Mann bei Hochwasser von Brücke gerettet: Alle Infos zur Werreflut in Löhne

Löhne. Die Werre braucht Platz, viel Platz. Aus dem kleinen Fluss, der fast immer wie ein Kanal vor sich hin dümpelt, ist in den letzten Tagen ein stattliches Gewässer geworden. Während sich die Situation am Sonntag, 24. Dezember, zunächst zuspitzte, entspannte sich die Lage am 1. und 2. Weihnachtsfeiertag vorerst etwas. Die Feuerwehr aktivierte am Sonntagvormittag die Leitstelle an der Brunnenstraße, um die Einsätze zu koordinieren. &bdquo;Alle Flüsse in der Region sind zurzeit schwer belastet“, sagte Löhnes Wehrführer Christian Ehlert. Die Else, die aus Richtung Bünde kommt und die Werre mündet, führte extreme Mengen Wasser mit sich. &bdquo;Bünde ist deutlich schwerer betroffen als Löhne. Dort gibt es großflächige Überflutungen“, sagt der Feuerwehrchef. Ab 6 Uhr im Einsatz Auch in Löhne haben die rund 60 Feuerwehrleute am Vormittag, wenige Stunden, bevor in vielen Familien Weihnachten gefeiert wird, gut zu tun. Zunächst waren die Kräfte in der Deichstraße beschäftigt. &bdquo;Wir wurden gegen 6 Uhr zum ersten Mal alarmiert“. Zunächst lief das Wasser in den Garten und dann in den Keller eines Wohnhauses. Die Feuerwehr pumpte aus. &bdquo;Seit dem poppen immer wieder Einsatzstellen auf“, sagt Ehlert. Zunächst in Obernbeck, später in Gohfeld. &bdquo;In der Straße In den Fichten mussten wir im Grenzbereich zu Bad Oeynhausen eine Reithalle sichern“, sagt er. Das Abpumpen ist schwierig Allerdings ist das Abpumpen des Wassers komplizierter als es klingt. Die Regenwasserkanäle, Gräben und Bäche, die zur Werre führen, sind voll und können nicht ablaufen, weil die Werre einen sehr hohen Wasserstand hat. &bdquo;Dazu kommt, dass sich die Rückstauklappen einiger Kanäle wahrscheinlich nicht richtig schließen“, sagte Ehlert. Diesem Problem gind die Stadt nach. &bdquo;Unser Gewässerexperte Ralf Isemann wird sich heute noch darum kümmern“, sagte Ordnungsamtsleiter Matthias Kuhle, der den Kontakt zur Kreisverwaltung hält, am Sonntag. Unterdessen hofft die Feuerwehr durch eine Maßnahme auf schnelle Entlastung. &bdquo;Wir haben den Werre-Wasserverband gebeten, die Werre aufzustauen“, sagt Christian Ehlert. Der Effekt stellt sich schnell ein Das ist komplizierter als man in einer solchen Situation erwarten würde. &bdquo;Dazu brauchte es eine Genehmigung der Bezirksregierung“, sagt Ehlert. Nach den Regeln des Werre-Wasserverbands war ein Einstauen der Werre noch nicht erforderlich. Das Wasser stand noch nicht hoch genug. &bdquo;Die Probleme wurden gesehen und es kam dann schnell zu einer Genehmigung“, sagt Ehlert. Am Vormittag wurden die großen Stahlplatten des Wehrs an der Schützenbrücke zu einem Teil gesenkt und stauen das Wasser. &bdquo;Wir haben nach zehn Minuten einen Effekt gespürt“, sagt Ehlert. Das Wasser sei nicht mehr angestiegen, der Druck habe nachgelassen. Positive Bilanz Steffen Veenaas, Geschäftsführer des Werre-Wasserverbands, zieht eine positive Zwischenbilanz der erstmaligen Aktivierung des Hochwasserrückhaltebeckens (HRB) seit Jahrzehnten. 3,7 Millionen Kubikmeter Wasser können im 1992 eröffneten HRB gespeichert werden. Schnell füllt sich das Becken, das auf beiden Seiten der Werre vor dem Wehr in Richtung Löhne-Ort liegt. Eingefasst ist es von Deichen. &bdquo;Jetzt wird das Wort Werreauen mit Leben gefüllt“, sagt einer der zahlreichen Löhnerinnen und Löhner, die ihren Spaziergang vor der Bescherung zum &bdquo;Flut gucken“ nutzen. Durch das Aufstauen wird das HRB jetzt vorübergehend als Talsperre eingestuft. 