Löhner Parteien bewerten das Wahlergebnis mit gemischten Gefühlen

Löhne. Am Tag nach der Bundestagswahl bewerten die Parteien das Wahlergebnis. Bei den Verlierern ist die Enttäuschung groß, die Sieger freuen sich. Sorge macht vielen das gute Abschneiden der AfD. Die nächsten vier Jahre seien entscheidend für die Zukunft der Demokratie in Deutschland. Löhne war Jahrzehnte eine SPD-Hochburg. Die Partei ist aber auch in der Werrestadt abgestürzt. Viele SPD-Mitglieder haben ihren Kandidaten Stefan Schwartze im Winter-Wahlkampf unterstützt. Sie haben Haustürbesuche gemacht und auf Supermarktparkplätzen und an Infoständen mit den Bürgerinnen und Bürgern gesprochen. &bdquo;Die Gespräche an Haustüren sind oft positiver verlaufen als an den Infoständen“, sagt der SPD-Stadtverbandsvorsitzende Christian Antl. An den Infoständen sei es häufig zu kritischen Fragen und Anmerkungen gekommen. &bdquo;Da haben wir immer wieder bemerkt, dass die Stimmung gegenüber der SPD nicht positiv ist“, sagt Antl. Der Bundesregierung werde die Schuld an allem gegeben, was schieflaufe. &bdquo;Sehr schade ist, dass komplett ausgeblendet wird, dass viele Dinge auch gut gelaufen sind“. Es sei der Bundesregierung unter Bundeskanzler Olaf Scholz gelungen, einen Gasnotstand nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs zu verhindern. Antl war von Olaf Scholz als Spitzenkandidat zwar nicht überzeugt. Eine andere Wahl habe die SPD jedoch nicht gehabt. Dass Boris Pistorius ein starker Politiker sei, stehe außer Frage. &bdquo;Dem hätte es aber genauso ergehen können wie Martin Schulz bei der Bundestagswahl 2017. Der ist ganz stark gestartet und hat das damals schlechteste SPD-Ergebnis erzielt“. Der SPD droht erneut eine Zwangsehe Mit glaubwürdigen Politikerinnen und Politikern müsse sich die SPD jetzt neu aufstellen. &bdquo;Wir müssen die Menschen mit Emotionalität erreichen und ihre Herzen berühren.“ Die Frage ist, ob das reicht, wenn die SPD erneut Teil der Regierung wird. &bdquo;Eine Große Koalition hat uns bisher immer geschwächt. Die CDU hat ja auch in diesem Wahlkampf alles für diese Form der Zwangsehe vorbereitet.“ Es sei problematisch, dass der SPD aus staatspolitischen Gründen kaum eine Wahl bleibe. &bdquo;Wir müssten eigentlich die Pausetaste drücken und uns Zeit nehmen für eine ehrliche Bewertung des schlechten Ergebnisses.“ Die Stärke der AfD sei ein Schock. &bdquo;Am Ende läuft es bei uns so wie in Italien, wo die Postfaschisten die Ministerpräsidentin stellen. Wir müssen alles tun, um eine vergleichbare Entwicklung zu verhindern. Unsere Aufgabe ist es, die Menschen von den Vorzügen einer offenen und demokratischen Gesellschaft zu überzeugen.“ Lesen Sie auch: Die Wahl in Herford: Ergebnisse, Analyse und der Ausblick auf den nächsten Urnengang Andre Schröder ist ein nachdenklicher Wahlsieger. &bdquo;Dass Joachim Ebmeyer das Direktmandat für die CDU errungen hat, ist ein historischer Erfolg“, sagt der CDU-Stadtverbandsvorsitzende. So sei jetzt wieder nach Tim Ostermann, der bis Oktober 2021 im Bundestag saß, ein CDU-Politiker aus dem Kreis Herford in Berlin vertreten. Dass darüber hinaus viele CDU-Kandidatinnen und Kandidaten aus OWL in den Bundestag gewählt worden seien, werde der Region sicher zu gute kommen. Getrübt ist die Freude über den Sieg durch das