Warum der Kreis Herford bei den Radfahrern in Löhne unbeliebt ist

Löhne. Der Regen macht in diesen Tagen nur kurze Pausen. Entsprechend ist der Zustand des Else-Werre-Radwegs. An vielen Stellen ist der auch bei Fußgängern und Joggern sehr beliebte Weg matschig und kaum nutzbar. Das gilt für den Kreis Herford. Kenner würden auch mit verbundenen Augen spüren, wenn Sie im Kreis Minden Lübbecke unterwegs sind. Fast die gesamte Strecke an der Werre ist dort asphaltiert. Experten und Freizeitsportler kritisieren den Kreis Herford für seine Haltung. Die wassergebundene Decke auf dem Radweg stößt bei starken Regenfällen regelmäßig an ihre Grenzen. Das Wasser kann nicht mehr abfließen. &bdquo;Das liegt zum größten Teil daran, dass diese Wege eigentlich nicht für das Radfahren geignet sind. Neben diesem grundsätzlichen Problem kommt dazu, dass es nicht reicht, sie alle paar Jahre zu schottern. Die Stadt Löhne steckt viel zu wenig Geld in die Pflege. Das verschärft die Situation noch“, sagt Georg Hofemann, Sprecher des ADFC Löhne. Die Lösung des Problems erleben Radfahrer und Fußgänger ein paar hundert Meter hinter der Kreisgrenze. Die verläuft kurz hinter dem Werreknie. Bis zum Kokturkanal, der am Sielwehr mit der Werre verbunden ist, präsentiert sich der Radweg in seiner ganzen Matschigkeit. Dann wird es schnell besser. Erst verläuft der Radweg gepflastert in der Wiese in Richtung Weser. Nach wenigen hundert Metern ist der ausgeschilderte Radweg asphaltiert. Unterschiedliche Regeln Im Kreis Herford gelten offensichtlich andere Regeln am gleichen Fluss und einem Ökosystem, das sicherlich auch mit dem an der Werre im Keise Minden Lübbecke vergleichbar ist. Wassergebunde Decken sind das Mittel der Wahl. &bdquo;Die Werreaue als Flussniederung mit Wasserlauf, Uferzone und angrenzenden Auenbereichen ist als besonderes Landschaftsschutzgebiet im Kreis Herford unter Schutz gestellt“, begründet Patrick Albrecht, Sprecher des Kreises Herford, warum die wassergebundenen Wege der Goldstandard sind. &bdquo;Die Werreauen im Kreis Minden-Lübbecke sind nur in Teilen als besonderes Landschaftsschutzgebiet geschützt. Radwege wie auch der Weserradweg, verlaufen überwiegend im normalen LSG oder auf der Grenze zwischen den beiden Schutzkategorien“, beantwortet Sabine Ohnesorge, Sprecherin der Kreisverwaltung Minden-Lübbecke eine Anfrage der NW. Deutlich macht sie, dass die Prioritäten im Mühlenkreis anders liegen: &bdquo;Wichtige Radverkehrsverbindungen, beispielsweise Routen in einem Radhauptnetz mit hohen Nutzungszahlen von touristischem Radverkehr und Alltags-Radverkehr, sollten im Neubau bevorzugt in Asphaltbauweise ausgeführt werden“, sagt Ohnesorge. Dieser Position sei zu Grunde gelegt, dass die Attraktivität einer Strecke für den Radverkehr maßgeblich von den Breiten, der Führungsform und natürlich auch von der Oberflächengestaltung beeinflusst werde. Der Mühlenkreis stärkt den Radverkehr Mit Blick auf die Positionen wird deutlich, dass die Prioritäten in den Kreisen unterschiedlich sind. Auf dieser Seite der Kreisgrenze wird im Zweifelsfall darauf verzichtet, Strecken für den Radverkehr attraktiver zu machen. &bdquo;Das Problem gibt es nicht nur beim bestehenden Else-Werre-Radweg. Auch die Erweiterung des Werreradwegs in Richtung Mühlenwerk wurde mit dem Verweis auf ein schützenswertes Biotop gekippt“, sagt Hofemann. Hofemann betont, dass die Natur auch für ihn einen hohen und schützenswerten Stellenwert habe. &bdquo;Das ist allerdings immer eine Frage der Abwägung. Eine zwei Meter breite Asphaltschicht statt einer wassergebundenen Decke sollte eigentlich auch im Kreis Herford kein Problem sein. Mann kann doch eine solche Strecke nicht behandeln, als wäre sie eine 20 Meter breite Bundesstraße. Erst recht nicht, wenn ringsum hunderttausende Quadratmeter unversiegeltes Grünland bleiben.“ Nach Hofemanns Überzeugung werde mit dieser verengten Haltung dem Naturschutz nicht gedient. So schaffe man Hürden, den Kreis Herford für Radfahrer attraktiver zu machen und die CO2-Bilanz zu verbessern. &bdquo;Mit dieser Argumentation dringt man aber beim Naturschutzbeirat und der Kreisverwaltung nicht durch. Die stehen quer im Beet.“ Kreis Herford stellte sich Jahre quer Auch Baudezernent Ulrich Niemeyer hat immer wieder betont, dass er die Haltung des Kreises bei diesem Thema nicht nachvollziehen kann. Aus seiner Sicht müsste der Kreis Herford ähnlich pragmatisch handeln wie der Kreis Minden-Lübbecke. Ein Hoffnungsschimmer kam Ende 2023 auf. Der Kreis genehmigte, dass ein häufig besonders matschiges Stück des Radwegs zwischen Weidengrund und Autobahnbrücke asphaltiert werden darf. &bdquo;Der Kreis hat sich Jahre quer gestellt und dann endlich sein ok gegeben“, sagte Niemeyer im Dezember zur NW. Wenn der Kreis in diesem Tempo auch in Zukunft Einsicht im Sinne der Radfahrer zeigen sollte, dann könnten in 20 Jahren auch in Löhne die wassergebundenen Decken Geschichte sein. &bdquo;Man sollte die Hoffnung nie aufgeben“, sagt Radfahraktivist Georg Hofemann.

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