50.000 Sandsäcke Die Feuerwehr war noch bis gegen Mittag im Einsatz. &bdquo;Wir sind bewusst mit einer großen Besetzung aktiv gewesen. Unser Ziel ist, dass wir alle ab heute Nachmittag Weihnachten feiern können“,sagt Ehlert. Der Plan geht auf. Gegen 13.30 Uhr endet der Einsatz. Elf Einsatzstellen haben die Kräfte abgearbeitet. Entwarnung wollte der Feuerwehrchef noch nicht geben. &bdquo;Es ist wieder Regen angesagt.“ Ehlert betont, dass deutlich mehr Haushalte von der Flut betroffen sind. &bdquo;Viele Bürger haben sich selbst geholfen.“ Sollte sich die Situation weiter zuspitzen, ist die Feuerwehr vorbereitet und könnte auf 50.000 Sandsäcke zurückgreifen. &bdquo;Davon sind 200 gefüllt. Weitere können wir von Hand füllen“, sagt Ehlert. Für den Sand ist auch gesorgt. &bdquo;Wir haben mit einem Baustoffhändler abgesprochen, dass er rund im die Uhr in Bereitschaft ist, um uns mit Sand zu versorgen“, sagt Ordnungsamtsleiter Matthias Kuhle. Mann von Brücke gerettet Am 1. und 2. Weihnachtsfeiertag entspannt sich die Lage allerdings zunächst. Der Plan der Feuerwehr geht auf, mit ihren Familien gemeinsam Weihnachten feiern können. Das gilt für fast alle Feuerwehrleute. &bdquo;Gegen 21 Uhr mussten wir am Heiligen Abend allerdings einen Mann in Obernbeck von der Karl-Kröger-Brücke in Löhne-Ort retten“, sagt Christian Ehlert Dienstag zur NW. Es habe erhebliche Gefahr für den Mann und die Retter bestanden. &bdquo;Weshalb er sich auf der Brücke befand und wie er dorthin kam bleibt ungewiss. Der Mann wurde unterkühlt an den Rettungsdienst übergeben“. Es sei großes Glück gewesen, dass die Hilferufe des Mannes gehört wurden. &bdquo;Sein Fahrrad steht wahrscheinlich immer noch auf der Brücke“, sagt Ehlert. Warnung der Feuerwehr Während und nach den Rettungsmaßnahmen seien viele Spaziergänger in diesem Bereich unterwegs gewesen. &bdquo;Wir möchten eindringlich davor warnen, die Bereiche entlang der Werre in der momentanen Lage aufzusuchen. Der Wasserspiegel kann innerhalb weniger Minuten rapide ansteigen und Wege abschneiden. Die Strömungen sind lebensgefährlich“, betont die Ehlert. Seit 2.30 Uhr am Dienstagmorgen unterstützt die Löschgruppe Löhne-Bahnhof die Feuerwehr in Bünde. Deiche an der Else müssen mit Sandsäcken gesichert werden. Die Feuerwehr bleibt in Bereitschaft. &bdquo;Die Lage bleibt auch in Löhne kritisch“, sagt Ehlert. Der Werrepegel unterhalb des Wehrs steigt wieder leicht. &bdquo;Das liegt daran, dass das Weserwasser in die Werre drückt.“ Der Pegel der Weser werde auch in den nächsten Stunden noch weiter steigen. Wasser abgelassen Das Rückhaltebecken wurde unterdessen wieder etwas mehr geöffnet. &bdquo;Die Bezirksregierung hat darauf gedrungen“, sagt Ehlert. Das Becken sei schon ziemlich gut gefüllt gewesen. &bdquo;Wäre es bei dem Wasserstand im Becken geblieben, hätte man keinen Puffer mehr gehabt.“ Als daraufhin der Pegel der Werre auch aus Richtung Wehr wieder anstieg, führte das nicht dazu, dass erneut Keller volliefen. &bdquo;Der Wasserstand war in den Stunden davor ausreichend gesunken“, sagt Ehlert. Er bedankt sich ausdrücklich bei den Feuerwehrleuten für die hohe Einsatzbereitschaft an Weihnachten. &bdquo;Das verlangt auch unseren Leuten viel ab. Diese große Motivation hält die Folgen des Hochwassers in Grenzen“.

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