Nur drei Auszubildende in OWL: 16-jähriger Löhner möchte Hufschmied werden

Löhne. Wenn alles gut geht, möchte Leon Murschel später den Betrieb seines Vaters übernehmen. Der Beruf, den er dabei erlernt, ist allerdings ein ziemlich seltener: Hufschmied. In ganz Deutschland gibt es nur etwa 5.000 Hufschmiede, die Nachwuchssituation ist extrem kompliziert. Leon reizt der Job, der vielfältiger ist, als zunächst gedacht. Schon als kleines Kind ist der 16-Jährige mit seinem Vater mitgefahren. Seine ersten Erinnerungen daran reichten bis ins Alter von vier Jahren zurück, erzählt er. &bdquo;Seitdem war mir klar, dass ich ebenfalls Hufschmied werden möchte“, so Leon Murschel. Während andere Kinder noch Polizist, Feuerwehrmann oder Bürgermeister werden wollten, habe er schon immer seinen Traum gehabt. Das sei auch bei einem Video auf seiner Abschlussfeier zu sehen gewesen, bei dem er schon in der fünften Klasse offen mit dem Wunsch umging. Viele Widerstände Dass er diesen Traum auch tatsächlich umsetzt, sei aber nicht immer sicher gewesen. &bdquo;Mir haben viele davon abgeraten, ins Handwerk zu gehen. Ich würde mich kaputt arbeiten“, berichtet der Auszubildende. Sein Vater erzählt: &bdquo;Selbst ich habe ihm gesagt, er soll lieber was anderes machen.“ Gegen all diese Widerstände hat sich Leon Murschel schließlich behauptet. Und so macht er jetzt seit August 2024 bei seinem Vater eine Ausbildung zum Hufschmied. &bdquo;Die Hufe von Pferden sind vergleichbar mit Nägeln und nutzen sich mit der Zeit ab, brauchen also Pflege“, erklärt Alex Murschel. Für manche Pferde seien aber, etwa aufgrund von sportlichen Tätigkeiten oder Krankheiten, Hufeisen nötig, die die Hufen schützen. Im Sport können Hufeisen auf mehrere Arten helfen. Beim Springen gebe es dadurch mehr Grip, bei der Dressur könnten die Pferde eleganter wirken. Sind die Pferde krank, gehe es um individuelle Lösungen, damit umzugehen. &bdquo;Wir arbeiten dann eng mit Tierärzten zusammen, die sagen uns, was das Pferd braucht“, klärt der Vater auf. Ein Job mit vielen Anforderungen An der Zusammenarbeit mit den Tierärzten zeige sich der Anspruch an einen Hufschmied. &bdquo;Die Tierärzte reden in Fachsprache mit einem, das muss man also verstehen“, sagt Alex Murschel und sein Sohn ergänzt: &bdquo;Wir sind eigentlich so viel: Metallbauer, Schmiede, Ärzte und Seelsorger in einem.“ Das sei sehr anstrengend, sodass er an ein oder anderen Abend auch mal ziemlich kaputt sei. Für Leon steht dennoch fest: &bdquo;Ich mache das aus Leidenschaft und eigentlich ist der Spaß immer größer als die Anstrengung.“ Die Vielfältigkeit ergebe sich zudem aus dem Kundenkontakt. Seinem Vater zufolge, &bdquo;rufen die Leute uns teilweise vor dem Tierarzt an, wenn etwas passiert ist“. Er tausche sich viel mit den Kunden aus, sei gelegentlich abends noch am Telefon und habe sogar Freundschaften entwickelt. Einige seiner Kunden seien ihm schon seit 2012 treu, als er sich selbstständig gemacht hat. Intensiver Kundenkontakt Dieses tiefe und gute Verhältnis zu den Kunden unterscheide den Hufschmied von anderen Handwerksberufen. &bdquo;Man arbeitet ja am lebenden Objekt“, fügt Alex Murschel hinzu. Eine Heizung könne ruhig einige Stunden kaputt seien, Tiere würden aber leiden und schreien. Daher sei eine schnelle Problemlösung wichtig. Damit es in Zukunft keine langen Wartezeiten für einen Hufschmied gibt, braucht der Beruf eigentlich Nachwuchs. Die Lage beim Nachwuchs sei jedoch &bdquo;katastrophal“, findet der Vater. &bdquo;In ganz OWL gibt es höchstens 3 Auszubildende“, schätzt er. In den letzten Jahren habe er allerdings schon fünf Personen ausgebildet. Ganz unverständlich sei die Lage aber nicht. Hohes Risiko für Ausbilder Ausbilder müssten demnach ein ziemlich hohes Risiko tragen. &bdquo;So ein Pferd kostet schnell mal eine halbe Million Euro, ein Fehler und ich hab ein großes Problem“, erläutert Alex Murschel die Situation. Er müsse also ständig sichergehen, dass alles glatt läuft, wenngleich er den Eindruck habe, dass seine Auszubildenden eher sorgfältiger arbeiten, je teurer das Pferd sei. Diesem Risiko ist sich Leon Murschel bewusst: &bdquo;Einmal vernageln und man kann innerhalb weniger Minuten in einem Blutbad stehen.“ Generell seien falsche Behandlungen eine Gefahr, schon ein Hufeisen könne viel Schaden anrichten, wenn etwas nicht stimmt. Der Huf sei äußerst kompliziert, das zu verstehen bedeute daher viel. Der Plan für die Zukunft steht Die Ausbildung des 16-Jährigen läuft seit dem 1. August 2024, wenn alles so läuft wie geplant, wäre er 2026 damit fertig. Hufschmiede werden staatlich geprüft, was für einen Handwerksberuf ziemlich besonders ist. Nach zwei Jahren Praxiserfahrung, in denen er auch schon viel Theoretisches von seinem Ausbilder lernt, stehen noch vier Monate Unterricht an einer Lehrschmiede in Dortmund an. Anschließend kann er seine staatliche Prüfung ablegen. Dort sind dann zwei Lehrschmiede sowie ein Professor für Veterinärmedizin anwesend, die den 16-Jährigen prüfen. Insgesamt muss Leon Murschel in der Zeit 13 orthopädische Hufeisen schmieden. Wenn das alles geschafft ist, hat er ein klares Ziel: &bdquo;Ich möchte den Betrieb von meinem Vater übernehmen.“ Dafür ist sein Vater auch sehr offen, denn mittlerweile hat er sich ein zweites Standbein aufgebaut, in das er sich dann zurückziehen möchte. Für mobile Hufschmiede sowie Tierärzte statte er die Autos entsprechend aus. Doch eines ist sicher: In Zukunft dürfte Löhne einen weiteren Hufschmied bekommen, der noch lange berufstätig sein wird. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

Meistgelesen