Löhner Gemüsebauern leiden unter dem Extremwetter

Löhne. Das Gemüse auf den Feldern der Bioland-Gärtnerei Ulenburg stand gut. &bdquo;Wir hatten endlich mal eine Phase, in der wir relativ gute Wetterbedingungen hatten“, sagte Guntram Sauermann Anfang vergangener Woche zur NW. In der Nacht zu Donnerstag änderte sich die Situation innerhalb von wenigen Stunden. Der Starkregen prasselte auch auf die Felder der Ulenburger und sorgte für Ernteausfälle. Im Gespräch ein paar Tage vor dem Unwetter geht es um den Klimawandel, der auch längst im unteren Werretal angekommen ist, und die konkreten Folgen für die Landwirtschaft. &bdquo;Das größte Problem sind die zunehmenden Extreme“, sagt Guntram Sauermann. &bdquo;Wir hatten mehrere extrem trockene Jahre. Das hat sich geändert. Seit September 2023 kommt es immer wieder zu massiven Niederschlägen“, sagt er. Er sei froh, dass es in den letzten Monaten meistens zu moderaten Niederschlägen gekommen sei. Lesen Sie auch: «Doppelte Enttäuschung» über die Ernte 2024 Das galt bis zum Starkregen in der Nacht zum Donnerstag. &bdquo;Wir konnten fünf Tage nicht ernten“, sagt Sauermann ein paar Tage nach dem Unwetter. Zu matschig waren die Felder für die schweren Landmaschinen. Das führt zu einem finanziellen Verlust für das Unternehmen. &bdquo;Es gibt immer nur einen engen Zeitraum, in dem wir Radieschen, Salat oder Möhren ernten können.“ Schon die Aussaat ist schwierig Die Ulenburger verkaufen den größten Teil ihrer Produkte auf den Wochenmärkten und deutlich weniger an den Handel. &bdquo;Unsere Kunden haben hohe Erwartungen an die Qualität. Wir können kein Gemüse verkaufen, das zu lange auf dem Feld stand“, sagt er. Das Wetter führt immer wieder zu Ernteausfällen. Die Probleme beginnen oft schon in der Phase der Aussaat. &bdquo;Im Frühjahr konnten wir zweimal nicht säen, weil es zu feucht war. Auf fünf Zentimeter Schlamm säst Du nicht. Der Schlepper macht den Boden zu Brei“, sagt Sauermann. Der Anbau von Gemüse werde immer unkalkulierbarer. &bdquo;Ein Kollege hat vor ein paar Tagen etwas überspitzt gesagt: Man weiß nie, ob man am nächsten Tag schon pleite ist.“ Durch die unkalkulierbaren Regenphasen sei extreme Flexibilität gefordert. &bdquo;Wir haben zum Glück eine extrem schlagkräftige Truppe, die das auch versteht. Wenn der Boden es zulässt, dann musst Du auf den Punkt parat sein.“ 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten dort. Entschieden wird gemeinsam Sie sind dort nicht als Angestellte tätig, sondern arbeiten im Kollektiv. &bdquo;Wir teilen nicht nur Freud und Leid im Hinblick auf das Wetter, sondern entscheiden auch über relevante Betriebsfragen wie Anbauplanung, Gehälter und Investitionen immer gemeinsam.“ Gegründet wurde Bioland-Betrieb im Jahr 1980. Viel Geld und Arbeit musste das Kollektiv in den vergangenen Jahren in die Bewässerung investieren. Schläuche müssen zwischen Pflanzen verlegt und regelmäßig umgesetzt werden. Bei den Schläuchen gibt es einen hohen Verschleiß. &bdquo;Wenn es sehr trocken ist, dann werden die zum Beispiel von Mäusen angenagt. Die wittern, dass es dort Wasser gibt“, sagt Sauermann. Lesen Sie auch: Zu viel Regen drückt Erwartungen an Ernte 2024 Auch wenn es in diesem Jahr bisher eher zu viel als zu wenig geregnet hat, wird es immer wieder Phasen von längerer Trockenheit geben. Auf Dürreperioden will nicht nur die Bioland-Gärtnerei in Zukunft besser vorbereitet sein. In Zusammenarbeit mit dem &bdquo;Ulenburger Landbau“, dessen Inhaber die Familie Eßer ist und der &bdquo;Werreland GbR“ wurde das Winterwasser-Projekt gestartet. Das Wasser im Winter sammeln Die drei Betriebe, die in Ulenburg anbauen, haben sich jetzt zusammengetan, um der Trockenheit ein Ende zu setzen. Das Prinzip: Im Winter das Wasser sammeln, das im Frühjahr und Sommer gebraucht wird. Und gleichzeitig soll mit Photovoltaik auch noch Strom erzeugt werden. In einem Becken soll das Wasser gesammelt werden, das in den Wintermonaten in der Regel im Überfluss vorhanden ist. Eingestuft wird es als technisches Bauwerk. Auf einer bislang landwirtschaftlich genutzten Fläche südlich der Gärtnerei gegenüber vom Schloss Ulenburg sollen etwa eineinhalb Meter der Oberfläche abgetragen werden. In dieser Tiefe befindet sich eine Tonschicht, die relativ wasserundurchlässig ist. Sie dient als Boden des Bauwerks. Eine Folie – wie in anderen Becken üblich – werde nicht eingezogen. &bdquo;Das Wasser soll auch langsam versickern dürfen. Das wiederum führt langfristig zu einer Grundwasseranreicherung“, sagte Katharina Eßer bei der Vorstellung des Projekts im Dezember. Bürokratische Hürden Die abgetragene Erde werde als Deich am Rand zu einer Höhe von etwa drei Metern mit langgezogenen Flanken aufgeschichtet, der wertvolle Mutterboden der ausgehobenen Fläche für eine Bepflanzung mit heimischen Pflanzen genutzt. Insgesamt werden so maximal 4,5 Hektar umgestaltet. Auf Fremdmaterial wie Steine, Beton oder eben auch Folien wollen die Landwirte komplett verzichten. Auf der Wasseroberfläche soll eine Photovoltaikanlage installiert werden. Auf viel Wohlwollen stieß die Idee bei Stadt und Kreis. &bdquo;Alle sagen, das ist ein cooles Projekt, das reduziert aber nicht die Dauer des Verfahrens“, sagt Sauermann heute. Es gehe ja eigentlich nur darum, ein Wasserbassin zu bauen, das sei in NRW nichts neues. Es habe aber etwas gedauert, bis die PV-Anlage auf dem Wasser in den Köpfen angekommen sei. &bdquo;Es gibt für beides jeweils ein Formblatt, diese aufeinander zu legen ist schwierig“, sagt er. Noch sei nicht absehbar, wann das Winterwasser-Projekt umgesetzt wird. &bdquo;Wir bleiben optimistisch, dass wir das verwirklichen können, zu Kosten die ertäglich sind. Von der Stadt Löhne werden wir dabei sehr unterstützt.“

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