Fast 80 Kinder müssen draußen bleiben: Kita-Plätze bleiben in Löhne Mangelware

Löhne. Die Nachfrage steigt, die Platzzahlen auch. Und dennoch: Dem stetig wachsenden Bedarf an Betreuung wird das Angebot der Löhner Kitas längst noch nicht gerecht. Das geht aus der Planung des Jugendamtes hervor, die jetzt im Jugendhilfeausschuss der Stadt diskutiert werden soll. Insbesondere bei den Jüngsten gucken viele Kinder noch immer in die Röhre. Und obwohl sich die Bilanz der Werrestadt für das kommende Kita-Jahr insgesamt durchaus sehen lassen kann, lässt die Zukunft nichts Gutes erahnen. Konkret listet die Bedarfsplanung insgesamt 1.422 Plätze in den Einrichtungen im Stadtgebiet auf. Der Löwenanteil, nämlich 1.146 Plätze, fällt dabei auf Kinder über drei Jahren. 276 Plätze sind für U3-Kinder vorgesehen. Dass dieses Angebot nicht ausreicht, zeigt derweil ein Blick auf die Neuanmeldungen: Insgesamt 471 Anträge hat das Jugendamt zum neuen Kita-Jahr registriert, Platz ist allerdings lediglich für 392 Kinder. Rein rechnerisch ergibt sich daraus eine Unterdeckung von 79 Kindergartenplätzen. Ein Trend wird (vorerst) gestoppt Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr lag diese Zahl noch bei 185, im Jahr davor bei immerhin 124. Gemessen daran hat die Stadt Löhne zumindest den Trend zu immer größer werdenden Diskrepanzen offenbar gestoppt. Wenngleich die Stadtverwaltung einschränkend betont, dass die Anmeldezahlen in den vergangenen Jahren offenbar stark von der Zuwanderung durch Familien aus der Ukraine geprägt waren. Allerdings konnte auch das Platzangebot zuletzt erhöht werden: Zum neuen Kitajahr 2024/2025 steht insgesamt 32 Kindern mehr eine Betreuung zur Verfügung, als noch im Vorjahr. Über die negativen Aspekte aber können derlei Entwicklungen nur bedingt hinweg täuschen. Denn trotz besserer Abdeckung insgesamt fällt die Unterdeckung für Kinder unter drei Jahren dramatisch aus. Für die 1.143 Kinder aus den betroffenen Geburtsjahrgängen stehen lediglich 276 Plätze in Löhner Kitas zur Verfügung. Im U3-Bereich liegt die Versorgungsquote damit bei gerade einmal 24,15 Prozent. Löhne liegt deutlich überm Landesschnitt Dieser Wert korrigiert sich zwar dank der Tagesmütter und -väter mit insgesamt 171 Plätzen noch einmal deutlich nach oben. Dennoch räumt die Stadtverwaltung ein, ihr selbst gestecktes Ziel nicht zu erreichen: &bdquo;Trotz durchgängiger Bemühungen gestaltet sich die Akquise neuer Kindertagespflegepersonen schwierig, so dass der im Vorjahr anvisierte Platzausbau auf 191 Plätze nicht realisiert werden konnte“, heißt es aus dem Rathaus. Dennoch steht Löhne mit diesen Betreuungszahlen vergleichsweise gut da. Kitas und Tagespflegepersonen zusammen sorgen für eine Versorgungsquote im U3-Bereich von 39,11 Prozent, damit liegt die Werrestadt klar über dem Landesschnitt von gerade einmal 31 Prozent. Und auch im Ü3-Bereich schneidet man mit einer Versorgungsquote von 96,55 Prozent deutlich besser ab: NRW-weit werden im Mittel lediglich 89.7 Prozent der Kinder versorgt. Zufrieden geben möchte man sich im Rathaus damit aber nicht. Dass die Zahlen und Quoten nämlich derart hoch ausfallen, liegt auch an der Einrichtung von 50 provisorischen Ü3-Plätzen in der Evangelischen Kita &bdquo;Himmelsstürmer“. Zudem möchte die Stadt nach eigenem Anspruch &bdquo;alle Kinder, deren Eltern Bedarf angemeldet haben, mit einem Platz in der Kindertagesbetreuung versorgen“, wie es in einer Vorlage zur Jugendhilfeausschusssitzung heißt. Eine Kita steht schon auf der Kippe Ein Vorhaben, dass durchaus zu einer Mammutaufgabe werden könnte. Angesichts des anhaltenden Personalmangels (die NW berichtete mehrfach), trauen sich die in Löhne tätigen Kita-Träger nach Angaben des Jugendamtes noch nicht so recht an Überbelegungen in ihren Einrichtungen heran. Zudem hat die AWO OWL den Mietvertrag für die Kita &bdquo;In den Tannen“ wegen eines erheblichen Sanierungsbedarfs vorsorglich zum Kitajahr 2025/2026 gekündigt. Die Kirchengemeinde Gohfeld als Eigentümer hat bereits angedeutet, das Gebäude verkaufen zu wollen. Nach Angaben der Verwaltung ist derzeit noch nicht abzusehen, wie es am Standort weiter geht. Denkbar wäre eine Unterstützung bei den Renovierungskosten, aber auch die Übernahme durch einen anderen Träger oder die Stadt Löhne selbst wird als Möglichkeit genannt. &bdquo;Sollte die Entscheidung auf eine Aufgabe des Standorts hinauslaufen, müssten andere Optionen in Erwägung gezogen werden“, heißt es in der Verwaltungsvorlage. Zum Erhalt der aktuell 60 Betreuungsplätze müsse dann auch über die Nutzung anderer Gebäude oder die Planung eines Neubaus gesprochen werden. Eine kostspielige Angelegenheit Einen Neubau plant derweil auch der Kirchenkreis Herford für die Kita Siemshof. Auf dem Nachbargrundstück desbisherigen Standorts soll dabei Platz für eine weitere Gruppe geschaffen werden. An der Evangelischen Kita Mennighüffen wird zudem eine Erweiterungsmöglichkeit durch einen Anbau geprüft, um bis zu zwei weitere Gruppen aufnehmen zu können. Und an der Simeonkita in Gohfeld geht zum 1. August ebenfalls eine fünfte Gruppe an den Start. Neben dem Platzangebot macht der Stadtverwaltung aber auch die finanzielle Frage zu schaffen. Sämtliche Kita-Träger, so heißt es aus dem Rathaus, beklagen eine erhebliche Unterfinanzierung ihrer Einrichtungen. &bdquo;Es ist zu erwarten, dass die Kita-Träger künftig mit Blick auf ihre Defizite auch verstärkt an die Kommunenherantreten werden“, fürchtet die Verwaltung. Dabei sind die Kitas schon jetzt eine kostspielige Angelegenheit: Im Haushaltsjahr 2024 übersteigen die Ausgaben nämlich die Einnahmen um stolze 6,8 Millionen Euro. Bei der Kindertagespflege kommt die Stadt auf ein Minus von 1,5 Millionen Euro.

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