Nach AWO-Insolvenz: Löhner Seniorenzentrum hat neuen Träger

Löhne. Auf den Schildern an der Krellstraße und am Badeweg steht noch die AWO Service, auf dem Hof stehen jedoch schon die schwarzen Autos mit dem gelben Schriftzug von Mobilitas. Der Pflegedienstleister aus Bielefeld ist seit 1. Februar Träger der drei Senioren-Hausgemeinschaften und des dazugehörigen Pflegedienstes. Und dabei soll es nicht bleiben: Auch die Tagespflege nebenan, bislang Teil des AWO-Kreisverbands, wandert ab 1. April unter das Dach von Mobilitas. Sabine Guder ist die Erleichterung ins Gesicht geschrieben. Schwierige Monate liegen hinter der Pflegedienstleiterin. &bdquo;Der 26. Oktober 2023 war der grausamste Tag meines gesamten Arbeitslebens“, sagt sie. Da sei ihr und der Belegschaft mitgeteilt worden, dass die AWO Service insolvent in Eigenverantwortung sei. Geahnt habe sie das schon, als wenige Wochen vorher die AWO OWL ihre Insolvenz verkündete. Die AWO Service ist eine Tochter des Bezirksverbands. Und jetzt standen sie, ihre 52 Mitarbeiter und 70 pflegebedürftige Klienten plötzlich vor der Frage: Was passiert nun? Interesse am Standort Löhne Während in Mennighüffen Mitarbeiter und Bewohner um das Fortbestehen der Hausgemeinschaften bangten, hatte Mobilitas nach der Insolvenz der AWO OWL zunächst mit dieser Kontakt, berichten die beiden Mobilitas-Geschäftsführer Katrin Schrader und Ralf Adams. Bei der Kontaktaufnahme habe man sie dann darauf hingewiesen, dass für die Einrichtungen der AWO-Service ein neuer Betreiber gesucht würde. &bdquo;Eigentlich haben wir uns am Anfang nur für Löhne interessiert“, sagt Schrader. &bdquo;Wir haben diesen Standort als gutes Konzept wahrgenommen.“ Die drei Hausgemeinschaften, der angegliederte Pflegedienst, der auch Seniorenwohnungen im gleichen Haus versorgt, sowie die Tagespflege nebenan seien ein interessantes Gesamtpaket. &bdquo;Da wussten wir noch nicht, dass die Tagespflege gar nicht direkt dazugehört.“ Auch wenn Löhne der Ausgangspunkt gewesen sei, habe sich Mobilitas schließlich entschieden, zum 1. Februar alle Einrichtungen der AWO-Service zu übernehmen. Dazu gehören die Hausgemeinschaften und der Pflegedienst in Löhne, sowie weitere Pflegedienste und Senioren-WGs in Enger und Bünde. Die insgesamt rund 100 Mitarbeiter werden übernommen und die etwa 250 von ihnen betreuten Menschen bleiben in ihrer Obhut. Es musste schnell gehen Die Übernahme stand unter einem hohen Zeitdruck. Noch an Weihnachten hatte Sabine Guder die Befürchtung, am 31. Januar schließen zu müssen, berichtet sie. Zum Glück sei dann aber alles ganz schnell gegangen. Für Mobilitas sei diese Schnelligkeit jedoch ein gewisser Kraftakt, berichtet Oliver Diekmann, der die Bereichsleitung für den Kreis Herford übernommen hat und seit der Übernahme zwischen den ehemaligen AWO-Service-Einrichtungen pendelt. &bdquo;Wir mussten die Behörden informieren, den Kontakt halten. Das war einfach sehr viel Lauferei“, sagt er. Zudem seien die bürokratischen Abläufe im Kreis Herford anders als in Bielefeld, von den Abrechnungen über die Ansprechpartner bei den Kassen, ergänzt Ralf Adams. &bdquo;Dazu muss man aber auch sagen, dass es niemanden gegeben hat, der uns Steine in den Weg gelegt hat, eher im Gegenteil“, sagt der Geschäftsführer. Alle Beteiligten seien froh gewesen, dass sich ein neuer und erfahrener Träger gefunden hat. Neuer Träger will Vertrauen aufbauen &bdquo;Jetzt muss sich alles erst einmal wieder einruckeln“, betont Adams. Mitarbeiter, Angehörige und Pflegebedürftige müssten den neuen Träger schließlich erst einmal kennenlernen und umgekehrt. Es müsse Vertrauen gefasst werden. &bdquo;Und Vertrauen muss man sich verdienen, das fällt nicht vom Himmel.“ Bisher funktioniere die Zusammenarbeit aber schon einmal ganz gut, sagen sowohl Sabine Guder als auch Oliver Diekmann. Und für Mobilitas ergeben sich durch die Vergrößerung schon Synergieeffekte - zumindest in der Verwaltung. &bdquo;Es ist auf jeden Fall einfacher, mit vorhandenen Strukturen zu arbeiten, als etwas komplett neu aufzubauen“, meint Katrin Schrader. Passende Lösungen für die Pflege Mobilitas gibt es seit 1997. Angefangen habe sie mit einem Pflegedienst, inzwischen betreue das Unternehmen in Bielefeld rund 360 Patienten in Tagespflege, Wohngruppen und mehr. Das Seniorenzentrum Mennighüffen passe sehr gut zum Konzept von Mobilitas, das Ralf Adams so zusammenfasst: &bdquo;Pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen suchen Lösungen. Lösungen für ihre Alltagsprobleme.“ Wer wie welche Hilfe braucht sei dabei von der individuellen Situation abhängig. Entsprechend individuell müssten auch die Lösungen sein. Und Mobilitas wolle - von der Verhinderungspflege bis zum mobilen Dienst in den eigenen vier Wänden - hier möglichst passende Lösungen liefern. Alles unter einem Dach &bdquo;Das sind viele kleine Mosaiksteine, die da eine Rolle spielen, die sich hier in Löhne sehr konzentriert an einem Ort finden“, erläutert Diekmann. In den drei Hausgemeinschaften werden die Senioren rund um die Uhr betreut, der mobile Pflegedienst besuche nach Bedarf außerdem noch die Bewohner im Servicewohnen vor Ort. Auch die Angebote des AWO-Ortsvereins in der Tagesstätte an der Krellstraße hebt er als sehr positiv hervor. &bdquo;Das ist einfach eine schöne Anlage hier“, meint der Bereichsleiter. Darum sei es für das Unternehmen selbst schon ein eher glücklicher Zufall gewesen, dass auch die Tagespflege in Löhne einen neuen Betreiber suchte. Diese gehört bislang zum AWO-Kreisverband. Am 1. April übernimmt Mobilitas. Dann ist im Seniorenzentrum wieder (fast) alles unter einem Dach.

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