Sparkasse mit Hindernissen: Warum die Löhner Pavillons in der Kritik stehen

Löhne. Sie sind knallrot, fallen sofort ins Auge und ersetzen derzeit zunehmend lokale Filialen der Sparkasse Herford. Sogenannte SB-Pavillons sind für das heimische Kreditinstitut in den vergangenen Jahren zu einer echten Alternative zum klassischen Bank-Standort geworden. Mittlerweile aber regt sich Kritik an den Einrichtungen - nicht wegen fehlenden Personals, sondern wegen fehlender Barrierefreiheit. Insbesondere in Obernbeck und Ostscheid bemängeln Rollstuhlfahrer und Senioren einen erschwerten Zugang - allen Beteuerungen der Sparkasse zum Trotz. Wenn Dagmar S. (Name geändert) ihren Rollstuhl zur Sparkasse an der Bahnhofstraße lenkt, überkommt sie stets ein ungutes Gefühl. Früher, so sagt sie, konnte sie noch über eine Rampe den SB-Bereich in der ehemaligen Filiale erreichen, um dort Geld abzuheben, Überweisungen durchzuführen oder Kontoauszüge zu holen. Seit der SB-Service in der Filiale vor einigen Monaten geschlossen wurde, muss sie nun wie alle anderen Kunden in einen eigens aufgestellten Pavillon auf dem Vorplatz ausweichen. Der Unterschied: Der Zutritt zum Container fällt ihr deutlich schwerer als dem Otto-Normal-Besucher. Zwischen Anspruch und Realität &bdquo;Die Tür hat ein extrem hohes Gewicht und lässt sich nur äußerst schwer öffnen“, beschreibt Dagmar S. ihre Schwierigkeiten. Mit einer Hand muss sie am Türknauf ziehen, mit der anderen den Rollstuhl auf knapp bemessenem Raum rangieren. &bdquo;Ohne Hilfe ist das fast ein Ding der Unmöglichkeit“, sagt sie. Und zeigt damit nur eine von vielen Barrieren auf, die sich ihr und anderen Betroffenen bei der Nutzung des Sparkassen-Angebots stellen. Dabei liegt der Sparkasse die Barrierefreiheit zumindest nach eigenen Angaben sehr am Herzen. Im jüngsten Nachhaltigkeitsbericht für das Jahr 2022 ist ihr unter dem Stichwort &bdquo;Angebote für benachteiligte Bevölkerungsgruppen“ sogar ein eigenes Unterkapitel gewidmet. Darin heißt es unter anderem: &bdquo;Schritt für Schritt bauen wir den barrierefreien Zugang zu unseren Filialen, zu den Selbstbedienungsgeräten, zu unserem Internetauftritt und zu unserem gesamten Beratungsangebot aus.“ Eine Reihe von Barrieren So recht bestätigen können das Betroffene indes nicht. &bdquo;Für die Filialen selbst mag das stimmen, nicht aber für die SB-Pavillons in Löhne“, sagt etwa Ute Brandt-Brüggemann vom Löhner Arbeitskreis zur Wahrung der Belange für Menschen mit und ohne Handicap. Immerhin drei dieser Pavillons sind in der Werrestadt mittlerweile platziert worden, nachdem die Filialen in Ostscheid, Obernbeck und an der Königstraße aufgegeben wurden. Während Letzterer dank fehlender Tür zwar keine Diskretion biete, dafür aber immerhin gut zu erreichen sei, fallen die beiden anderen bei einer Besichtigung durch den Arbeitskreis durch gleich mehrere Barrieren auf. &bdquo;Das ist schon ein Witz“, lautet dabei das Urteil von Doris Decius, während sie - am Rollator gehend - versucht, sich Zutritt zum Pavillon zu verschaffen. Auch sie bemängelt die schwierige Öffnung der Tür, ihr Gewicht und den Platz