Risiken im Straßenverkehr: Warum regelmäßige Fahrchecks für Senioren wichtig sind

Löhne. Fit und sicher im Straßenverkehr: Seniorinnen und Senioren gelten als ungeschützte Verkehrsteilnehmende und sind in vielen Bereichen besonders gefährdet. Polizeihauptkommissarin Jennifer Landwehrmeyer gab auf Einladung der CDU Senioren-Union Kirchlengern im Löhner Mühlenwerk Hilfestellung für Sicherheit im Straßenverkehr und machte auf mögliche Gefährdungen und deren Vermeidung aufmerksam. Insbesondere Elektro-Fahrräder, im Volksmund auch &bdquo;E-Bikes“ genannt, liegen aktuell auch bei älteren Menschen im Trend. Doch &bdquo;E-Bike“ ist nicht gleich &bdquo;E-Bike“: Nur das &bdquo;Pedelec“ gilt als normales Fahrrad und ist ihm auch rechtlich gleichgestellt. Weder Zulassung, Führerschein oder ein Versicherungskennzeichen sind nötig, denn der Motor unterstützt bis maximal 250 Watt und nur bis zu einer Geschwindigkeit von 25 Kilometer pro Stunde. Bei schnellen Pedelecs, bei denen die Motorunterstützung bei einer Geschwindigkeit von 45 Kilometern pro Stunde abgeschaltet wird, sowie E-Bikes, die sich auch, ohne in die Pedale zu treten, fahren lassen, ist das anders. Sie benötigen eine Betriebserlaubnis, ein Versicherungskennzeichen und den Besitz einer Fahrerlaubnis der Klasse AM (Kleinkraft). Sicher mit dem E-Bike unterwegs Trotz Elektro-Antrieb erfordert ein Pedelec körperliche Fitness: &bdquo;Zwar ist das Treten an sich einfacher, aber Vorgänge wie Bremsen, Auf- und Absteigen, Schulterblick und auch Fähigkeiten wie Reaktions- und gutes Sehvermögen sind erforderlich, um sicher am Straßenverkehr teilnehmen zu können“, so Jennifer Landwehrmeyer. Zudem seien Neu-Nutzern unter Umständen neu hinzugekommene Verkehrsregeln nicht bekannt: &bdquo;Mein Tipp ist es, sich im Vorfeld über Neuigkeiten im Straßenverkehr zu informieren und auch die alten Verkehrsregeln noch einmal ins Gedächtnis zu rufen. Auch der Umgang mit dem Pedelec sollte zwingend geübt werden, bevor man sich damit im öffentlichen Verkehrsraum bewegt“, empfiehlt sie. Offizielle Pedelectrainings bieten sich dafür am besten an. Neben praktischen Fahrübungen wird dort auch die Theorie vermittelt. Im Kreis Herford werden diese Trainings vom Kreissportbund in Kooperation mit der Polizei und der Verkehrswacht angeboten. Häufig Fehler beim Abbiegen und Rückwärtsfahren Auch das Autofahren im Alter birgt Risiken. Nach einem EU-Vorschlag sollen Seniorinnen und Senioren ab 70 Jahren künftig alle fünf Jahre ihre Fahrtauglichkeit überprüfen lassen. Allerdings soll es den Mitgliedsstaaten selbst überlassen bleiben, ob sie dieses Konzept umsetzen, und ob verpflichtende Tests eingeführt werden sollten. In Deutschland hat die Fahrerlaubnis für Pkw grundsätzlich kein Verfallsdatum - einmal bestanden, gilt sie ein Leben lang. &bdquo;Aktuelle Unfallstatistiken zeigen, dass Pkw-Fahrer im Seniorenalter häufiger die Vorfahrt anderer Fahrzeuge missachten und dass öfter Fehler beim Abbiegen, Wenden und Rückwärtsfahren gemacht werden“, erläutert die Polizistin. Auch beim Ein- und Anfahren käme es häufiger zu Unfällen. Unfallursachen wie mangelnde Abstände oder das Fahren unter Alkoholeinfluss sind laut der Expertin jedoch seltener in dieser Altersgruppe: &bdquo;Seniorinnen und Senioren sind keine Raser und halten sich weitestgehend