Zu viel Lärm in Löhne: Straßen NRW stellt Verbesserung in Aussicht

Löhne. Die Geräuschkulisse auf den Straßen der Werrestadt setzt vielen Menschen arg zu. Mehr als 10.000 Löhner und damit nahezu jeder vierte Einwohner leiden unter dem Krach von Autos, Lkw und Zügen. Das jedenfalls geht aus dem Lärmaktionsplan der Stadtverwaltung hervor, der jetzt von den politischen Gremien beschlossen werden soll. Neben einer detaillierten Analyse der Lärmquellen sind dort auch Lösungsansätze festgehalten. Die gute Nachricht: In den kommenden Jahren soll sich einiges tun im Stadtgebiet. Veröffentlicht wurde das gut 50 Seiten starke Papier bereits im Herbst vergangenen Jahres. Um die Lärmbelastung in Löhne zu erfassen, haben sich die Macher des Gutachtens auf den Straßen- und Schienenverkehr konzentriert. Berücksichtigt wurden allerdings nur Straßen, auf denen pro Jahr mehr als drei Millionen Fahrzeuge unterwegs sind. Das entspricht einer durchschnittlichen Verkehrsstärke von etwa 8.200 Kfz pro Tag. Die Autobahn als Dauer-Lärmquelle Spitzenreiter in Löhne ist mit großem Abstand die A30. Dort werden für den Bereich zwischen den Ortsgrenzen zu Kirchlengern und Bad Oeynhausen bis zu 42.000 Fahrzeuge täglich gezählt. Im Stadtgebiet selbst liegt die Albert-Schweitzer-Straße weit vorne. Auf der vergleichsweise kurzen Strecke zwischen Bruno Kleine und Bauformat sind im Schnitt stolze 22.419 Fahrzeuge pro Tag unterwegs. Gleiches gilt für die Verlängerung des Abschnitts, der als Lübbecker Straße in nördlicher Richtung bis zur Ortsgrenze Hüllhorst führt. Allerdings reduziert sich die Fahrzeugmenge dort im weiteren Verlauf auf rund 15.000 Fahrzeuge. Und damit auf eine Zahl, die auch die Oeynhausener Straße erreicht. Für eine hohe Lärmbelastung sorgen auch die Bünder Straße mit rund 13.000 und die Herforder Straße mit fast 11.000 Kfz am Tag. Näher betrachtet werden zudem die Brückenstraße, die Werster Straße, die Ringstraße und die Löhner Straße, die mit jeweils etwa 9.000 Fahrzeugen über dem Richtwert liegen. Die in der Öffentlichkeit viel diskutierte Weihestraße hingegen wird mit &bdquo;nur“ 6.314 Fahrzeugen nicht in den Lärmkarten erfasst. Gleiches gilt für die Königstraße, wo täglich rund 7.300 Kfz unterwegs sind. Ein Unterschied von Tag und Nacht Nicht nur, aber insbesondere an den erfassten Straßen müssen Löhner mit hohen Belastungen durch Lärm leben. Insgesamt 10.279 Einwohner – und damit mehr als 25 Prozent – sind laut Gutachten von Umgebungslärm über 55 Dezibel betroffen. 875 von ihnen sind tagsüber einer zeitweisen Lärmbelastung von 65 bis 69 Dezibel ausgesetzt – also mit dem Geräusch, das in etwa ein Staubsauger verursacht. 530 Löhner müssen tagsüber Lärm von 70 Dezibel und mehr ertragen, zwölf Einwohner leben mit einer Belastung von mehr als 75 Dezibel. Für die Nachtstunden haben die Verfasser des Gutachtens 1.221 Menschen erfasst, die zur Nachtzeit mit Lärm von 60 bis 64 Dezibel leben müssen. Für 599 Bürger haben die Gutachter einen Wert von 65 bis 69 Dezibel ermittelt. Die Gutachter gehen davon aus, dass tagsüber bereits ein Wert von 55 Dezibel als belastend gilt. Für die Nachtstunden wird sogar ein Wert von 50 Dezibel als störend empfunden. Diese Straßen sind