert. Bis zum Frühsommer geht’s weiter In Löhne wird sie nun nicht mehr gebraucht, für sie geht es nun zur Überprüfung in ein Zwischenlager. Laut Mark Herrmann aber soll sie schon bald auf einer anderen Baustelle verwendet. &bdquo;Die Hilfsbrücken haben alle Standardmaße und sind demnach überall einsetzbar”, sagt er. Noch in dieser Woche soll an ihre Stelle die neue Stahlbrücke eingesetzt werden, anschließend widmen sich die Arbeiter dem dritten und letzten Teil der Brücke. Bis Mitte März, so heißt es von der Bahn, wird auf den neuen Brücken in Löhne und Bad Oeynhausen noch der Oberbau – also Schiene, Schotter, Schwellen – hergestellt. Im Anschluss stehen noch Restarbeiten an, die nach aktuellem Stand im Frühsommer 2025 abgeschlossen sein sollen. Die dann noch notwendigen Arbeiten, um die Straße wiederherzustellen, sollen bis etwa Ende Juli 2025 beendet werden. Für die Arbeiten an der Brücke müssen auch angrenzende Straßen gesperrt werden. Diese Sperrungen haben sich nun etwas verschoben.

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