Kochschule statt Restaurant: Löhner Gastronomie stellt sich wegen hoher Kosten neu auf

Löhne. Es ist ein Schritt, der Marco und Tanja Lignante richtig weh tut. Sie geben das klassische Á-La-Carte-Geschäft in ihrem Restaurant zum Ende des Jahres auf. Weiter machen und ausbauen werden sie dafür ihr Catering. Mit einer Kochschule, Feiern und besonderen Veranstaltungen wollen sie den Kontakt zu den Gästen erhalten. &bdquo;Der ist uns unglaublich wichtig“, sagt Marco Lignante. Darum haben er und seine Familie auch lange mit sich gerungen, wie sie die Zukunft gestalten wollen. Für die jetzt gefällte Entscheidung gebe es mehrere Gründe. &bdquo;Wir kämpfen eigentlich schon seit Corona. Und es wird seitdem nicht besser“, sagt er. Während der Pandemie setzten Lignantes auf Abholservice. &bdquo;Damit wir wenigstens etwas zu tun hatten und mit den Gästen in Kontakt blieben“, sagt Tanja Lignante. Das räche sich jedoch nun, da diese Einnahmen natürlich bei der Rückzahlung der staatlichen Hilfen angerechnet werden. Personalmangel und Inflation Als dann die Lockerungen kamen, verschärfte sich der Personalmangel in der Gastronomie. &bdquo;Es ist ein großes Problem, Mitarbeiter zu finden“, meint Marco Lignante. Seine Frau ergänzt: &bdquo;In der Küche ist es ganz schwierig.“ Aufgrund dessen hatte er in der Vergangenheit sogar schon die Anzahl der Öffnungstage reduziert - um mit einer Vier-Tage-Woche attraktiver für mögliche Mitarbeiter zu sein. Und dann kam noch die Inflation. Vor allem die Lebensmittelpreise haben überproportional angezogen. &bdquo;Der Preis von Olivenöl ist um 350 Prozent gestiegen“, erklärt der Gastronom. All das muss eigentlich irgendwie in den eigenen Preisen abgebildet werden - das würde auch für die Mehrwertsteuererhöhung auf dann wieder 19 Prozent gelten, die 2024 kommen soll. Preiserhöhungen aber stießen erfahrungsgemäß bei den Gästen nur begrenzt auf Verständnis, zumal diese ihr Geld aufgrund von Inflation und Krisen auch mehr zusammenhalten. &bdquo;Wer vorher zweimal im Monat oder jede Woche essen gegangen ist, geht jetzt vielleicht nur noch einmal im Monat“, sagt Marco Lignante. Unsicherheit über die Zukunft Wenn er dann teilweise bis nachts um drei alleine in der Küche arbeite, ohne dass sich der ganze Stress unterm Strich wirklich lohne, mache er sich eben Gedanken. &bdquo;Da gibt es dann gar keine Lebensqualität mehr.“ Innerhalb der Familie sei lange gesprochen worden, es seien auch Tränen geflossen. Am Ende seien aber alle für den Schritt nach vorne gewesen. &bdquo;Wir sind unserer Familie unglaublich dankbar. So etwas geht nur, wenn der richtige Hintergrund da ist“, betont Tanja Lignante. Finanziell sei trotz alledem noch alles im grünen Bereich - auch durch die Cateringfirma, die sich in den vergangenen zwei Jahren vom Beibrot zum wichtigen Standbein entwickelt habe, berichtet das Ehepaar. &bdquo;Aber wir wissen auch nicht, was nächstes Jahr passiert“, meint Marco Lignante und seufzt. &bdquo;Da ist einfach eine große Unsicherheit. Du kannst nichts mehr planen.“ Planbarkeit gehört auch zu den Gründen, warum sich Lignantes entschieden haben, nun auf Catering und Veranstaltungen zu setzen. Im Restaurant muss für Bestellungen nach Karte immer genug vorgehalten werden. Was übrig ist, muss im Zweifel entsorgt werden. Teure Lebensmittel für die Tonne. Und Personal muss bereit stehen, auch wenn doch nicht so viel los ist. Catering als Standbein &bdquo;Beim Catering kann ich sehr gezielt einkaufen und zubereiten“, sagt der erfahrene Koch. Der Cateringbereich gehört schon von Beginn an dazu, also seit 2011. &bdquo;Wir haben da also viel Erfahrung. Das ist ein ganz großer Vorteil. Andere müssen sich da erst einarbeiten“, sagt Tanja Lignante. Lignantes beliefert regelmäßig große Feiern wie etwa Hochzeiten in einem großen Umkreis. Die Menüs würden individuell abgestimmt, das Buffet vor Ort noch betreut. &bdquo;Wir stellen das nicht einfach ab und fahren dann wieder“, erklärt sie. Ein besonderes Programm mit speziellem Fingerfood haben sie für sogenannte Flying Buffets entwickelt, bei denen im Stehen gegessen wird. Darauf wollen sie nun aufbauen, etwa gezielt auch Firmen-Catering anbieten. Und mehr Werbung dafür machen. &bdquo;Das lief bislang eher über Mund-zu-Mund-Propaganda. Die Kontakte kamen bisher meist über das Restaurant“, sagt Marco Lignante. Das fällt nun weg. Um dennoch den Anschluss zu behalten, setzt das Ehepaar stattdessen auf andere Ideen: Besondere Veranstaltungen zu bestimmten Themen zum Beispiel. Mitarbeiter bei Events mit im Boot So ist für Samstag, 20. Januar, schon ein Steakabend geplant. Verschiedene Steaksorten werden live zubereitet und können gekostet werden - von Tomahawk bis Rumpsteak. Bei diesem und anderen Events seien übrigens die bekannten Mitarbeiter von Lignantes im Einsatz. &bdquo;Die stehen hinter uns“, sagt Tanja Lignante. Um das Kerngeschäft kümmert sich das Ehepaar jedoch in Zukunft zu zweit. Während Catering, Feiern und Veranstaltungen auch bisher schon zum Portfolio des Obernbecker Restaurants gehörten, kommt jetzt eine Idee dazu, die der Koch schon länger hatte, sich vorher parallel zum normalen Betrieb nicht so einfach verwirklichen ließ: &bdquo;Wir starten ab Januar mit einer Kochschule“, sagt Marco Lignante. Noch bis Ende Dezember geöffnet Wer Lust hat, kann sich von ihm in die Geheimnisse der guten Küche einweihen lassen - von Soßen bis Pizza. Das erste Thema: &bdquo;Reise durch Italien“, sagt Lignante. &bdquo;Wir starten im Norden und kochen uns dann weiter gen Süden.“ Der Termin ist am 6. Januar. Geöffnet ist Lignantes ganz regulär noch bis Ende Dezember und zwar immer donnerstags bis sonntags ab 17.30 Uhr. Wer Interesse an der Kochschule, am Catering oder den Events hat, kann sich unter Tel. 05732 6819356 melden.

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