Kampf gegen die Unterdrückung: Löhnerin bringt Hoffnung nach Afghanistan

Löhne. Sie dürfen nicht zu laut sprechen oder in der Öffentlichkeit singen, müssen ihren Körper vollständig verhüllen und das Haus ausschließlich in männlicher Begleitung verlassen. Schulbildung ist ihnen weitgehend untersagt, berufliche Tätigkeiten sowieso. Und jetzt sollen sie nicht einmal mehr Hebamme werden dürfen. Die Unterdrückung von Frauen hat in Afghanistan unter der Taliban-Herrschaft ungeahnte Ausmaße angenommen. Ein paar Tausend Kilometer nordwestlich aber kämpft eine Frau zumindest für ein wenig Abmilderung. Denn die, so sagt die Löhnerin Gisela Bröenhorst, sei dringend nötig. Bröenhorst weiß, wovon sie spricht. Seit vielen Jahren schon engagiert sich die Löhnerin im Verein &bdquo;Kinder brauchen uns“ (KBU), der in Afghanistan humanitäre Hilfe für Not leidende Kinder leistet. Etlichen jungen Afghanen konnte sie auf diese Weise schon helfen, und sie für medizinische Versorgung oder lebenswichtige Operationen nach Löhne, Hüllhorst oder Bad Oeynhausen holen. &bdquo;Derzeit sind 15 Kinder für Notoperationen in Deutschland“, sagt Bröenhorst. Oft handelt es sich um Eingriffe am Herzen, aber auch Knochenkrankheiten, orthopädische Einschränkungen oder lebensbedrohliche Entzündungen werden dabei behandelt. Perspektiven für die Jüngsten In Afghanistan selbst wären derlei Eingriffe derweil kaum möglich. &bdquo;Die Krankenhäuser haben die notwendige Ausstattung nicht“, sagt Bröenhorst. Und seit das Taliban-Regime in der vergangenen Woche ankündigte, sämtliche medizinischen Ausbildung-Studiengänge für Frauen beenden zu wollen, dürfte sich daran zumindest aus personeller Sicht kaum etwas zum besseren ändern. Auch deshalb betonen Hilfs- und Menschenrechtsorganisationen immer wieder die Notwendigkeit humanitärer Hilfe und medizinischer Versorgung. Lesen Sie auch: Hunger und Not in Afghanistan: Löhnerin sucht wieder Spenden für Winterhilfe KBU kommt dem seit vielen Jahren nach. Seit 2002 konnte der Verein schon mehr als 950 Kindern auf diese Weise eine neue Lebensperspektive schenken. Und zwar in doppeltem Wortsinn. Denn neben den oft lebensrettenden Operationen genießen die Mädchen und Jungen während ihres Aufenthaltes in Deutschland auch soziale Integration und Schulbildung. Und nicht nur dort: &bdquo;Nach ihrer Rückkehr in die Heimat bieten wir ihnen einen Platz in unserem Steinhaus an“, sagt Gisela Bröenhorst. Dabei handelt es sich um ein von KBU angemietetes Gebäude, in dem die Kinder mit Kleidung, Nahrung und Medikamenten versorgt werden und Hausunterricht bekommen. Engagement stößt an Grenzen Das gilt insbesondere für Mädchen, denen ein Schulbesuch sonst häufig verwehrt bliebe. Die werden mittlerweile – auch als Folge der Frauenpolitik – in speziellen und nicht öffentlich zugänglichen Räumen unterrichtet, die eigens von KBU angemietet werden. Aber auch Jungs profitieren von dem Angebot. &bdquo;Außerdem haben wir Lehrerinnen eingestellt, die nach dem Regierungsumsturz nicht mehr an staatlichen Schulen arbeiten durften“, sagt Bröenhorst. &bdquo;Mit dem Einkommen können sie ihre Familien versorgen.“ Mittlerweile aber stößt das Steinhaus auch an Grenzen. &bdquo;Wir werden überlaufen“, sagt Gisela Bröenhorst mit Blick auf etliche Kinder, die von den regulären Schulen nicht mehr aufgenommen werden können. Viele suchen Zuflucht in den Räumen von KBU – auch weil betroffene Eltern mit der Situation häufig überfordert sind und sich Alternativen schlicht nicht leisten können. Längst habe man die Aufnahmekapazität überschritten, statt 30 wurden sogar 50 Kinder im Steinhaus aufgenommen. &bdquo;Mehr gibt die wirtschaftliche Lage aber einfach nicht her.“ Um Familien dennoch eine Perspektive zu geben, wurde 2023 ein Tochterverein gegründet. &bdquo;Cofo“ nennt sich das Projekt, das anders als KBU von den Behörden als zivilgesellschaftliche Organisation anerkannt wird und daher uneingeschränkt arbeiten kann. Dadurch, so sagt Bröenhorst, können mittlerweile auch ausländische Ärzteteams für Operationen nach Afghanistan geholt werden. &bdquo;Das spart Zeit, Nerven, Flugkosten und Treibstoff.“ &bdquo;Ich will nichts unversucht lassen“ Zudem ermöglicht die behördliche Genehmigung auch ein Nachhaltigkeitsprojekt, das Frauen in Arbeit, Lohn und Brot bringen soll. Zu diesem Zweck werden Frauen in und um Kabul zu Schneiderinnen ausgebildet, KBU finanziert ihnen Nähmaschinen und Räume. &bdquo;Nach der Abschlussprüfung können sie die Nähmaschinen mit nach Hause nehmen und dort weiter schneidern“, sagt Bröenhorst. Auf diese Weise kommen nicht nur Decken und Kleidung auf den Markt – die Frauen können auch zum dringend benötigten Lebensunterhalt ihrer Familien beitragen, was ihnen wegen staatlicher Restriktionen sonst kaum möglich wäre. Gisela Bröenhorst ist bewusst, dass derlei Aktionen nur eine kleine Hilfe sind. Dafür aber auch eine, die zumindest vereinzelt viel bewirken kann. &bdquo;Da will ich nichts unversucht lassen“, sagt sie – gerne auch mit Unterstützung aus der heimischen Bevölkerung. &bdquo;Spenden gehen direkt nach Afghanistan und helfen den Menschen unmittelbar“, versichert Bröenhorst. Interessierte Unterstützer können sich unter Tel. 05732 3000 oder per E-Mail an gisela.broeenhorst@gmx.de direkt an Gisela Bröenhorst wenden. Weitere Informationen gibt es auch im Internet unter www.kinder-brauchen-uns.de

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