Abschneiden der AfD. &bdquo;Besonders die guten Ergebnisse für diese Partei in Löhne und Bünde schockieren mich. Suche nach einem neuen FDP-Chef Der FDP Stadtverbandsvorsitzende Thomas Michael hat noch lange am Wahlabend gehofft, dass es für die FDP doch noch reichen würde. Er ist enttäuscht und gibt sich dennoch kämpferisch: &bdquo;Wir krempeln die Ärmel hoch und machen auch weiterhin Politiker im Interesse unserer Wähler“, sagt er. Dass der Kurs der FDP für die Wähler in Löhne erfolgreich war, zeige sich daran, dass wie auch bei Europawahl mit rund 980 Stimmen die Zahl der Wähler gleich geblieben sei. &bdquo;Verschlechtert hat sich unser Ergebnis nur durch die deutlich bessere Wahlbeteiligung“, sagt er. Davon habe die FDP nicht profitieren können. Mit Blick auf die Nachfolge von Christian Lindner an der Parteispitze hat er eine klare Präferenz. &bdquo;Wolfgang Kubicki hat mich bei seinem Auftritt in Herford sachlich überzeugt. Frau Strack-Zimmermann ist in Brüssel gut aufgehoben.“ Auf der anderen Seite des Parteienspektrums ist die Stimmung derweil deutlich besser. &bdquo;Wir haben allen Grund zur Freude“, sagt Löhnes Linken-Chef Ulrich Adler gut gelaunt. Zwar lag der Wählerzuspruch in der Werrestadt mit 7,8 Prozent unter dem Bundesergebnis, im Vergleich zu 2021 aber wurde der Anteil mehr als verdoppelt. &bdquo;Für uns ist das ein Neuanfang“, sagt Adler auch mit Blick auf das vergangene Jahr, als einige Beobachter nach dem Austritt Sahra Wagenknechts schon einen Abgesang auf die Partei angestimmt hatten. &bdquo;Jetzt können wir sagen, dass wir gerade bei den jüngeren Wählerinnen und Wählern am meisten Zuversicht verbreiten konnten.“ Lesen Sie auch: Liveticker: Das sagen Menschen aus OWL zum Wahlergebnis – im Video Mehr Mitglieder bei der Linken Für die Zukunft stimme ihn das durchaus optimistisch. Zumal nach Adlers Angaben in den vergangenen Wochen auch etliche junge Löhner den Weg zur Linken gefunden hätten. Die Gründe dafür liegen für Adler auf der Hand: &bdquo;Wir haben uns nicht opportunistisch den Rechten angebiedert, sondern halten humanistische Werte hoch.“ Linke Politik, so sagt er, sei am Ende eben die echte &bdquo;Alternative“. Eine Anspielung auf die AfD und ihren derzeitigen Höhenflug, den Adler &bdquo;beängstigend“ nennt. &bdquo;Die Menschen fühlen sich sozial nicht vertreten“, versucht er sich an einer Erklärung – und hofft, dass eine starke Linke daran etwas ändern kann. Silke Welling hingegen fehlt ein Stück weit der Glaube an eine solche Entwicklung. &bdquo;Vermutlich läuft es ja auf eine Koalition aus CDU und SPD hinaus“, sagt die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Löhner Stadtrat. &bdquo;Ohne Kompromisse wird das aber nicht funktionieren und am Ende ändert sich nur wenig.“ Zumal der Druck von links und rechts nicht kleiner werde – auch, wenn ihre Partei an Zustimmung eingebüßt hat. &bdquo;Wir hätten uns schon mehr erwünscht“, sagt Welling. &bdquo;Aber der Gegenwind war einfach zu groß.“ Sorgen, dass sich ein solches Votum bei der Kommunalwahl im September wiederholen könnte, hat sie aber nicht. &bdquo;Da werden die Karten völlig neu gemischt und ich glaube, da müssen wir uns in Löhne nicht verstecken.“ 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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