besonders betroffen So viel zur Analyse. Eigentliches Ziel des Lärmaktionsplanes, der seit 2008 von allen Kommunen aufgestellt und fortgeschrieben werden muss, ist die Minimierung entsprechender Störgeräusche. Hohen Handlungsbedarf sieht die Stadt Löhne nun insbesondere an der L773, die neben der stark befahrenen Lübbecker Straße auch die Albert-Schweitzer-, einen Teil der Oeynhausener- sowie die Königstraße umfasst. Auch die L777 (Löhner Straße), die L782 (Bünder Straße), die L860 (Brückenstraße), die L965 (Herforder Straße) und die B611 nimmt die Stadt in den Blick, allerdings werden diese Straßen als nachrangig eingestuft. Möglichkeiten, den Lärm auf diesen Abschnitten zu reduzieren, gibt es zumindest theoretisch reichlich. Laut Aktionsplan kann grundsätzlich über bauliche Maßnahmen wie etwa die Errichtung von Schallschutzwänden oder den Einsatz von lärmmindernden Straßenbelägen nachgedacht werden. Auch über Verkehrsregeln kann der Lärmpegel gesteuert werden, dazu zählen beispielsweise Tempolimits oder Lkw-Verbote. Ansonsten bleibt nur passiver Lärmschutz an den betroffenen Gebäuden. Neue Decken schaffen Abhilfe Ganz so einfach aber wird das in Löhne nicht. Denn bei den ermittelten Straßen mit Handlungsbedarf handelt es sich ausschließlich um Landes- und Bundesstraßen. Für die wiederum ist nicht die Stadt, sondern der Landesbetrieb Straßen NRW zuständig. Der hat den Lärmaktionsplan der Stadt Löhne mittlerweile zur Kenntnis genommen, betont in seiner Stellungnahme aber, dass in Sachen Lärmschutz &bdquo;kein Einvernehmen vorausgesetzt“ werden könne. &bdquo;Geschwindigkeitsbeschränkungen, Lkw-Fahrverbote und Verkehrsumlagerungensind im Einzelfall zu prüfen“, heißt es vom Landesbetrieb. Aber auch positive Neuigkeiten hat Straßen NRW für die Löhner parat. Nach Angaben des Landesbetriebs sind für die kommenden fünf Jahre gleich mehrere Deckenerneuerungen an betroffenen Straßen geplant. Noch in diesem Jahr sollen demnach die B611, die L782 und die L773 angegangen werden. Letztere soll bis 2025 fertig gestellt werden. 2026 folgt dann die L777, auch die L860 soll zumindest begonnen und im Folgejahr abgeschlossen werden. Für das Jahr 2027 steht schließlich die L965 auf dem Programm. Keine Einwände Einen Monat lang lag der Lärmaktionsplan öffentlich aus. In dieser zeit konnten Bürger und Behörden Stellungnahmen zu den Plänen einreichen. Während die Öffentlichkeit auf Eingaben verzichtete, meldeten sich neben Straßen NRW auch der Kreis Herford und die Industrie- und Handelskammer zu Wort. Vom Kreis Herford heißt es dazu, dass der Lärmaktionsplan &bdquo;aus der Sicht des Gesundheitsschutzes“ begrüßt werde. &bdquo;Infolge der Planung sollen sich die Lebensverhältnisse der Bewohner im Stadtgebiet insbesondere an den Belastungsschwerpunkten zu Straßen- und Schienenlärm weiter verbessern, womit ein Beitrag zur Gesunderhaltung der Bewohner geleistet werden kann.“ Die IHK begrüßt indes, dass der Lärmaktionsplan keine Geschwindigkeitsreduzierungen oder Lkw-Durchfahrtverboten vorsehe. Derartige Maßnahmen würden das Problem lediglich verschieben und zudem &bdquo;nicht ohne Folgen für die Wirtschaft“ bleiben.

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