vorm Eingang. Wolfgang Linnemann weist zudem auf die Türschwelle hin, die dank einer Kante Komplikationen für Rollstuhlfahrer berge. &bdquo;Zudem fehlen taktile Elemente für sehbehinderte Menschen, ein Hinweis auf die Öffnungszeiten und nicht zuletzt ein Parkplatz für Rollstuhlfahrer“, ergänzt Brandt-Brüggemann. Ein Problem wurde erkannt Ganz neu scheint die Kritik der Sparkasse Herford indes nicht zu sein. &bdquo;Einzelne Kundenreaktionen aus Obernbeck sind uns bekannt“, räumt Pressesprecher Peter Platz auf NW-Nachfrage mit Blick auf die schwere Tür ein. Der Hersteller, so erklärt er, habe zunächst eine falsche Türzarge im Pavillon eingebaut, die die Bewegungsfreiheit einschränke. &bdquo;Diese Zarge ist bereits reklamiert und wird in den nächsten Wochen ausgetauscht“, sagt Platz. Darüber hinaus kann er die Kritik aber offenbar kaum nachvollziehen: &bdquo;Alle SB-Pavillons der Sparkasse Herford entsprechen den Anforderungen an ein barrierefreies Gebäude und sind von den jeweiligen Baubehörden so genehmigt und abgenommen worden.“ Für Ute Brandt-Brüggemann ist das hingegen nur schwer vorstellbar. Sie verweist etwa auf die DIN-Norm 18040, die im Wohnungsbau für das Wenden eines Rollstuhls einen Platzbedarf von mindestens 1,5 mal 1,5 Metern für notwendig erachtet, für Rollatoren gelten 1,2 mal 1,2 Meter. &bdquo;Beides wird nicht erreicht“, sagt sie. Die fehlerhafte Türzarge in Obernbeck erkläre zudem nicht die ebenfalls nur sehr schwer zu öffnende Tür am Pavillon auf dem Netto-Parkplatz in Ostscheid. &bdquo;Da wird man außerdem noch durch einen Bordstein direkt neben dem Eingang zusätzlich eingeschränkt“, bemängelt Brandt-Brüggemann. Das Hinausfahren per Rollstuhl halten die Vertreter des Arbeitskreises dort ebenfalls für nahezu unmöglich. &bdquo;Wie soll man denn gleichzeitig seinen Rollstuhl nach vorne bewegen und die schwere Tür aufdrücken?“, fragt sich Wolfgang Linnemann. &bdquo;Da wäre ein elektronischer Türöffner schon sinnvoll“. Türöffner sind keine Option Die aber lehnt die Sparkasse Herford fast schon kategorisch ab. &bdquo;Elektronische Türöffner sind störanfällig und wir stellen nicht selten einen unsachgemäßen Gebrauch bis hin zum Vandalismus fest“, sagt Peter Platz und verweist auf Erfahrungen am einzigen Pavillon mit Türöffner in Bünde-Spradow. Beschädigungen, so sagt er, könnten im schlimmsten Fall zu längeren Ausfallzeiten eines gesamten Standorts führen. &bdquo;Die wollen wir unseren Kundinnen und Kunden ersparen.“ Abhilfe aber stellt der Pressesprecher dennoch in Aussicht. So teste die Sparkasse Herford derzeit an ihren SB-Pavillons verschiedene Optimierungsmöglichkeiten für eine leichtere Türöffnung. &bdquo;Ein Beispiel dafür ist die Verringerung des Luftdrucks im Inneren der Pavillons, um so das Öffnen der Türen von außen zu erleichtern“, sagt Platz. &bdquo;Dies sollte in den kommenden Wochen realisiert sein.“ Und auch der fehlende Behindertenparkplatz in Obernbeck stehe mittlerweile auf der To-Do-Liste: &bdquo;Das ist ein guter Hinweis, den wir zeitnah berücksichtigen und umsetzen werden.“

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