an die Geschwindigkeitsbeschränkungen“, erläutert Jennifer Landwehrmeyer. Insgesamt sei die Gruppe der Seniorinnen und Senioren, im Vergleich zu ihrem Bevölkerungsanteil, unterproportional an Unfällen beteiligt: &bdquo;Das gilt nicht nur bundesweit, sondern auch im Kreis Herford“, so die Polizistin. Verkehrssicherheitschecks sind sinnvoll &bdquo;Es existieren keine grundsätzlichen Vorschriften, dass Senioren ihren Führerschein ab einem gewissen Alter abgeben müssen oder sich regelmäßig auf ihre Fahrtauglichkeit prüfen lassen müssen“, erklärt die Polizeihauptkommissarin. Sie selbst halte Verkehrssicherheitschecks auf jeden Fall für sinnvoll, aber nicht erst ab 70 Jahren: &bdquo;Viele bemerken erst, dass sie aufgrund körperlicher Mängel oder Einschränkungen nicht mehr fit genug sind, wenn es zu spät ist und ein Unfall verursacht wurde“, sagt sie. Auch die Angehörigen können hier aktiv werden: &bdquo;Sollte jemand auffällig oft an Verkehrsunfällen beteiligt sein oder dessen Fahrzeug unverhältnismäßig viele Dellen oder Kratzer aufweisen, sollte man hellhörig werden“, rät Landwehrmeyer. Es sei immer ratsam, im Auto mitzufahren, um sich selber ein Bild zu machen: &bdquo;Körperliche Einschränkungen oder andere Defizite der Fahrerin oder des Fahrers sind dann schnell offensichtlich“, fügt sie hinzu. Die Polizistin empfiehlt darüber hinaus auch regelmäßige ärztliche Untersuchungen. Wer sich Feedback vom Profi wünscht, kann sich ebenfalls an die Fahrschulen wenden. Viele bieten sogenannte Rückmeldefahrten an, die sich insbesondere an ältere Personen richten. Dabei geht es hauptsächlich darum, eventuelle Schwächen beim Führen von Kraftfahrzeugen zu erkennen. Das Ergebnis der Fahrt darf nicht an Dritte weitergegeben werden. Teilnehmende sollen stattdessen selbst einen Eindruck darüber erlangen, ob sie noch fit genug für den Straßenverkehr sind. Prävention und Unterstützung durch Angehörige Trotzdem rät die Expertin, genau hinzuschauen: &bdquo;Nicht jeder Senior kann die eigenen Fahrkünste adäquat einschätzen. Viele überschätzen sich und wollen nicht wahrhaben, dass sie kein Kraftfahrzeug mehr führen können. Gekränkter Stolz spielt da mit Sicherheit auch eine große Rolle“, vermutet die Expertin. Gleichzeitig habe sie auch viel Verständnis für Betroffene: &bdquo;Niemand lässt sich gerne etwas verbieten. Zudem bedeutet ein Auto auch Freiheit. Ohne Führerschein ständig auf andere angewiesen zu sein, ist nicht nur deprimierend, sondern auch sehr belastend.“ Doch was können Angehörige tun, wenn sie an der Fahrtauglichkeit zweifeln oder sich bereits Unfälle ereignet haben? &bdquo;Ich denke, Zwang und der erhobene Zeigefinger sind keine gute Wahl. Überzeugungskraft ist wohl das richtige Mittel“, rät die Polizeihauptkommissarin. Die Betroffenen sollten selber einsehen, dass es besser sei, den Führerschein abzugeben. Auch Angebote hinsichtlich der Übernahme von Fahrten oder der Erledigung verschiedener Aufgaben können helfen, die Betroffenen zu überzeugen: &bdquo;Präventionsmaterial von verschiedenen Anbietern kann hier helfen. Man sollte auch mögliche Unfallfolgen aufzeigen. Es muss ja nicht erst etwas passieren, bevor man einsieht, dass man den Führerschein besser abgibt“, fasst Jennifer Landwehrmeyer zusammen.

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